PARIS/LONDON (awp international) - Der Aufwärtstrend an Europas Börsen hat auch am Donnerstag angehalten. Bisher schienen die steigenden Anleihezinsen die meisten Finanzmärkte kaltzulassen, kommentierte Analyst Michael Hewson vom Broker CMC Markets UK. Wie lange das in Europa nach der jüngsten Kurserholung weitergehe, bleibe aber abzuwarten.

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verzeichnete um die Mittagszeit ein Plus von 0,61 Prozent auf 3389,07 Punkte. Für den französischen Cac 40 ging es um 0,70 Prozent auf 5431,64 Punkte nach oben. Der britische FTSE 100 gewann lediglich 0,14 Prozent auf 7341,64 Zähler.

Im europäischen Branchenvergleich hatten die Autobauer und -zulieferer die Nase vorn: Der Subindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 rückte um 1,34 Prozent vor. Dafür reichte offenbar schon das Ausbleiben neuer Hiobsbotschaften vom internationalen Handelskonflikt. Ausgehend von seinem vor mehr als eine Woche alten Jahrestief hat der Branchenindex inzwischen rund 8 Prozent gewonnen, nachdem zuvor die Zollstreitigkeiten zwischen den USA und China sowie die Debatte um Dieselfahrverbote und Abgastests die Automobil-Papiere gebeutelt hatten.

Stützend wirkte zudem eine Studie des Analysehauses Kepler Cheuvreux, dessen Experten nicht mehr so pessimistisch auf den Sektor blicken wie zuvor und ihr Votum von "Underweight" auf "Neutral" änderten. Die schlechten Nachrichten im Sektor könnten nun eingepreist sein, hiess es. Derweil sank der schon vortags schwache Index der Immobilienunternehmen am Ende der Übersicht um 0,15 Prozent.

Seitens der Unternehmen blieb die Nachrichtenlage auch am Donnerstag übersichtlich. Die Papiere von Rio Tinto gewannen in London über zwei Prozent - ihnen half der vom Bergbaukonzern angekündigte Aktienrückkauf.

Bei Ryanair sorgte indes weder die Zustimmung der Aktionäre auf der Hauptversammlung zu allen Beschlussvorschlägen noch die nur schwache Mehrheit bei der Bestätigung von Verwaltungsratschef David Bonderman für deutliche Kursausschläge: Die an der Londoner Börse notierten Anteilsscheine der irischen Billigfluglinie gewannen 0,07 Prozent. Das Unternehmen liegt europaweit mit Piloten und Flugbegleitern im Streit über Löhne und Arbeitsbedingungen.

In Zürich honorierten Nestle-Anleger die Prüfung strategischer Optionen für das Hautpflege-Geschäft mit einem Kursplus von 0,88 Prozent. Der Nahrungsmittelkonzern setzt damit weiter auf die Konzentration auf sein Kerngeschäft. Welche Möglichkeiten die Schweizer für den genannten Bereich in Betracht ziehen, blieb aber zunächst offen. Ein möglicher Verkauf der Sparte hätten keinen grossen Einfluss auf die Schätzungen für das Unternehmen schrieb Goldman-Analyst Mitch Collett.

Für die Aktien von Telecom Italia ging es trotz offenbarer Pläne für den Ausbau des Brasilien-Geschäfts nicht vom Fleck. Der italienische Telekommunikationskonzern prüfe eine Offerte für Nextel, den fünftgrössten Mobilfunkanbieter des Landes, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen./gl/stw