München (Reuters) - Der bisherige Audi-Entwicklungsvorstand Oliver Hoffmann soll den Ingolstädter Autobauer in die Formel 1 führen.

Die Volkswagen-Tochter übernimmt dazu den schweizerischen Rennstall Sauber anders als bisher geplant komplett, wie Audi am Freitag in Ingolstadt mitteilte. Von 2026 an sollen Rennwagen in der weltgrößten Rennsportserie mit einem Audi-Antrieb an den Start gehen. Mit der vollständigen Übernahme der Rennsport-Firma aus Hinwil bei Zürich und Hoffmann als Verantwortlichem sollten die Vorbereitungen beschleunigt werden, erklärte der Autobauer. "Hoffmann verfügt über weitreichende Erfahrung im Motorsport und ist damit der richtige Mann zur richtigen Zeit", hieß es in der Mitteilung. "Motorsport und im Speziellen die Formel 1 sind meine große Leidenschaft", erklärte der Manager.

Audi-Chef Gernot Döllner wies Medienberichte zurück, wonach er sich im Streit von Hoffmann getrennt habe. "Die Geschichte startet an einem ganz anderen Punkt", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ). Audi habe im Herbst seine Formel-1-Pläne überprüft und nun beschlossen, mehr Tempo zu machen. Döllner hatte zum 1. September Markus Duesmann an der Spitze von Audi abgelöst. Er übernimmt die Technische Entwicklung künftig selbst. Audi wolle die Entwicklungszeiten verkürzen und dabei effizientere Strukturen und klare Verantwortlichkeiten schaffen, hieß es in der Mitteilung.

Hoffmann stand einem Insider zufolge aber schon länger in der Kritik. Audi musste die Einführung neuer Modelle mehrfach verschieben. Im März wird nach jahrelanger Verspätung der Q6 e-tron vorgestellt, der der Auftakt für die groß angekündigte Produktoffensive sein soll. Erst kürzlich hatte Döllner den langjährigen Audi-Designchef Marc Lichte ausgetauscht und als Nachfolger Massimo Frascella von Jaguar Land Rover geholt.

Eigentlich wollte der Autobauer nur mit einer nicht bezifferten Mehrheitsbeteiligung bei Sauber einsteigen, die laut Branchenkreisen rund eine Milliarde Euro kosten sollte. Bisher gehört die Mehrheit der Anteile der Firma Islero Investments, hinter der laut Medienberichten die Erben des schwedischen Verpackungsherstellers Tetra Laval ("Tetra-Pak") stehen.

Die operative Leitung des Formel-1-Teams soll Andreas Seidl übernehmen. Er ist seit dem vergangenen Jahr Sauber-Chef, von 2019 bis 2022 führte er das McLaren-Team. Begonnen hatte der gebürtige Niederbayer seine Formel-1-Laufbahn bei BMW, dem ehemaligen Partner von Sauber. Das nach Firmengründer Peter Sauber benannte Team ist seit 30 Jahren in der Formel 1 aktiv. Bis Ende des vergangenen Jahres ging es unter der Marke Alfa Romeo an den Start. Nach dem Ende des Engagements der Italiener heißt es "Stake F1".

(Bericht von Alexander Hübner. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)