Berlin (Reuters) - Der Lkw-Bauer Traton bekommt die Abkühlung auf dem Nutzfahrzeugmarkt zu spüren. Der Auftragseingang ging im ersten Quartal um drei Prozent zurück, wie der Hersteller von Lkw und Bussen unter den Marken MAN, Scania, Navistar und VW am Freitag mitteilte.

Der Chef der Volkswagen-Tochter, Christian Levin, sprach von einer "Normalisierung". Vor allem der Markt in Europa und den USA kühle sich spürbar ab, wenngleich er - verglichen mit der Vor-Corona-Zeit - immer noch auf einem hohen Niveau sei. Besser laufe es in Lateinamerika. Das Geschäft mit Ersatzteilen und Wartung sei stark.

Traton profitiere davon, dass zurzeit viele schwere Lastwagen verkauft würden, welche üblicherweise eine höhere Rendite mit sich bringen als kleinere Nutzfahrzeuge, sagte Levin. "Es ist eine ziemlich günstige Situation, wir haben ein starkes Preisumfeld und einen guten Produktmix." Im ersten Quartal steigerte das Unternehmen den Umsatz um fünf Prozent auf 11,8 Milliarden Euro, obwohl der Absatz im gleichen Zeitraum um vier Prozent zurückging. Der Gewinn erhöhte sich um 171 Millionen auf 1,1 Milliarden Euro.

Am Finanzmarkt kamen die Zahlen gut an: Traton-Aktien legten um mehr als fünf Prozent zu. Die Analysten von Citi verwiesen darauf, dass das Ergebnis besser ausgefallen seien als erwartet. Die Jefferies-Analysten erklärten, nun dürften wohl auch die Erwartungen an das Gesamtjahr angehoben werden.

Traton selbst bekräftigte die Prognose und rechnet für die Verkaufszahlen und den Umsatz weiter mit einer Spanne zwischen minus fünf und plus zehn Prozent. Wie sich der europäische Nutzfahrzeugmarkt weiter entwickle, hänge von den Leitzinsen ab, sagte Levin. Die Logistikunternehmen bekämen steigende Löhne, Treibstoffpreise und Versicherungsprämien zu spüren, die sie nur teilweise an ihre Kunden weitergeben könnten. Inzwischen seien ihre Flotten vergleichsweise alt. Um zu investieren, seien sie auf niedrigere Zinsen angewiesen. "Sollten die Zinsen nicht sinken, ist der Ausblick düsterer." Besser seien die Aussichten in den USA, wo es kräftig aufwärts gehen dürfte.

Der Markt für elektrische Nutzfahrzeuge entwickle sich nicht wie erhofft. "Wir verkaufen zu wenig", sagte Levin. Allein Scania liege sehr weit hinter seinem Ziel von 10.000 verkauften Elektrofahrzeugen. Levin sagte, es brauche einen Wandel: mit billigerem Strom, einem höheren CO2-Preis und einer stärker ausgebauten Lade-Infrastruktur.

(Bericht von Christina Amann, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)