--Für Gesamtjahr werden nun Verlust und sinkender Umsatz erwartet

--Wertberichtigungen im Werkstoffhandel

--Nachfrage und Preise im Stahl und im Werkstoffhandel sinken

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Von Olaf Ridder

FRANKFURT (Dow Jones)--Bei Thyssenkrupp haben zum zweiten Mal im laufenden Geschäftsjahr Wertberichtigungen für rote Zahlen gesorgt. Der Ruhrkonzern musste deshalb erneut seine Erwartungen nach unten schrauben und rechnet nun für 2023/24 insgesamt mit einem Verlust in niedrig dreistelliger Millionenhöhe und nicht mehr mit einem ausgeglichenen Ergebnis.

Für das zweite Quartal (per Ende März) wies Thyssenkrupp einen Fehlbetrag nach Anteilen Dritter von 78 Millionen Euro aus. Analysten hatten mit einem Überschuss von 71 Millionen Euro gerechnet. Ursächlich waren nachfragebedingte Wertberichtigungen im Anlagevermögen im Werkstoffhandel sowie negative Effekte aus der Marktbewertung von CO2-Termingeschäften bei der Stahltochter Steel Europe. Schon im ersten Quartal hatten Wertberichtigungen - seinerzeit auf das Stahlgeschäft - für einen Fehlbetrag gesorgt und zu einer Korrektur der Prognose geführt.

Operativ lief es im zweiten Jahresviertel dagegen besser als vom Markt erwartet. Zwar sank das bereinigte EBIT um 10 Prozent auf 184 Millionen Euro, doch fiel der Rückgang deutlich geringer aus als von Analysten mit 144 Millionen Euro geschätzt. Ursächlich dafür war der mehr als halbierte Gewinn im Autogeschäft, das im Vorjahr von positiven Einmaleffekten profitiert hatte. Ohne sie, so Thyssenkrupp in seiner Mitteilung, wäre das bereinigte EBIT gestiegen. Bessere Ergebnisse der Stahltochter Steel Europe und im Marineschiffbau trugen dazu ebenso bei wie Effekte aus dem Effizienzsteigerungsprogramm Apex. "Thyssenkrupp hat sich im zweiten Quartal planmäßig entwickelt", erklärte Vorstandschef Miguel Lopez.

Im Rahmen von Apex sind jetzt Maßnahmen identifiziert, mit denen das Konzern-EBIT bis Ende des nächsten Geschäftsjahres um rund 1,8 Milliarden Euro verbessert werden soll. Insgesamt strebt Lopez eine Verbesserung um bis zu 2 Milliarden an.

Der Konzernumsatz sank um 10 Prozent auf knapp 9,1 Milliarden Euro - wegen sinkender Mengen und Preise in den beiden größten Geschäften Stahl und Werkstoffhandel. Aus diesem Grund rechnet das MDAX-Unternehmen aus Essen nun auch für das Gesamtjahr mit schrumpfenden Einnahmen und nicht mehr wie bisher mit Umsätzen auf Vorjahresniveau. Auch beim Umsatz wurden die Erwartungen zum zweiten Mal in Folge gesenkt.

Bestätigt wurde unterdessen das Ziel eines bereinigten EBIT im hohen dreistelligen Millionenbereich sowie eines Free Cashflow im niedrigen dreistelligen Millionenbereich. Nach dem ersten Halbjahr belaufen sich die Mittelabflüsse auf 728 Millionen Euro.

"Bei der strategischen Neuausrichtung des Konzerns haben wir wichtige Fortschritte erzielt, insbesondere im Stahlbereich", sagte Thyssenkrupp-Chef Lopez. Ende April hatte sich der Konzern mit der EP Corporate Group des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky auf einen Einstieg in das Stahlgeschäft in Höhe von 20 Prozent geeinigt. Über den Erwerb weiterer 30 Prozent wird verhandelt.

Beim Marine-Schiffbau prüft die Investmentgesellschaft Carlyle laut dem Unternehmen die Bücher und wird vielleicht eine Beteiligung übernehmen.

Kontakt zum Autor: olaf.ridder@wsj.com

DJG/rio/hab

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May 15, 2024 01:53 ET (05:53 GMT)