Frankfurt (Reuters) - Nach dem jüngsten Kursrutsch tasten sich Anleger an die europäischen Aktienmärkte zurück.

Dax und EuroStoxx50 stiegen am Donnerstag um jeweils etwa eineinhalb Prozent auf 15.370,26 beziehungsweise 3993,24 Punkte, nachdem sie am Mittwoch um fast zwei Prozent abgerutscht waren. Der US-Standardwerteindex Dow Jones legte 0,8 Prozent zu.

Es müsse aber mit weiteren Rücksetzern gerechnet werden, warnte Anlagestratege Sebastien Galy von der Vermögensverwaltung der Nordea Bank. "Etwas ist aus dem Gleichgewicht geraten. Die Furcht vor einer Inflation wird europäische Aktien beeinflussen. Die Korrektur wird aber geringer und kürzer ausfallen, da sie im Vergleich zu den USA nicht so teuer sind."

Balsam für die Seelen der Investoren waren die Protokolle der geldpolitischen Beratungen der US-Notenbank im April. Darin hatte die Fed-Führung zwar die Tür für eine Diskussion um eine Drosselung ihrer Wertpapierkäufe geöffnet. "Das Eingeständnis, dass die aktuelle Geldpolitik überprüft werden muss, bedeutet aber nicht, dass die Notenbank ihre aktuelle lockere Geldpolitik aufgibt", sagte Analyst Ricardo Evangelista vom Brokerhaus ActivTrades. Vor diesem Hintergrund büßte der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, 0,5 Prozent ein.

Europäische Anleger könnten sogar noch entspannter sein, sagte Anlagestratege Andy Cossor von der DZ Bank. Die Europäische Zentralbank (EZB) sei von einer Verringerung ihrer Anleihekäufe noch weiter entfernt als die Fed. Dennoch blieb die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen mit minus 0,109 Prozent auf Tuchfühlung mit ihrem jüngsten Zwei-Jahres-Hoch.

SCHNÄPPCHENJÄGER AUF DER PIRSCH

Auch bei Kryptowährungen griffen Investoren wieder zu. Einige von ihnen sähen dies offenbar als letzte Chance, günstig an Bitcoin und Ethereum zu kommen, sagte Ruud Feltkamp, Chef der Kryptowährungshandelsplattform Cryptohopper. "Die nächsten Monate werden entscheiden, ob die Hausse weitergeht oder ob es der Anfang vom Ende ist." Die beiden wichtigsten Cyber-Devisen verteuerten sich um jeweils rund zehn Prozent auf 41.723 beziehungsweise 2924 Dollar. Am Mittwoch waren ihre Kurse zeitweise um 30 und fast 50 Prozent eingebrochen.

Parallel dazu griffen Investoren auch bei Werten aus dem Kryptowährungssektor und Unternehmen, die sich mit der Bitcoin & Co zugrundeliegenden Blockchain-Technologie befassen, beherzt zu. So stiegen die Papiere von Coinbase, Riot, Marathon, Overstock und Silvergate an der Wall Street um bis zu sieben Prozent. Die Titel der deutschen Bitcoin Group, die eine Kryptowährungsbörse betreibt, gewannen 13 Prozent. Papiere des Elektroautobauers Tesla und der Softwarefirma MicroStrategy, die Milliarden in Bitcoin investiert haben, rückten bis zu 7,3 Prozent vor.

ERNEUTE ÜBERNAHMEFANTASIE UM HELLA - ÖLPREIS FÄLLT

Am deutschen Aktienmarkt stach Hella mit einem Kursplus von 9,4 Prozent heraus. Einem Bericht des "Manager Magazins" zufolge sind neben diversen Finanzinvestoren auch die Konkurrenten Faurecia aus Frankreich und Hasco aus China an dem Autozulieferer interessiert. Bei Letzterem könnte die Bundesregierung intervenieren, kommentierte Analyst Sascha Gommel von der Investmentbank Jefferies. Faurecia könne die Übernahme nur mit einem Partner stemmen.

Spekulationen auf die Rückkehr iranischen Rohöls auf den Weltmarkt drückten unterdessen die Energiepreise. Die Ölsorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um 0,6 Prozent auf 66,31 Dollar je Barrel (159 Liter). Zuvor hatten sich Russland und einige europäische Staaten optimistisch über den Ausgang der Atomverhandlungen mit der Islamischen Republik geäußert. Bei einer Wiederbelebung des Abkommens von 2015 könnten die US-Sanktionen gegen das Land gelockert werden. Dank der erwarteten Erholung der Nachfrage in den kommenden Monaten, bringe das zusätzliche Angebot den Markt aber nicht aus dem Gleichgewicht, schrieben die Analysten des Brokerhauses PVM Oil Associates.