FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 6. Dezember 2016. Im Handel mit Industrieländer-ETFs fehlt der klare Trend. Gefragt sind Faktor-ETFs und Indexfonds, die die Energiebranche abbilden.

Wieder einmal lagen die Prognostiker daneben: Anders als befürchtete wurde das Ergebnis des Referendums in Italien an den Märkten gelassen hingenommen. "Das ‚Nein' war schon eingepreist", meint Florian Lenhard von der Unicredit. Vorab hatte der DAX verloren, am gestrigen Montag ging es kräftig nach oben, am Dienstagmittag liegt der DAX bei 10.730 Punkten. "Italien wird weiter im Reformstau stecken, das bedeutet wiederum, dass die EZB an ihren Anleihekäufen noch lange festhalten wird", bemerkt Frank Mohr von der Commerzbank.

Zu tun haben die Händler derzeit viel: "Wir hatten vergangene Woche hohe Umsätze, und zwar auf beiden Seiten", erklärt Lenhard. Mohr spricht von einer "sehr guten Woche" mit insgesamt 34.000 Transaktionen. "Anders als in der Vorwoche war das Käufer/Verkäufer-Verhältnis fast ausgewogen."

Gemischtes Bild

Im Handel mit europäischen Aktien gab es keine klare Richtung: Kunden der Commerzbank kauften und verkauften DAX- (WKN ETF001, 593393, A0YEDX, ETFL01) und Euro Stoxx-Tracker (WKN 593395, 798328). Auch Lenhard meldet für DAX-ETFs Zu- und Abflüsse, für Euro Stoxx-ETFs (WKN LYX0AU) aber einen leichten Verkaufsüberhang.

Positionierungen überwogen bei der Unicredit in FTSE MIB-ETFs, die die Entwicklung der Mailänder Börse widerspiegeln. "Die niedrigeren Kurse wurden wohl als Einstiegsgelegenheit gesehen", meint der Händler. Der iShares FTSE MIB (WKN A0YEDP) kommt seit Montag vergangener Woche auf ein Plus von 6,5 Prozent.

Faktor-ETFs großes Thema

Mohr hat unterdessen Positionierungen in MSCI World-ETFs beobachtet, ebenso wie im iShares Edge MSCI World Value Factor (WKN A12ATG), ein Faktor-ETF mit Schwerpunkt Value-Aktien. Die zur Gruppe der Smart Beta-Indexfonds gehörenden Faktor-ETFs werden nach einem oder zwei Faktoren gewichtet, die höhere Renditen oder niedrigeres Risiko versprechen. Beispiele sind neben Value auch Minimum Volatility, also schwankungsarme Titel, Size, das heißt Aktien kleinerer und mittelgroßer Unternehmen, und Quality, also Aktien von Unternehmen besonderer Qualität. Nach einer guten Entwicklung von Minimum Volatility-ETFs in der ersten Jahreshälfte entwickeln sich seit Jahresmitte Value-ETFs besonders gut.

Erste Zweifel an US-Rallye

S&P 500-Indexfonds (WKN A1JULM, A0YEDG) standen bei der Unicredit noch auf den Einkaufslisten, bei der Commerzbank überwogen aber schon die Gewinnmitnahmen (WKN ETF012, A1C19C, A1C0B5). Analysten streiten derzeit darüber, ob es am US-Markt wegen der von Trump angekündigten Konjunkturpakete und Steuersenkungen weiter nach oben gehen könnte, oder es sich um eine "Trump-Blase" handelt, die bald platzen wird.

Zuletzt hat sich die "Trump-Rallye" in den USA fortgesetzt, wenn auch mit nachlassendem Tempo. Der Dow Jones kletterte zu Wochenbeginn auf ein neues Rekordhoch von 19.274,85 Punkten, der breiter gefasste S&P 500 schloss gestern bei 2.204,71 Zählern - nur knapp unter dem jüngsten Rekordhoch.

Hoher Ölpreis lockt

Der nach der Einigung der Opec auf Förderkürzungen deutlich gestiegene Ölpreis sorgt für Interesse an ETFs, die die Energiebranche abbilden. Die Commerzbank berichtet von Käufen in entsprechenden Produkten. Der Amundi MSCI World Energy (WKN A0Q4L7), der die Entwicklung der großen Ölkonzerne abbildet, kommt mit Dreimonatssicht auf ein Plus von 11,3 Prozent, in einem Jahr sind es sogar 22,1 Prozent. In den stets umsatzstarken Banken-ETFs hielten sich Mohr zufolge Zu- und Verkäufe die Waage. Käufe dominierten in Industrie-ETFs. Bei der Unicredit trennten sich Anleger von Versicherungs-Indexfonds.

Inflations-Linker immer beliebter

Im Anleihebereich gilt das Interesse zunehmend inflationsgebundenen Papieren, wie Dag Rodewald von der UBS berichtet. "Das hängt mit der Wahl von Trump und steigenden Inflationserwartungen zusammen." Gesetzt werde etwa auf den UBS Barclays TIPS 1-10 (WKN A2APAT). Im Gegenzug würden US-Unternehmensanleihen abgestoßen, zum Beispiel mit dem UBS Barclays US Liquid Corporates hedged to Euro (WKN A110Q8) und dem UBS Barclays US Liquid Corporates 1-5 Year hedged to Euro (WKN A110QS).

Mohr beobachtet anhaltend hohe Käufe von Geldmarkt-ETFs sowie kurzlaufenden Anleihen als Alternative zu Bankguthaben, auf die zum Teil Strafzinsen gezahlt werden müssen. Als Bespiel nennt er den Deka Deutsche Börse Eurogov Germany 1-3 (WKN ETFL18).

Lenhard meldet Käufe in US-Staatsanleihen mit Laufzeiten von 1 bis 3 Jahren und - wie die UBS - Verkäufe von US-Unternehmensanleihen. Auf den Verkaufslisten der Kunden von Unicredit standen zudem spanische Staatsanleihen, etwa mit dem iShares Spain Government Bond (WKN A1JXZK). Der hat mit dem Wiederanstieg der Renditeaufschläge für Europas Peripherieländer in den vergangenen Monaten deutlich verloren.

Von: Anna-Maria Borse 6. Dezember 2016, Sie können sich kostenlos für unseren täglichen Newsletter per E-Mail anmelden. Registrieren Sie sich bei www.boerse-frankfurt.de/newsletter

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