PARIS/LONDON (awp international) - Europas wichtigste Aktienmärkte sind aufgrund einer erneuten Verschärfung des Handelskonflikts zwischen den USA und China am Donnerstag in die Knie gegangen. Der EuroStoxx 50 verlor am Vormittag 1,12 Prozent auf 3469,93 Punkte. Für den französischen Cac 40 ging es um 0,65 Prozent auf 5462,88 Punkte abwärts. Der britische FTSE 100 fiel um 0,68 Prozent auf 7600,68 Zähler.

Die Regierung von US-Präsident Donald Trump droht China im Handelskonflikt mit einer weiteren Eskalation. Trump wies seinen Handelsbeauftragten Robert Lighthizer an, eine Erhöhung der geplanten Zölle auf chinesische Waren im Wert von 200 Milliarden US-Dollar von 10 auf 25 Prozent zu prüfen. Die Massnahme solle die chinesische Regierung zu einem Politikwechsel bewegen, um gerechtere Marktbedingungen zu schaffen, sagte Lighthizer und bestätigte damit Medienberichte vom Vortag.

"Gerade wo die Börsen dank starker Bilanzzahlen an Schwung gewinnen konnten, sorgen die Drohungen von US-Präsident Trump nun wieder für Nervosität unter den Investoren", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic von AxiTrader. Hinzu komme die Tatsache, dass viele Anleger im Hochsommer grössere Risiken scheuten.

Nach Branche betrachtet, wurden europaweit Bergbauwerte mit einem Minus von mehr als 2 Prozent am meisten verkauft. Bisheriger Tagesgewinner waren Aktien aus dem Nahrungsmittel- und Getränkesektor mit einem Plus von 0,4 Prozent.

Unter den Einzelwerten standen Axa-Papiere mit einem Kursgewinn von 1,2 Prozent an der Spitze des EuroStoxx-50-Index'. Europas zweitgrösster Versicherer setzt nach einem Gewinnrückgang noch stärker auf das Schaden- und Unfall-Geschäft. Der Verkauf einer Lebensversicherungstochter an einen Finanzinvestor soll den Franzosen rund eine Milliarde Euro einbringen. Das Geld kann Axa-Chef Thomas Buberl gut gebrauchen, um die 15 Milliarden US-Dollar schwere Übernahme des US-Versicherers XL Group zu stemmen.

Noch besser sah es für die Papiere der London Stock Exchange aus, die sich um 2,6 Prozent verteuerten. Der Börsenbetreiber hatte nach unerwartet starken Halbjahreszahlen seine Zwischendividende um fast 20 Prozent angehoben.

Der problembehaftete britische Triebwerksbauer Rolls-Royce will schon in diesem Jahr die ersten Früchte seines verschärften Sparprogramms ernten. Im operativen Geschäft ohne Sonderbelastungen lief es für Rolls-Royce im ersten Halbjahr dank der brummenden Flugzeug- und Antriebssparten besser als ursprünglich gedacht. Die Rolls-Royce-Aktien legten um 3,3 Prozent zu.

Einen Verlust von knapp 2 Prozent mussten hingegen die Anteilsscheine der Societe Generale hinnehmen. Bei der französischen Grossbank liefen die Geschäfte im Investmentbanking und an den Kapitalmärkten im zweiten Quartal wieder besser als noch zum Jahresauftakt. Probleme bereiten aber nach wie vor die niedrigen Zinsen in Europa, die vor allem im Heimatmarkt auf die Erträge drückten./edh/fba