FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger am deutschen Aktienmarkt brauchen auch in der neuen Woche starke Nerven. Die Kurse könnten sich Experten zufolge zwar noch etwas erholen, das Risiko eines erneuten Rückschlags bleibt aber. Die Stabilisierung der Ölpreise und die Aussicht auf weitere Geldspritzen durch die Europäische Zentralbank (EZB) hätten den Ausverkauf an den Aktienmärkten zwar scheinbar gestoppt, schrieb Analystin Claudia Windt von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) in einer Studie. Ob die Erholung eine Trendwende markiere, sei aber dahingestellt. Vielmehr dürften Schwankungen an der Tagesordnung bleiben.

Der deutsche Leitindex Dax war zur Wochenmitte im Sog eines fortgesetzten Ölpreisverfalls und damit einhergehenden Sorgen über die Weltwirtschaft unter 9315 Punkte und damit auf den tiefsten Stand seit Dezember 2014 gerutscht. Die anschließende Erholung bezeichneten Börsianer nach dem rasanten Kursrückgang als fast schon überfällig. So summieren sich die Verluste des Dax trotz des Kurssprungs vor dem Wochenende im Verlauf des noch jungen Jahres immer noch auf rund 9 Prozent.

Chartexperte Franz-Georg Wenner vom Börsenstatistik-Magazin Index-Radar spricht denn auch von einer sogenannten "Bärenmarkt-Rally". Darunter verstehen Börsianer rasche Kursanstiege in einem übergeordneten Abwärtstrend. Dieser Trend sollte Wenner zufolge nicht vergessen werden, wenngleich der Dax im Zuge der Erholung noch etwas Luft nach oben haben könnte. Dann dürfte es aber wieder nach Süden gehen.

Die Experten der Landesbank Baden-Württemberg bleiben ebenfalls skeptisch. Wenngleich die Aktienmärkte zu stark abverkauft erschienen, sei die seit dem Beginn der jüngsten Abwärtsbewegung Ende November verstrichene Zeit zu kurz für die Ausbildung eines tragfähigen Bodens. Größere Kurskorrekturen wie die derzeitige dauerten in der Regel zweieinhalb bis drei Monate.

Auf Unternehmensseite könnte in der neuen Woche die Berichtssaison für frische Impulse sorgen. Am Dienstag öffnet Siemens seine Bücher. Der Elektrokonzern dürfte nach Einschätzung von Analysten trotz des Rückenwinds vom schwachen Euro eher schleppend in sein neues Geschäftsjahr gestartet sein.

Ansonsten berichten hierzulande vor allem Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe über ihre Geschäftsentwicklungen, während die Berichtssaison in den USA bereits voll in Fahrt ist. Dort legen unter anderen der iPhone-Konzern Apple , der Flugzeugbauer Boeing sowie der Software-Hersteller Microsoft Zahlen vor.

In den USA richten sich die Blicke zudem auf die Notenbank Fed, die zur Wochenmitte über ihre Zinspolitik entscheidet. Die Fed hatte im Dezember erstmals seit der Finanzkrise den Leitzins angehoben. Experten zufolge dürften die Notenbanker nun zunächst stillhalten. Die nächste spannende Sitzung werde erst Mitte März stattfinden, schreibt Helaba-Experte Patrick Franke in einem Wochenausblick.

Der Fokus liegt Franke zufolge stattdessen auf Konjunkturdaten, wie dem US-Auftragseingang langlebiger Güter sowie der ersten Schätzung zum Wirtschaftswachstum der USA im vierten Quartal. In der Eurozone stehen Daten zum Wirtschaftswachstum, zur Preisentwicklung sowie das deutsche Ifo-Geschäftsklima im Mittelpunkt des Interesses. Letzteres dürfte den Experten der BayernLB zufolge am Montag deutlich machen, dass die deutsche Konjunktur zu Beginn des Jahres insgesamt solide läuft./mis/ag/stb

--- Von Michael Schilling, dpa-AFX ---