Der Dax stieg am Mittwoch um 0,4 Prozent auf 10.931 Punkte, der EuroStoxx50 gewann 0,3 Prozent auf 3077 Zähler. Starke Quartalszahlen der US-Geldhäuser Bank of America und Goldman Sachs sowie anhaltende Fusionsspekulationen um die Deutsche Bank sorgten vor allem bei Banktiteln für Kursgewinne.

Die Ablehnung des Brexit-Vertrages hatten die meisten Investoren bereits erwartet. Viele Analysten halten einen ungeordneten Ausstieg Großbritanniens aus der EU am 29. März nun für weniger wahrscheinlich. Sie rechnen mit einer Verlängerung der Verhandlungsfrist. Sogar einen "Exit vom Brexit" halten einige für möglich. "Auch wenn das Abkommen abgelehnt wurde: Die meisten Parlamentarier sind bestrebt, einen ungeregelten Austritt zu vermeiden", sagte Portfoliomanagerin Karen Watkin vom Vermögensverwalter Alliance Bernstein. "Damit sind ein geänderter Deal und sogar gar kein Brexit durchaus immer noch das realistischste Ergebnis." Hoffnungen setzten Investoren zudem auf den "Plan B", den May den britischen Abgeordneten am Montag präsentieren soll. Er rechne damit, dass der abgelehnte Brexit-Deal mit leichten Veränderungen das Unterhaus bei einer erneuten Abstimmung passieren werde, sagte Volkswirt Adrian Paul von Goldman Sachs.

Das Pfund Sterling verteidigte seine Kursgewinne vom Dienstagabend und kostete 1,2860 Dollar. Der Londoner Auswahlindex FTSE verlor dagegen 0,4 Prozent. Die dort notierten Konzerne leiden üblicherweise unter einer Aufwertung der britischen Währung, weil sie einen Großteil ihres Geschäfts im Ausland machen.

Der Vertrauensabstimmung, der sich Premierministerin Theresa May am Abend stellen musste, blickten Börsianer ebenfalls gelassen entgegen. "Aus reinem Selbsterhaltungstrieb werden die Abgeordneten der Conservative Party angesichts der katastrophalen Umfrageergebnisse nicht Neuwahlen und dem potenziellen Verlust des eigenen Mandates den Weg ebnen", sagte NordLB-Analyst Jens Kramer. "Da ist sich wohl jeder selbst der nächste."

BAUFIRMEN IM AUFWIND - DEUTSCHE BANK/COMMERZBANK IM BLICK

Anleger deckten sich mit Aktien britischer Baufirmen ein, die unter den wirtschaftlichen Folgen eines ungeordneten Brexit am stärksten leiden würden. Barratt, Berkeley, Bovis, Persimmon und Taylor Wimpey stiegen um bis zu 5,2 Prozent.

Am deutschen Aktienmarkt standen Deutsche Bank und Commerzbank im Rampenlicht. Dem "Handelsblatt" zufolge wirbt die Bundesregierung hinter den Kulissen für eine Fusion der beiden Geldhäuser. Richtig in Fahrt kamen die Titel nach einem Bloomberg-Bericht am Nachmittag, wonach die Europäische Zentralbank (EZB) und die Finanzaufsicht BaFin einen Zusammenschluss mit einem europäischen Kreditinstitut bevorzugen. Aktien von Deutsche Bank schossen um 8,4 Prozent auf 8,11 Euro in die Höhe. Damit notierten sie so hoch wie seit knapp fünf Wochen nicht mehr und waren mit Abstand größter Dax-Gewinner. Commerzbank-Titel legten 7,4 Prozent zu.

Bereits zuvor hatten Bank of America und Goldman Sachs mit starken Quartalszahlen die Stimmung in der Finanzbranche aufgehellt. Bei Bank of America betrug das Ergebnis 7,3 Milliarden Dollar und war damit rund drei Mal so hoch wie vor Jahresfrist. Goldman Sachs punktete bei den Anlegern mit starken Einnahmen im Aktienhandel, die Rückgänge im Anleihegeschäft ausglichen. Die Papiere von Bank of America und Goldman Sachs stiegen in New York jeweils um mehr als sieben Prozent. Der Dow-Jones-Index lag bis zum Handelsschluss in Europa 0,7 Prozent im Plus.