FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 19. April 2017. Trotz höherer US-Leitzinsen steigt der Goldpreis, vor Ostern wurde ein neues Jahreshoch erreicht. Den jüngsten Ölpreisanstieg halten viele Analysten für übertrieben.

Goldfans können sich freuen, die Notierungen klettern wieder: Am Mittwochmittag wird die Feinunze zu 1.285 US-Dollar gehandelt, vor einem Monat waren es nur 1.200 US-Dollar. Seit Anfang des Jahres ergibt sich damit ein Plus von fast 13 Prozent. Ein Grund für den Höhenflug ist der wieder schwächere US-Dollar, der Gold außerhalb des Dollarraums günstiger macht.

Die DekaBank verweist zudem auf die abflauenden Inflationsraten, die die Zinserwartungen in den USA und in Euroland drückten. "Damit wurde Gold wieder attraktiver", bemerkt Rohstoffexpertin Dora Borbély. Zusätzlich sei die Regierung Trump "entzaubert" worden. "Sie kann offensichtlich auch nur mit Wasser kochen - sprich ist vom US-Kongress abhängig - und muss auf die Umsetzung einiger bedeutender Pläne bis auf Weiteres verzichten." Die Bank hat ihre Goldpreisprognose erhöht, erwartet aber lediglich 1.150 US-Dollar je Feinunze in zwölf Monaten.

Viele Goldpreisoptimisten

Martin Siegel, Geschäftsführer des Edelmetallspezialisten Stabilitas, sieht sich in der Einschätzung bestätigt, dass sich steigenden Zinsen nicht negativ auf den Goldpreis auswirken. "Auch die erneute Leitzinserhöhung der US-Notenbank Mitte März hat dem Goldpreis nicht geschadet." Höhere Zinsen und eine ansteigende Inflationsrate böten das perfekte Umfeld für eine Goldhausse.

Auch die Rohstoffanalysten des Edelmetallhändlers Heraeus Metal rechnen mit anziehenden Preisen. Ungeachtet eines physischen Überangebots werde Gold im weiteren Jahresverlauf von seiner Rolle als "sicherer Hafen" profitieren.

Der ETC-Emittent ETF Securities meldet Zuflüsse in Gold-ETCs (WKN A0LP78) nach dem US-Raketenangriff in Syrien, diese hätten auch danach angehalten. Bei Silber-, Platin- und Palladium-ETCs habe es hingegen leichte Abflüsse gegeben.

Auf der Umsatzliste der Börse Frankfurt für die vergangenen vier Wochen stehen Gold-ETCs ganz oben, allen voran Xetra-Gold (WKN A0S9GB), gefolgt vom db Physical Gold Euro Hedged (WKN A1EK0G), Source Physical Gold (WKN A1MECS) und db Physical Gold Euro Hedged (WKN A1E0HR). Viel um ging auch im ETFS Physical Silver (WKN A0N62F).

Öl: Opec nicht mehr entscheidend

Ein Barrel der Nordseesorte Brent kostet unterdessen wieder 55 US-Dollar. Damit hat sich die Notierung vom deutlichen Rückgang im März erholt. Auslöser waren Spekulationen auf eine Verlängerung der Opec-Produktionskürzungen sowie die Luftangriffe der USA in Syrien. "Zwar ist Syrien selber als Ölproduzent unbedeutend. Doch durch seine Lage im Nahen Osten wird die Gefahr eines potenziellen Flächenbrands in der ölreichen Region größer", kommentiert die DekaBank. Sie rechnet mit 52 US-Dollar je Barrel Brent in sechs und 55 US-Dollar in zwölf Monaten.

Neues Ölzeitalter

Die HSH Nordbank geht davon aus, dass der Ölpreis wieder fallen wird - egal, ob die Opec sich am 25. Mai für oder gegen eine Verlängerung der Produktionskürzungen über den Juni hinaus entscheiden wird. Im Fall einer Verlängerung werde der Preis zwar kurzzeitig auf 60 bis 65 US-Dollar klettern, dann drohe aber ein erneuter Angebotsschock. "Die amerikanische Ölproduktion wird noch mehr steigen", erläutert HSH-Analyst Jan Edelmann.

Werde die Kürzungsvereinbarung nicht verlängert, dürfte der Markt sofort verschnupft reagieren, der Preis fallen. "Im neuen Ölzeitalter haben sich die Machtverhältnisse von der Opec zur US-Schieferölindustrie verlagert", resümiert Edelmann. "Saudi-Arabien und den anderen Opec-Staaten wird nicht anderes übrigbleiben, als die vor zwei Jahren eingeschlagene Strategie, um Marktanteile zu kämpfen, fortzusetzen."

"Wir halten den Ölpreisanstieg nach dem Raketenangriff in Syrien für eine Überreaktion", bemerkt auch Jan-Hendrik Hein von ETF Securities. "Bei Syrien handelt es sich um keinen bedeutenden Erdölproduzenten." Er meldet Gewinnmitnahmen in Öl-ETCs wie dem ETFS Brent Crude (WKN A1N49P). An der Börse Frankfurt konzentrierten sich ETC-Anleger in den vergangenen Wochen auf den ETFS Brent 1 mth (WKN A0KRKM) und den von ETF Securities genannten ETFS Brent Crude.

Industriemetalle wieder günstiger

Nach dem Preisanstieg in den ersten Wochen dieses Jahres haben sich viele Industriemetalle zuletzt wieder verbilligt: So liegt der Kupferpreis aktuell bei 5.579 US-Dollar je Tonne nach über 6.100 US-Dollar im Februar. Ähnlich sieht es aus bei Zink: Der Preis notiert bei 2.610 nach über 2.900 US-Dollar im Februar.

Extrem schwankungsanfällig zeigt sich Nickel: Der Preis war im Januar bis auf 9.350 US-Dollar gefallen und im Februar auf über 11.000 US-Dollar gestiegen, aktuell sind es wieder nur 9.695 US-Dollar. Siegel verweist auf die Aufhebung des indonesischen Exportverbots im Januar. "Zwei große indonesische Nickelproduzenten haben laut Regierungsbehörde Antrag auf Ausfuhr von 12 Millionen Tonnen Nickelerz gestellt, was das Angebot auf den globalen Märkten deutlich vergrößern würde." Statistiken von ETF Securities zufolge stockten Anleger in den vergangenen vier Wochen ihre Kupfer-, Nickel- und Zinkpositionen auf, trennten sich aber von Aluminium- und Zinn-ETCs.

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von Anna-Maria Borse,

19. April 2017, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)