PARIS/LONDON (awp international) - Die Anleger am europäischen Aktienmarkt haben am Mittwoch den von der Wall Street vorgegebenen Schwung mitgenommen. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone rückte am späten Vormittag um 1,09 Prozent auf 3317,45 Punkte vor, nachdem Investoren am Vorabend in New York neuen Mut fassten. Sie liessen sich ihre gute Laune auch von einem deutlich eingetrübten deutschen Geschäftsklima nicht verderben.

Börsianern zufolge ist die Unsicherheit über den künftigen wirtschaftspolitischen Kurs unter Donald Trump erst einmal verflogen. Positiv gewertet wurde auch die weltweit angelaufene Berichtssaison, mit deren Rückenwind es auch den Länderbörsen positiv zuging: In Paris gewann der CAC-40 0,93 Prozent auf 4875,16 Punkte. Der Londoner FTSE 100 legte am Tag nach dem Entscheid, dass sich das Parlament nochmals mit der Austrittserklärung aus der EU befassen muss, moderat um 0,19 Prozent auf 7164,19 Zähler zu.

Im europäischen Branchenvergleich glänzten vor allem die Banken- und Versicherungswerte mit Anstiegen von bis zu 2 Prozent. Für Branchenfantasie sorgten dort weiter schwelende Fusionsgerüchte in Italien. Die Grossbank Intesa Sanpaolo hatte am Vorabend die Spekulation mit der Bestätigung eines erwogenen Zusammenschlusses mit dem Versicherungskonzern Generali angeheizt. Generali knüpften mit einem weiteren Plus von fast 1 Prozent an ihre Rally vom Vortag an. Für die Aktien von Intesa Sanpaolo ging es hingegen noch weiter um rund 3 Prozent nach unten.

Im Bankenbereich sorgten auch positive Resultate der Banco Santander für gute Stimmung. Die Papiere des spanischen Instituts rückten an der EuroStoxx-Spitze um mehr als 3 Prozent vor. Experten zeigten sich überrascht davon, dass die Bank im vergangenen Jahr trotz der Brexit-Folgen und der niedrigen Zinsen ihren Gewinn steigern konnte. Mit einem deutlichen Sprung über die Marke von 5 Euro erreichten sie ihren höchsten Stand seit dem Herbst 2015.

Sehr freundlich ging es ausserdem im Autosektor zu, dessen Teilindex mehr als 1 Prozent zulegte. Als weniger konjunkturabhängig geltende Branchen wie Versorger, Telekommunikation und Lebensmittel sowie Immobilien waren derweil nicht so stark gefragt. Auf letztere Branche blicken die Experten von Goldman Sachs mittlerweile weniger optimistisch: Sie senkten ihre Empfehlung für den europäischen Real-Estate-Sektor auf "Neutral".

Papiere aus dem Baustoffsektor gehörten derweil wegen der weiter am Markt gespielten Investitionen in die US-Infrastruktur zu den Gewinnern, wie der rund 1,5 Prozent festere Branchenindex zeigt. Der neue US-Präsident Donald Trump hatte in der Nacht bei Twitter einen grossen Tag für die Nationale Sicherheit angekündigt. In US-Medien hiess es, Trump werde am Mittwoch den Bau der Mauer mit Staatsmitteln anordnen.

In London gehörten die Aktien von Antofagasta mit plus 1,70 Prozent zu den Gewinnern. Händler begründeten die Kursgewinne mit positiven Produktionszahlen. Die Papiere des Bergbaukonzerns hoben sich dabei von einem insgesamt eher schwächeren Branchentrend ab: Minenwerte verloren nach ihrer starken Kursperformance vom Vortag insgesamt an Schwung.

In Zürich waren die Augen vor allem auf die Papiere des Computerzubehör-Herstellers Logitech gerichtet. Wegen guter Quartalszahlen schossen sie zuletzt um rund 13 Prozent nach oben./tih/fbr