FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 26. Januar 2018. Signale für eine etwas weniger lockere Geldpolitik in der Eurozone blieben bei der jüngsten EZB-Sitzung aus. Dennoch steigen die Zinsen zehnjähriger Bunds.

Die EZB zögert weiter, das Ende der expansiven Geldpolitik einzuläuten: Die Notenbanker ließen am gestrigen Donnerstag den zentralen Zinssatz, zu dem sich Banken im Euroraum Geld leihen, bei 0 Prozent. Der Strafzins für Banken, die über Nacht Liquidität bei der EZB parken, bleibt bei minus 0,4 Prozent. Die Notenbank bestätigte außerdem, dass die Anleihekäufe noch bis mindestens Ende September fortgesetzt werden sollen, eine Ausweitung wurde noch nicht ausgeschlossen. "Im EZB-Rat ist es offenbar umstritten, ob schon beim nächsten Treffen am 8. März die Märkte mit etwas veränderten Formulierungen auf ein Ende der lockeren Geldpolitik vorbereitet werden sollen", bemerkt Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank.

Trotz der EZB-Äußerungen: Die Zinsen im Euroraum ziehen an. Die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen kletterten gestern zwischenzeitlich auf 0,64 Prozent - das war der höchste Stand seit Dezember 2015. Aktuell sind es 0,60 Prozent. Im Tief 2016 lag die Rendite im Negativbereich. Der Euro-Bund-Future rutschte in dieser Woche erstmals seit März vergangenen Jahres wieder unter 160 Punkte, am Freitagmorgen sind es 160,17 Zähler.

"Aufwärtspotenzial für Renditen begrenzt"

Noch höhere Renditen sind der Commerzbank zufolge vorerst allerdings nicht zu erwarten: "Wir gehen davon aus, dass das weitere Aufwärtspotenzial der Renditen sehr begrenzt ist und kommende Woche eher wieder mit niedrigeren Niveaus zu rechnen ist", erklärt Analyst Markus Koch. "Denn angesichts der eigentlich klaren Aussagen Draghis dürften die Zinserwartungen wohl kaum weiter steigen." Dazu komme die weiterhin niedrige Inflation: "Die Kernteuerungsrate im Euroraum dürfte im Januar zwar leicht auf 1 Prozent gestiegen sein; ein nachhaltiger Aufwärtstrend, der die EZB umdenken lassen könnte, ist aber nicht in Sicht."

Kein weiterer Fed-Zinsschritt erwartet

Auch in den USA geht der Zinsanstieg in diesem Jahr weiter: Ende 2017 lag die Rendite zehnjähriger Treasuries noch bei 2,40 Prozent, jetzt sind es 2,63 Prozent. Im Sommer 2016 waren es im Tief nur 1,36 Prozent. Am kommenden Mittwoch findet die nächste Notenbanksitzung statt - die letzte unter Vorsitz von Janet Yellen, die Anfang Februar von Jerome Powell abgelöst wird. "Nach der Zinsanhebung um 25 Basispunkte auf eine Zielspanne für die Fed Funds Rate auf 1,25 bis 1,50 Prozent im Dezember ist zunächst mit keinen weiteren Zinsschritten zu rechnen", meint Sintje Boie von der HSH Nordbank. Die Bank geht von einer Fortführung des Zinsanhebungszyklus im Juni aus.

Auch Unternehmensanleihen unter Druck

Nicht nur Staats-, sondern auch Unternehmensanleihen zeigen sich schwächer - vor allem langlaufende. "Besonders bei Papieren mit Laufzeiten über zehn Jahren ist das zu beobachten", stellt Rainer Petz von Oddo Seydler fest. Wie Daniel berichtet, gab der Kurs des sich in Insolvenz befindenden Immobilienentwicklers Golden Gate (WKN A1KQXX) deutlich von 61 auf 51 Prozent nach. "Der Insolvenzverwalter hat am Dienstag eine nicht erwartete Teilrückzahlung gemeldet."

Spanischer Bond beliebt

Im Corporate-Bereich gab es diese Woche eine ganze Reihe von Neuemissionen, allerdings alle mit Stückelung von 100.000 Euro. Im Bereich der Staatanleihen stießen neue spanische Bonds (WKN A19VKR) mit Laufzeit bis 2028 auf großes Interesse, wie Petz berichtet. Klaus Stopp von der Baader Bank spricht von einem "Run" auf die neuen spanischen Bonds: "Infolge der Anhebung der Bonität Spaniens durch die Ratingagentur Fitch auf ‚A-‘ mit Ausblick ‚stabil‘ wurden für die geplanten 10 Milliarden Euro insgesamt rund 45 Milliarden Euro an Zeichnungsgeboten abgegeben." Außerdem kam eine neue zehnjährige österreichische Anleihe mit Kupon von 0,75 Prozent (WKN A19VB0) auf den Markt. Beide Neuemissionen haben Stückelungen von 1.000 Euro.

Dollar-Schwäche ohne Auswirkungen

Dass der US-Dollar immer schwächer wird, hat Daniel zufolge im Handel mit Währungsanleihen bislang keine Folgen. "Größere Umsätze in US-Dollar-Papieren sehen wir nicht." Der Euro war am gestrigen Donnerstag zum ersten Mal seit Dezember 2014 über 1,25 US-Dollar gestiegen, am Freitagmorgen liegt er bei 1,2461 US-Dollar. Stopp zufolge engagierten sich Privatanleger hauptsächlich in Währungsanleihen auf US-Dollar, türkische Lira, südafrikanische Rand sowie mexikanische Peso und russische Rubel.

Von: Anna-Maria Borse 26. Januar 2018,

© Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)