Zürich (Reuters) - Mit dem Verkauf des Schweiz-Geschäftes versucht die unter hohen Schulden ächzende Online-Apotheke Zur Rose den Befreiungsschlag.

Das Schweizer Unternehmen stößt den Teilbereich für rund 360 Millionen Franken an den Einzelhandelskonzern Migros ab, wie Zur Rose am Freitag mitteilte. Mit dem Verkauf kann die DocMorris-Mutter die Schulden weitgehend abbauen und sich auf den deutschen Markt konzentrieren. "Durch diese Transaktion wird unsere hervorragende Position für den bevorstehenden E-Rezept-Rollout in Deutschland noch weiter gestärkt", erklärte Zur Rose-Chef Walter Hess. Der Abschluss des Deals werde im zweiten Quartal 2023 erwartet.

Die durch eine Reihe von Übernahmen stark gewachsene Zur Rose erwirtschaftet mit 2400 Mitarbeitern in der Schweiz, Deutschland, den Niederlanden, Spanien und Frankreich einen Umsatz von 1,6 Milliarden Franken, schreibt aber rote Zahlen. In der Schweiz setzte die Firma 2022 rund 687 Millionen Franken um. Das operative Geschäft gehe nun an die Migros-Tochter Medbase, die in der Schweiz eine Reihe von Arzt- und Zahnarztpraxen sowie Apotheken betreibt.

Der 50-Milliarden-Euro-Medikamentenmarkt Deutschland ist bereits jetzt das wichtigste Standbein des Unternehmens. Während Zur Rose in der Schweiz vor allem Firmen beliefert, schickt die Firma die Medikamente im nördlichen Nachbarland ausschließlich an Patienten. Mit dem Verkauf des Schweiz-Geschäfts übernehme Zur Rose ein Modell ähnlich dem von Shop Apotheke, erklärte Baader Helvea-Analyst Volker Bosse. Die Anleger reagierten euphorisch. Zu Handelsbeginn schossen die Titel um gut 92 Prozent hoch und markierten damit größten Kurssprung der Firmengeschichte.

"Der Investment-Case von Zur Rose ist mit dieser Maßnahme für Investoren deutlich weniger riskant geworden", erkläre ZKB-Analyst Gian Marco Werro. Zur Rose räume Unsicherheiten bezüglich der Refinanzierung einer Anleihe aus und bekomme deutlich mehr Luft bei der Lancierung des elektronischen Rezepts in Deutschland. Die Neuerung komme allerdings nur schleppend voran. Früheren Angaben zufolge soll das E-Rezept ab Sommer 2023 flächendeckend eingeführt werden.

(Bericht von Oliver Hirt; redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)