FRANKFURT (awp international) - Der Dax hat am Freitag kaum verändert geschlossen. Das Interesse richtete sich vor allem auf eine Rede von US-Notenbankchef Jerome Powell zur US-Geldpolitik. Diese sorgte am Nachmittag dafür, dass der Leitindex zwischenzeitliche Gewinne wieder abgab.

Zu Handelsschluss legte der Dax um 0,07 Prozent auf 15 631,82 Punkte zu. Auf Wochensicht verbuchte er damit ein Plus von 0,4 Prozent. Zuvor hatte der Index dreimal in Folge ein Minus verzeichnet. Der MDax mit den mittelgrossen deutschen Aktien gab am Freitag um 0,39 Prozent auf 26 999,47 Zähler nach.

Powell hatte im Rahmen der Notenbank-Konferenz in Jackson Hole die Tür für weitere Leitzinserhöhungen offen gelassen, war aber nicht konkreter geworden. "Die US-Notenbank ist bereit, die Zinssätze bei Bedarf weiter anzuheben", sagte er am Freitag in Jackson Hole. Anleger taten sich in ersten Reaktionen schwer mit der Interpretation der Aussagen. Klare Erkenntnisse konnten sie daraus nicht ziehen.

Nach Einschätzung der ING Bank signalisierte Powell nicht nur, dass die Zinsen hoch bleiben, sondern auch, dass die Fed bei weiteren Zinserhöhungen vorsichtig vorgehen sollte. Ökonom James Knightley geht davon aus, dass im September eine Pause eingelegt wird, danach aber Unsicherheit herrsche. "Die Märkte sehen eine 50:50-Chance für eine letzte Zinserhöhung. Wir selbst gehen aber davon aus, dass die Zinsen höchstwahrscheinlich ihren Höhepunkt erreicht haben", so der Experte.

"Der Dax vollzieht derzeit eine handelstechnisch getriebene Erholung im mittelfristigen Abwärtstrend", stellte Marktexperte Andreas Lipkow am Freitag fest. Die aktuelle fundamentale Situation spreche aber noch nicht für eine baldige Trendumkehr. Die Signale aus der Realwirtschaft, dem Zinsumfeld und der Inflationsentwicklung lieferten noch keine Kaufsignale. "Es braucht wesentlich positivere Impulse, um den Dax wieder auf Rekordkursniveau heben zu können", so Lipkow.

Der deutsche Ifo-Index signalisierte am Freitag mit dem vierten Rückgang in Folge, dass die Stimmung in der deutschen Wirtschaft gedämpft bleibt. Der Landesbank Helaba zufolge stehen die Zeichen auf konjunkturelle Flaute. Nach Ansicht des Ökonomen Ralf Umlauf ist es "sehr wohl an der Zeit, darüber nachzudenken, ob zumindest eine Zinspause der EZB angemessen ist". Powells Kollegin Christine Lagarde von der EZB wird erst nach dem europäischen Börsenschluss in Jackson Hole sprechen.

Im Dax wechselten die Spitzenreiter, letztlich war Eon mit einem Anstieg um knapp ein Prozent die beste Aktie im Leitindex. Versorger gelten unter Anlegern generell als gute Anlagemöglichkeit in Zeiten hoher Zinsen. Auch andere defensive Branchenwerte wie der Konsumgüterkonzern Beiersdorf und die Deutsche Telekom zählten mit bis zu 0,9 Prozent zu den Gewinnern.

Unter den Nebenwerten verteuerten sich die Aktien von Süss Microtec um 3,1 Prozent. Analyst Jonah Emerson von Hauck Aufhäuser Investment Banking hatte seine Kaufempfehlung für die Papiere des Halbleiterindustrie-Ausrüsters nach starken Quartalszahlen des US-Riesen Nvidia bekräftigt. Die Nvidia-Resultate, die getrieben seien vom Boom mit Künstlicher Intelligenz (KI), rückten auch Süss in ein positives Licht, so Emerson.

Auf europäischer Bühne beendete der EuroStoxx 50 den Handel 0,10 Prozent höher bei 4236,25 Punkten. An den wichtigsten Länderbörsen in Frankreich und Grossbritannien waren die Vorzeichen auch moderat positiv. Der New Yorker Leitindex Dow Jones Industrial lag zum europäischen Handelsschluss mit 0,4 Prozent im Plus.

Der Euro wurde zuletzt mit 1,0788 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0808 (Donnerstag: 1,0840) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9252 Euro.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,50 Prozent am Vortag auf 2,56 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,25 Prozent auf 124,09 Punkte. Der Bund-Future sank um 0,20 Prozent auf 132,18 Punkte./tih/stw

--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---