München (Reuters) - Auf dem hart umkämpften chinesischen Automarkt hat auch Volkswagen seinen Kunden Preisnachlässe gewährt.

Das im vergangenen Jahr für die MEB-Fahrzeuge aufgelegte Kostensenkungsprogramm zahle sich inzwischen aus, sagte China-Vorstand Ralf Brandstätter in einem am Dienstag veröffentlichten Interview, das Reuters auf der IAA Mobility in München führte. "Diese Vorteile haben wir beispielsweise beim ID.3 direkt an unsere Kunden weitergegeben", fügte er hinzu. Brandstätter machte klar, dass es sich dabei um befristete Aktionen handele, die Listenpreise blieben unangetastet.

"Im Gegensatz zu den zum Teil drastischen Preissenkungen verschiedener Wettbewerber (teilweise von 50-60 Prozent) ergreift Volkswagen durchweg handelsübliche zeitlich begrenzte Marketingma?nahmen", erklärte der Autobauer auf Anfrage. Für SUV-Modelle des Gemeinschaftsunternehmens von SAIC und Volkswagen habe es eine auf den August begrenzte Sonderaktion gegeben. Dabei sei je nach Fahrzeug und Ausstattung ein Rabatt zwischen 30.000 und 60.000 Renminbi (zwischen 3780 und 7562 Euro) angeboten worden.

Mit der Arbeit an den Kosten habe Volkswagen seine Wettbewerbsfähigkeit in China deutlich gestärkt, sagte Brandstätter. In den vom US-Elektroautobauer Tesla angezettelten Preiskampf werde man weiterhin nicht einsteigen. "Rentabilität hat für uns höchste Priorität. Wir werden deshalb auch nicht um jeden Preis Elektro-Fahrzeuge in den Markt drücken", sagte der China-Chef. Dank seiner Stärke bei Autos mit Verbrennermotoren könne der Konzern die Transformation stemmen. "In den ersten sechs Monaten haben wir unseren Marktanteil in diesem Segment auf über 20 Prozent ausgebaut. Das erlaubt uns auch in dieser sehr wettbewerbsintensiven Phase massiv in die Zukunft zu investieren und uns auf den nächsten großen Technologiesprung vorzubereiten."

Brandstätter geht davon aus, dass viele chinesischen Startups durch den Preiskampf in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten dürften. Die teils sehr hohen Ergebniseinbußen von bis zu 90 Prozent führten dazu, dass einigen Startups die Luft ausgehen werde. "In diesem extremen Marktumfeld bedeutet mehr Volumen auch mehr Verluste," sagte er mit Blick auf die ambitionierten Wachstumsziele chinesischer Hersteller. "Ich rechne damit, dass der Elektro-Markt sich weiter konsolidieren wird. In der Konsequenz werden auch weitere Partnerschaften entstehen."

Mit seiner Beteiligung an dem Technologiepartner Gotion ziehen die Wolfsburger im chinesischen Hefei derzeit eine Batteriefabrik hoch. Dort soll ab Ende 2024 die so genannte Einheitszelle produziert werden, mit der Volkswagen die Batteriekosten halbieren will. "Damit machen wir uns unabhängiger von Zulieferern", sagte der VW-Manager. "Wir verbessern so unsere Kostenposition und stärken damit unsere Wettbewerbsfähigkeit." Gotion ist auch Partner bei der Batteriezellfabrik in Salzgitter, die Volkswagen derzeit baut.

Brandstätter forderte, Europa müsse mehr tun, um im internationalen Wettbewerb um einen der vorderen Plätze in der Elektromobilität mitzuhalten. Dabei spielten niedrigere Energiepreise eine wichtige Rolle, beispielsweise für die Ansiedlung von Batteriezellfertigungen. In China koste eine Kilowattstunde Strom heute etwa sieben Cent, im Industriestrompreis sogar nur fünf Cent. In Europa lägen die Preise dagegen bei 26 Cent. "Das ist ein deutlicher Kostennachteil, der dafür sorgen könnte, dass sich wichtige Industrien in anderen Regionen ansiedeln."

(Bericht von Jan C. Schwartz, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

- von Jan Schwartz