FRANKFURT (awp international) - Am deutschen Aktienmarkt sind am Dienstag die Rekorde gepurzelt. Der Leitindex Dax hatte gleich zum Handelsauftakt eine Bestmarke erreicht und anschliessend weiter zugelegt bis auf 13 596,89 Punkte. Höher stand das Börsenbarometer in seiner bisher knapp 30-jährigen Geschichte noch nie. Letztlich belief sich das Plus bei 13 559,60 Punkten noch auf 0,71 Prozent.

Der MDax hatte im frühen Handel ebenfalls einen Höchststand erreicht, drehte später aber ins Minus. Am Ende gab der Index der mittelgrossen Werte um 0,06 Prozent auf 27 396,25 Punkte nach. Der TecDax der Technologiewerte war zunächst auf das höchste Niveau seit Februar 2001 gestiegen, doch schliesslich ging es um 0,05 Prozent auf 2704,39 Punkte bergab. Auch dem Nebenwerteindex SDax gelang ein Rekord.

Auslöser war eine weltweit gute Börsenstimmung, vor allem in den USA. Dort hatte es am Vortag dank einiger milliardenschwerer Übernahmen und des beendeten Zwangsstillstands der Regierung ebenfalls Bestmarken gegeben.

Gestützt hatte den Dax zum Wochenauftakt zunächst die Politik: CDU/CSU und SPD hatten Koalitionsverhandlungen beschlossen, damit ist die Bildung einer Regierung hierzulande wahrscheinlicher geworden. Zudem setzen die Anleger auf eine erfolgreich verlaufende Berichtssaison der Konzerne zum abgelaufenen Jahr. Eine noch immer sehr lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) gibt dem Aktienmarkt zusätzlich Auftrieb.

Es sei positiv, dass die politische Hängepartie in Berlin nun ein Ende finden dürfte, sagte Analyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets. "Der Euro ist zwar weiterhin stark, aber die Angst vor neuen sprunghaften Anstiegen ist nach der verbalen Intervention der EZB-Spitze in der vergangenen Woche kleiner geworden", meinte der Experte.

Aktien aus der Pharma- und Medizinbranche zählten im Dax zu den stärksten Werten. Händler verwiesen als Treiber auf die hohen Vortages-Kursgewinne in der US-Pharma- und Biotechnologie-Branche, die von Übernahmen profitiert hatte.

Bayer-Papiere gewannen an der Index-Spitze gut 3 Prozent. Die Anteilscheine von Merck KGaA , Fresenius Medical Care (FMC) und Fresenius SE zogen zwischen gut 1 und knapp 3 Prozent an.

Eine Attacke von Leerverkäufern drückte im TecDax die Aktien des Zahlungsabwicklers Wirecard zeitweise im zweistelligen Prozentbereich ins Minus. Zum Handelsschluss verloren noch fast 4 Prozent. Nicht zum ersten Mal hatte ein selbst ernannter Research-Dienst das Geschäftsmodell des Bezahl-Dienstleisters in Frage gestellt. Das Unternehmen wies die Vorwürfe als falsch und substanzlos zurück.

Im MDax gaben die Anteile der Gea Group um knapp 1 Prozent nach. Die Schwäche der Milchverarbeitungsindustrie macht dem Anlagenbauer weiter zu schaffen. Für die Anteile des Autozulieferers Norma Group hingegen ging es um rund 3 Prozent hinauf. Die Privatbank Hauck & Aufhäuser hatte empfohlen, die Aktien zu kaufen.

Der EuroStoxx 50 legte um 0,19 Prozent auf 3672,29 Punkte zu. In Paris gab der Leitindex CAC-40 leicht nach, während der Londoner FTSE 100 den Handel etwas höher beendete. In den USA bewegte sich der Dow Jones Industrial zum europäischen Handelsschluss kaum vom Fleck.

Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 0,39 Prozent am Vortag auf 0,36 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,12 Prozent auf 140,04 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,12 Prozent auf 160,78 Punkte. Der Euro legte zu und kostete zuletzt 1,2283 US-Dollar. Die EZB hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,2249 (Montag: 1,2239) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,8164 (0,8171) Euro gekostet./la/he