FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - ETF-Anleger nutzen die Schwäche zum Ausstieg aus europäischen und deutschen Bluechips, nicht selten zugunsten von US-Aktien. Unternehmen der Konsumgüterindustrie überzeugen hüben wie drüben. Im Bereich Festverzinslichem zählen Bonität und Rendite.

14. August 2018. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Auf die Verluste an den Börsen reagieren ETF-Anleger laut Market Maker mit Umschichtungen hin zu US-Aktien und US-Treasuries mit längeren Laufzeiten zulasten von europäischen Werten. "S&P 500- und MSCI World-Tracker gehören bei uns auf Wochensicht zu den klaren Gewinnern", meldet Frank Mohr von der Commerzbank. Von Euro Stoxx 50-Produkten hätten sich Investoren in größerem Stil verabschiedet. Ebenso gingen DAX-ETFs überwiegend raus. "Aus beiden floss seit Jahresbeginn viel Geld ab." Indexfonds, die den deutschen Leitindex abbilden, belegten derzeit anders als gewohnt einen hinteren Rang in Mohrs ETF-Umsatzstatistik. "In den Top-Ten sind sie nicht zu finden."

Türkei-Probleme setzen Banken zu

Während sich bei der Commerzbank über alle Anlageklassen hinweg Zu- und Abflüsse die Waage hielten, hätten Anleger den europäischen Finanzsektor unter anderem aus Sorge vor einem weiteren Verfall der türkischen Lira überproportional abgestraft. Stellvertretend für die gesamte Branche nennt Mohr Abflüsse aus Euro Stoxx Banks-ETFs (WKN 628930). Die Aufregung am Markt stuft der Händler als übertrieben ein. Gemessen an der Wirtschaftskraft spiele die Türkei nicht die ganz große Rolle.

Sicherheitsbedürfnis steigt

Bruce Gunn meldet Interesse an zehnjährigen US-Treasuries, die aufgrund höherer Nachfrage mittlerweile weniger Rendite brächten. "Vieles hängt mit dem starken US-Dollar zusammen", meint der ETF-Händler von IMC Markets. Euro Stoxx 50-Tracker führt Gunn auf der Verliererseite. "Hier überwiegen eindeutig die Abgaben." Zurückhaltend agierten Investoren mit Blick auf die Emerging Markets. Diese könnten von den Entwicklungen in der Türkei in Mitleidenschaft gezogen werden. "Die Aufregung hat sich in der Zwischenzeit aber etwas gelegt", beobachtet der Händler.

Europäische Aktien werden verkauft

Die Kunden der UniCredit fokussierten sich zumeist auf Aktien der Industrienationen, wie Cornelia Schübel mitteilt. Rege hin und her gehandelt mit leichtem Verkaufsdruck würden S&P 500-ETFs (WKNs A0YEDG, A1JX53). Überdurchschnittliches Interesse auf beiden Seiten gebe es zudem für Tracker des marktbreiten MSCI World (WKNs A0RPWH, A0HGV0). Am Euro Stoxx 50 orientierte Indexfonds gingen mit deutlicher Mehrheit raus (WKNs A0YEDJ, 593395) und MSCI Europe (WKNs A0JDGC, A1191Q).

Die Qualität muss stimmen

Mit 22 Prozent am gesamten, etwa 30.000 Transaktionen starken ETF-Geschäft kommen Fixed Income-Produkte laut Mohr auf einen etwa doppelt so hohen Anteil wie im Durchschnitt. Investoren trennten sich unterm Strich von auf Euro lautenden Unternehmensanleihen im Barclays Capital Euro Aggregate Bond Index zugunsten von Staatsanleihen von Euroländern, die im iBoxx EUR Sovereigns Eurozone Yield Plus Index (WKN DBX0HM) vertreten sind.

Renten-ETFs führt Schübel tendenziell auf der Kaufseite. Sieben bis zehnjährige Bonds entwickelter europäischer Staaten (WKN A0RNV9) landeten laut Händlerin ebenso häufig in den Depots wie ein bis dreijährige Anleihen im Markit iBoxx EUR Sovereigns 1-3 Index (WKN A0X8SK). Investoren griffen zudem zu bonitätsstarken in Euro denominierten Corporate Bonds (WKN A2H57V), die sich am iBoxx Eur Liquid Corporates Top 75 Index orientieren.

Hochverzinsliche Unternehmensanleihen aus aller Welt kommen ebenfalls zumeist zum Zug, wie Schübel beobachtet. Anleger positionierten sich beispielsweise im Markit iBoxx Global Developed Markets Liquid High Yield Capped Index (WKNs A1J7MG, A1H5UN).

Setzen auf die Konsumgüterbranche

Starke Bewegungen in beide Richtungen macht Schübel im Handel mit Sektor-ETFs aus. Das gelte für die Gesundheitsindustrie (WKNs A12CCJ, A14QB2, A142NZ) ebenso wie für den IT-Bereich (WKN A142N1). Potenzial nach oben sähen Anleger in der Konsumgüterindustrie. Gesucht seien Aktien bedeutender US-Unternehmen (WKN A14QBZ) und europäische Wertpapiere (WKN A1191N) aus der Branche.

von: Iris Merker

14. August 2018, © Deutsche Börse AG

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