NEW YORK (awp international) - Die Anleger in New York haben das von der US-Notenbank bereitgestellte Pulver offenbar bereits am Mittwoch verschossen. Der Leitindex Dow Jones Industrial verlor am Donnerstag jedenfalls zwei Stunden vor Schluss 0,18 Prozent auf 24 971,07 Punkte, nachdem er am Vortag getrieben vor der Aussicht auf eine vorsichtigere Geldpolitik noch einen Ausflug über die Marke von 25 000 Punkte gewagt hatte. Die Fed hatte bei künftigen Zinsanpassungen eine "geduldige" Vorgehensweise signalisiert.

Einmal mehr standen nun am Donnerstag wieder eine Vielzahl an Unternehmenszahlen im Fokus. Nach der stützenden Wirkung an den vergangenen beiden Tagen gingen sie dieses Mal im Dow Jones aber eher mit negativen Reaktionen einher. Allen voran wurde der Leitindex mit einem kräftigen Kursrutsch von DowDupont belastet, aber auch bei Visa oder Microsoft kamen die Resultate nicht gut an.

DowDupont stellte die Aktionäre vor seiner Aufspaltung auf einen schwachen Jahresauftakt ein, woraufhin die Aktien mit einem Kursabschlag von satten 8,3 Prozent für Aufsehen sorgten. Im Schlussquartal 2018 hatten die Ergebnisse des Chemiekonzerns stagniert. Aus der Branche wurden LyondellBasell mit einem Minus von 2 Prozent in Mitleidenschaft gezogen.

Deutlich besser lief es für die Technologiewerte: Angetrieben von 12-prozentigen Kursgewinnen bei Facebook war die Stimmung hier weiter bestens. Der Auswahlindex Nasdaq 100 rückte um 1,49 Prozent auf 6909,67 Punkte vor auf seinen höchsten Stand seit Anfang Dezember. Auch am breiten Markt war die Tendenz besser, wie der S&P 500 mit einem Aufschlag von 0,75 Prozent auf 2701,04 Punkte zeigte.

Für Facebook war das vergangene Quartal erstaunlich gut gelaufen. Obwohl das weltgrösste Online-Netzwerk seit Monaten von einer Krise in die nächste schlittert, nimmt das Geschäft keinen Schaden. Im Weihnachtsquartal hatte Facebook den Umsatz im Jahresvergleich um 30 Prozent gesteigert. Laut Analyst Mark Mahaney von RBC wurden in jeglicher Hinsicht die Erwartungen übertroffen.

Neues Leben kam am Donnerstag auch in die Aktien der kriselnden US-Industrie-Ikone General Electric . Sie schossen um knapp 13 Prozent nach oben auf den höchsten Stand seit Ende Oktober, nachdem es der Konzern wieder in die schwarzen Zahlen geschafft hatte. Als wichtig galt aber auch eine Einigung mit dem US-Justizministerium im Falle laufender Ermittlungen wegen einer dubiosen Buchhaltung.

Bei Kreditkarten- und Zahlungsanbietern ging es unterschiedlich zu: Im Dow fielen Visa nach Zahlen um 2,5 Prozent, während Mastercard im breiten Markt um 4 Prozent angezogen. Beide Unternehmen hatten zum Jahresende dank des guten Weihnachtsgeschäfts prächtig verdient. Bei Visa fanden Analysten aber ein Haar in der Suppe mit schwächeren Kreditkartenumsätzen in Übersee.

An der Nasdaq sackten die Aktien des alternativen Bezahlsystemanbieters Paypal dagegen um 4,3 Prozent ab. Trotz des boomenden Internethandels hatte der Zahlungsdienstleister im Weihnachtsquartal deutlich weniger verdient.

Ein weiterer Dow-Verlierer war mit 1,35 Prozent die Aktie von Microsoft , auch wenn der Software-Riese zum Jahresende prächtig verdient hatte. Laut Analyst Mark Moerdler vom Analysehaus Bernstein wurde der Schwung im Cloud-Geschäft aber abgebremst von einer Schwäche mit klassischen Windows- und Konsumentenprodukten.

Ansonsten standen noch die Aktien von United Parcel Service (UPS) nach der Zahlenvorlage mit einem Kurssprung um etwa 5 Prozent im Mittelpunkt. Hohe Kosten bei der Altersvorsorge seiner Beschäftigten hatten dem Logistiker zwar einen Gewinnrückgang eingebrockt, der Umsatz war aber mit Hilfe höherer Preise gesteigert worden.

Eher kritisch beäugt wurde dagegen Tesla , wie ein moderates Minus von 0,5 Prozent zeigt. Der Elektroautobauer hatte zwar ein weiteres Quartal mit schwarzen Zahlen abgeschlossen, aber weniger verdient als erwartet. Die Aktie wurde ausserdem vom plötzlichen Abschied des Finanzchefs gebremst./tih/he