NEW YORK (awp international) - Unter dem Eindruck starker Unternehmenszahlen deuten sich an den US-Börsen auch am Dienstag Gewinne an. Nach der Erholungsrally vom Vortag übertrafen weitere US-Konzerne die Erwartungen der Analysten und liessen Konjunktursorgen in den Hintergrund treten. Experten zweifeln derweil daran, wie lange der Auftrieb anhalten wird.

Rund eine Dreiviertelstunde vor Handelsbeginn deuteten sich an den wichtigsten US-Börsen satte Gewinne an. Der Broker IG taxierte den Leitindex Dow Jones Industrial 1,8 Prozent höher auf 30 717 Punkte. Der technologielastige Index Nasdaq 100 dürfte 2,2 Prozent höher mit 11 304 Zählern in den Handel starten. Bereits am Vortag hatte er mit einem Plus von knapp 3,5 Prozent geschlossen.

Die anlaufende Berichtssaison könne für US-Konzerne noch negative Überraschungen bereithalten, schrieb Joachim Schallmayer, Kapitalmarktexperte der Deka-Bank. Ihm zufolge ist die durchschnittliche Gewinnerwartung zu hoch veranschlagt, wenn steigende Zinsen, die schwächelnde Konjunktur sowie die Dollar-Stärke mit in Betracht gezogen würden. Die erwarteten Zinsschritte seien hingegen am Markt eingepreist - ihre Umsetzung dürfte laut Schallmayer kaum noch auf die Kurse drücken.

Die Nachhaltigkeit der jüngsten Kursgewinne stellt auch Marktanalyst Craig Erlam infrage. "Das Gefühl einer Bärenmarktrally ist immer noch stark vorhanden", schrieb der Experte vom Broker Oanda. Nachdem in der vergangenen Woche die Teuerungsrate für Kurskapriolen gesorgt habe, zögen sich die Märkte nun an positiven Nachrichten aus der britischen Regierung nach oben. Beides tauge nicht für einen nachhaltigen Aufwärtstrend.

Wie es weitergeht mit der US-Wirtschaft und folglich mit der Zinspolitik, darüber könnten frische Daten zur Industrieproduktion im September Aufschluss geben. Sie werden kurz vor dem Handelsstart bekannt gegeben. Bislang schlug sich die US-amerikanische Industrie trotz anhaltender Lieferengpässe recht wacker. Eine Erklärung dafür ist, dass die USA weniger stark von der Energiekrise betroffen sind, da sie sich selbst mit Öl und Gas versorgen können.

Aufseiten der US-Unternehmen rückten abermals Banken in den Fokus. Beim Branchenriesen Goldman Sachs brachen die Nettoerträge zwar ein, allerdings nicht so stark wie von Experten erwartet. Im vorbörslichen Handel legten die Papiere um knapp drei Prozent zu.

Bergauf ging es auch für die Aktien von Johnson & Johnson . Den Gesundheitskonzern bremsten beim Umsatz Währungseffekte aus - der bereinigte Nettogewinn sank sogar um 2,7 Prozent auf rund 6,8 Milliarden Dollar. Allerdings hatten Analysten ein schwächeres Ergebnis auf dem Zettel. Die Aktie lag vorbörslich mit zwei Prozent im Plus.

Salesforce zogen vor dem Handelsstart um rund 7 Prozent hoch. Wie der TV-Sender "CNBC" berichtet, kaufte ein aktivistischer Investor einen Anteil an dem US-Softwarehersteller.

Zudem schossen die Papiere von Akouos vorbörslich um 88 Prozent hoch, während Eli Lilly um 1,0 Prozent zulegten. Der Pharmakonzern will das Biotechunternehmen übernehmen. Für Anleger, die die Aktie erst Anfang August gekauft haben, würde der aktuelle Kurssprung ein Kursplus von insgesamt etwas mehr als 420 Prozent bedeuten.

Am Abend werden ausserdem noch Kennzahlen des Streamingdienstes Netflix erwartet./jcf/ck/mis