LONDON (dpa-AFX) - Der britische Rapper Wiley hat sich nur teilweise für seine antisemitischen Tweets entschuldigt - und zugleich neue Vorwürfe erhoben. Twitter verbannte ihn inzwischen dauerhaft aus dem Kurznachrichtendienst und bedauerte es, zu spät reagiert zu haben. Wiley hatte in der vergangenen Woche unter anderem behauptet, jüdische Künstler hätten Privilegien und beuteten Schwarze aus.

"Ich möchte mich für die Verallgemeinerung entschuldigen", sagte der Musiker dem Nachrichtensender Sky News. Er sei kein Rassist, sondern Geschäftsmann. Im Interview redete sich der 41-Jährige aber in Rage und behauptete, die jüdische Gemeinschaft sei mächtig in der Musikindustrie: Er selbst leide unter "systematischem Rassismus".

Hintergrund für seine Tweets ist dem Rapper zufolge ein Streit mit seinem Manager. Der Manager, der jüdischen Glaubens ist, hatte die Zusammenarbeit umgehend beendet. Sky News teilte am Mittwochabend mit, Teile des Interviews aus inhaltlichen Gründen nicht zu senden.

Ausgelöst durch Wileys Tweets und aus Protest gegen Antisemitismus in sozialen Medien waren zahlreiche Twitter-Nutzer in den digitalen Ausstand getreten. Sie waren dem Aufruf einer Initiative unter dem Hashtag #NoSafePlaceForJewHate gefolgt und hatten angekündigt, ihren Twitter-Account von Montagmorgen an für 48 Stunden nicht zu benutzen. Innenministerin Priti Patel nannte Wileys Posts abscheulich. Auch andere Politiker und Kulturvertreter schlossen sich dem Protest an.

Wiley war zunächst nur vorübergehend von Twitter gesperrt worden. Einige Posts wurden gemäß den Twitter-Richtlinien gelöscht, andere blieben längere Zeit stehen. Dies zog Kritik an dem Internet-Riesen nach sich. "Es tut uns leid, dass wir nicht schnell reagiert haben", teilte ein Twitter-Sprecher mit.

Facebook und Instagram wurden ebenfalls kritisiert, zu schleppend Maßnahmen ergriffen zu haben. "Instagram hat auch zu langsam reagiert", kritisierte Marie van der Zylc, Präsidentin des jüdischen Dachverbands Board of Deputies in Großbritannien. Die sozialen Medien müssten schneller auf Rassismus, Frauenfeindlichkeit und Homophobie reagieren. Sie forderte außerdem rechtliche Schritte gegen Wiley./si/DP/eas