FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Der Ölpreis ist zuletzt deutlich gestiegen - auf den höchsten Stand seit Ende 2014. Auf längere Sicht hängen aber die Industriemetalle andere Rohstoffe ab.

10. Januar 2018. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Für Rohstoffanleger war 2017 ein gutes Jahr, viele - wenn auch nicht alle - Rohstoffpreise stehen jetzt deutlich höher. Der Start in das neue Jahr ist ebenfalls gelungen, ETF Securities zufolge kletterten die Rohstoffpreise seit dem letzten Tief Mitte Dezember um 6,5 Prozent nach oben, wobei sich der Aufwärtstrend auf mehr oder weniger alle Produkte erstreckte.

Treiber waren der abermals schwächere US-Dollar und - was Öl angeht - die Konflikte im Iran. "Das kann aber nicht als Signal für eine insgesamt positive Entwicklung von Rohstoffen in diesem Jahr gesehen werden", meint Jan-Hendrik Hein von ETF Securities. Der ETC-Emittent rechnet mit einer sehr heterogenen Entwicklung.

Vierjahreshoch bei Brent

Vor allem Öl hat sich zuletzt klar verteuert, ein Barrel der Nordseesorte Brent kostet am Mittwochmorgen 69 US-Dollar, so viel wie zuletzt Ende 2014. Im Juni 2017 waren es nur 44 US-Dollar, im Tief vom Januar 2016 sogar nur 29 US-Dollar. "Derzeit treiben die Unruhen im Iran und die extreme Kälte in Teilen der USA die Preise nach oben", erläutert Barbara Lambrecht von der Commerzbank. Sie geht davon aus, dass sich durch die US-Kältewelle der Abbau der US-Ölvorräte noch etwas fortsetzen wird. "Dennoch erachten wir die hohen Erwartungen des Markts als überzogen und erwarten bis zum Frühjahr eine deutliche Preiskorrektur", erklärt die Rohstoffanalystin. Schließlich sei der Markt auf mittlere Sicht reichlich versorgt. "Wir rechnen damit, dass der Brent-Ölpreis im Frühjahr deutlich unter 60 US-Dollar fällt."

Anleger steigen aus

Hein von ETF Securities verweist auf die zunehmenden Short-Positionen in Rohöl-ETCs. "Das Bewusstsein steigt, dass die aktuellen Preise nicht nachhaltig sind, vor allem dann nicht, wenn die USA die Förderung ausweiten und der Iran wieder zur Ruhe kommt." Er geht davon aus, dass sich der Ölpreis 2018 wieder in der Spanne zwischen 45 und 60 US-Dollar bewegen wird.

Anleger trennten sich ETF Securities zufolge weiter von Öl-ETCs, damit setzte sich der Trend vom vergangenen Jahr fort. An der Börse Frankfurt waren die Umsätze in den vergangenen vier Wochen besonders hoch im ETFS Brent 1mth (WKN A0KRKM), im db Brent Crude Oil Booster Euro Hedged (WKN A1AQGX) und im ETFS WTI Crude Oil (WKN A0KRJX).

Euro-Anleger haben nichts vom Goldpreisanstieg

Auch Gold hat sich in den vergangenen vier Wochen verteuert, die Feinunze notiert am Mittwochmorgen mit 1.315 US-Dollar wieder klar über der Marke von 1.300 US-Dollar. Gold erreichte auf Jahressicht zwar ein Plus von 13,1 Prozent, aufgrund des schwächelnden US-Dollars ist der Preis auf Euro-Basis allerdings nicht gestiegen bzw. sogar leicht gefallen, wie Martin Siegel vom Edelmetallspezialisten Stabilitas feststellt. Zudem bleibe Gold - anders als Immobilien oder Aktien - von seinen Höchstständen über 1.900 US-Dollar noch ein ganzes Stück entfernt. "Das bedeutet aber auch, dass im Bereich der Edelmetalle noch ein großes Gewinnpotential vorhanden ist."

Hein ist skeptischer, er erwartet kaum Veränderung beim Goldpreis im neuen Jahr. Wie ETF Securities meldet, überwogen in der ersten Handelswoche im neuen Jahr die Zuflüsse in Gold-ETCs. An der Börse Frankfurt konzentrierten sich Anleger auf Xetra-Gold (WKN A0S9GB), gefolgt von Source Physical Gold (WKN A1MECS) und db Physical Gold Euro Hedged (WKN A1EK0G).

Palladium-Höhenflug setzt sich fort

Weiter von Rekord zu Rekord eilt Palladium, der Preis liegt mittlerweile bei 1.101 US-Dollar - das ist mehr als doppelt so viel wie Anfang 2016. "Palladium erreichte zum ersten Mal seit 17 Jahren wieder die Marke von 1.100 US-Dollar", stellt Hein fest. Dabei profitiere der Palladiumpreis insbesondere von der Furcht vor einer Angebotsknappheit. "Unseren Erwartungen zufolge wird aber Platin dank seines Preisrückstands und der Stärkung des europäischen Automobilmarkts besser abschneiden."

Auf die beiden in der Industrie eingesetzten Edelmetalle können Anleger mit dem ETFS Physical Palladium (WKN A0N62E) und dem ETFS Physical Platinum (WKN A0N62D) setzen, oder - mit Währungsabsicherung - mit dem db Physical Palladium Euro Hedged (WKN A1EK3B) und dem db Physical Platinum Euro Hedged (WKN A1EK0H).

Industriemetallpreise auf Mehrjahreshochs

Die Industriemetallpreise sind zum Jahresende nochmals deutlich gestiegen: Der Kupferpreis liegt jetzt bei 7.091 US-Dollar je Tonne, das ist der höchste Stand seit dreieinhalb Jahren, Zink ist mit 3.400 US-Dollar die Tonne so teuer wie zuletzt vor über zehn Jahren, Aluminium kostet 2.153 US-Dollar, ein Sechsjahreshoch.

2017 kam Kupfer auf ein Plus von 31,4 Prozent, Aluminium auf 34,4 Prozent, Zink auf 33,3 Prozent und Nickel auf 28,9 Prozent. "Insgesamt verdeutlichen diese Zahlen, dass sich die Weltkonjunktur grundsätzlich in einer guten Verfassung befindet", meint Siegel. Die Kapazitätsauslastungen seien gut, die Kreditvergabe profitiere vom niedrigen Zinsniveau. Nach Ansicht von ETF Securities werden die Industriemetalle die "Star-Performer" des neuen Jahres sein. "Sie werden wahrscheinlich am meisten von dem sich verbessernden Wachstum in den Emerging Markets profitieren, außerdem wird das Angebotsdefizit auch 2018 anhalten." In der ersten Handelswoche dieses Jahres trennten sich Anleger dem Emittenten zufolge aber von Industriemetall-ETCs (WKN A0KRKG).

von: Anna-Maria Borse

8. Januar 2018, © Deutsche Börse AG

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