FRANKFURT (awp international) - Nach dem neuerlichen Kurssprung vom Freitag auf ein Hoch seit Anfang Dezember haben Anleger am Montag erst einmal Luft geholt. Der Dax fiel am frühen Nachmittag um 0,41 Prozent auf 11 235,14 Punkte. Analyst Martin Utschneider von der Privatbank Donner & Reuschel sieht den Aktienmarkt weiter im Spannungsfeld zwischen dem Handelsstreit zwischen den USA und China sowie der Ungewissheit um den Brexit. Der Experte verglich den ausweglosen Status Grossbritanniens mit einer "Black Box".

Die Anleger üben sich am Montag auch im Nebenwertebereich und auf internationaler Bühne in Zurückhaltung: Der MDax der mittelgrossen Unternehmen gab um 0,61 Prozent auf 23 677,65 Punkte nach. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 lag mit 0,65 Prozent im Minus. Gleichzeitig wurde auch der US-Leitindex Dow Jones Industrial am Montag schwach erwartet.

"Wenn schon Queen Elisabeth, die sich sonst eigentlich nie zur Innenpolitik äussert, die britischen Politiker dazu aufruft, eine gemeinsame Basis zu finden und das grosse Bild nicht aus den Augen zu verlieren, dann zeigt das ihre (berechtigten) grossen Sorgen, dass es zu einem Brexit-Unfall kommen könnte", heisst es bei den Devisenexperten der Commerzbank.

Auch die Notenbanksitzung in den USA am Mittwoch warf bereits ihre Schatten voraus. Interessant könnte es vor allem werden, wenn sich Fed-Chef Jerome Powell zum vorübergehend beendeten "Government Shutdown" äussert. Denn zunächst gilt der Übergangshaushalt nur bis zum 15. Februar.

Unter den Einzelwerten kletterten die Aktien von Thyssenkrupp an der Dax-Spitze um 1,4 Prozent. Konzernchef Guido Kerkhoff verteidigte in einem Interview mit der "Rheinischen Post" die geplante Aufspaltung in zwei Teile, die den Industriekonzern "schneller und agiler" machen solle. Einem Verkauf der Aufzugssparte erteilte er dabei eine Absage.

Titel der Deutschen Bank traten in etwa auf der Stelle. Bei dem Frankfurter Bankhaus schwelen weiter Spekulationen um eine höhere Beteiligung des Emirats Katar, das derzeit gut 6 Prozent hält. Dies hatte den Titeln am Freitag aber letztlich schon um gut 4 Prozent nach oben verholfen.

Dagegen scheint eine Rally bei den RWE -Aktien nach dem angekündigten deutschen Kohleausstieg vorerst auszulaufen. Am Montag lagen die seit Mittwoch um fast 9 Prozent gestiegenen Papiere des Versorgers moderat mit 0,3 Prozent im Minus. Ein Händler sprach von Gewinnmitnahmen.

Nach einer negativen US-Gerichtsentscheidung sackten Morphosys -Papiere am MDax-Ende um nahezu 8 Prozent ab. Im Streit mit den Konkurrenten Janssen Biotech und Genmab erklärte ein US-Bezirksgericht drei Patente des deutschen Biotech-Unternehmens für ungültig. Eine für Morphosys günstige Entscheidung hätte dem Unternehmen laut dem Analysten Gunnar Romer von der Deutschen Bank deutliche Umsatzbeteiligungen am Krebsmittel Darzalex von Janssen gebracht.

Eine klar positive Ausnahme im MDax waren 1&1 Drillisch mit einem Anstieg um 2,2 Prozent. Sich abzeichnende Details zur Strategie, die der Telekomkonzern bei der Teilnahme an der Auktion von Frequenzen für das schnelle 5G-Netz fährt, hielten die Aktien weiter auf Erholungskurs. Erste Andeutungen für die Vorteile, die der Konzern aus einem eigenen Netz ziehen möchte, kamen Händlern zufolge am ehemals skeptischen Markt gut an.

Am deutschen Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 0,05 Prozent am Freitag auf 0,06 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,09 Prozent auf 142,09 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,24 Prozent auf 164,80 Punkte.

Der Euro entwickelte sich mit zuletzt 1,1418 US-Dollar solide im Vergleich zur US-Währung. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Freitag auf 1,1346 Dollar festgesetzt./tih/jha/

--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---