Von Aaron Back

NEW YORK (Dow Jones)--Wenn man eine Coca-Cola-Flasche lange genug schüttelt, schäumt sie beim Öffnen über. Einen ähnlichen Ausbruch erwarten manche Anleger von der Aktie des Unternehmens, sobald es mit den Lockdowns ein Ende hat und die Volkswirtschaften weltweit wieder öffnen. Vorerst aber droht neues Ungemach aus einem Steuerstreit. In den privaten Haushalten entwickelte sich der Konsum der braunen Brause auch während der Gesundheitskrise anhaltend stark. In Restaurants, Bars und Sportstätten ist er hingegen deutlich gesunken. Insofern ist Coca-Cola von der Corona-Pandemie viel stärker betroffen als der Rivale Pepsi, der auch noch von seinem riesigen Snack-Geschäft zehren kann. Und dieses Geschäft läuft gerade dank der vielen Menschen zu Hause auf der Couch.

Im vergangenen Jahr hat die Coca-Cola-Aktie rund 16 Prozent nachgegeben. Bei Pepsi waren es nur vier Prozent. Andererseits ist der Absatz von Coca-Cola viel stärker auf eine Erholung ausgerichtet, wenn immer mehr Menschen geimpft sind und die Wirtschaft ihre Freiheiten zurückerlangt. Das Unternehmen berichtete am Mittwoch, dass der organische Umsatz im vierten Quartal gegenüber dem Vorjahr um drei Prozent zurückging. Das entsprach den Schätzungen der Analysten. Gegenüber den Rückgängen von 26 Prozent und sechs Prozent im zweiten bzw. dritten Quartal erkennt man bereits eine deutliche Verbesserung.


   Ärger mit der Steuerbehörde 

Besonders ermutigend war, dass sich das Unternehmen nun in der komfortablen Lage sieht, ein organisches Wachstum im laufenden Jahre im hohen einstelligen Bereich anzupeilen. Mit Verweis auf die vielen Unwägbarkeiten im Zusammenhang mit der Pandemie hatte sich Coca-Cola bis dahin geweigert, irgendwelche Ziele zu verkünden. Ausgerechnet jetzt kommt eine neue Unbekannte ins Spiel: Am 18. November entschied ein Richter des US-Finanzgerichts, dass das Unternehmen zu viel von seinem Gewinn auf seine Geschäfte im Ausland buchte, wo niedrigere Steuern gelten.

Das Urteil stellte nicht fest, wie viel das Unternehmen dem Staat schuldet, aber die Bundessteuerbehörde - Internal Revenue Service (IRS) - hat für die Steuerjahre 2007 bis 2009 eine Nachzahlung von mehr als 3,3 Milliarden US-Dollar beantragt. Coca-Cola hat bereits angekündigt, Berufung einzulegen wird und glaubt, sich letztlich damit durchzusetzen. Das Unternehmen geht sogar so weit, der Regierung einen Verstoß gegen die Verfassung vorzuwerfen.


   Konzern hat nur geringe Steuerrückstellung 

Im Jahr 2020 hat Coca-Cola eine relativ bescheidene Steuerrückstellung in Höhe von 438 Millionen US-Dollar gebucht. Am Mittwoch wurde aber auch deutlich gemacht, dass in einem Worst-Case-Szenario, bei dem die Logik der IRS auf die Jahre nach 2009 angewendet wird, eine Gesamtschuld von rund zwölf Milliarden US-Dollar drohe. Das wären etwas mehr als fünf Prozent des Marktwertes von Coca-Cola. Der zukünftig zugrunde liegende effektive Steuersatz könnte um rund 3,5 Prozentpunkte steigen. Angesichts dieses Risikos sehen Coca-Cola-Aktien mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 23 nicht besonders verlockend aus. Mit einem solchen Vielfachen bewegt sich die Aktie in ihrem langjährigen Durchschnitt und ist auch nicht attraktiver, als die von Pepsi.

Anleger können sich jedoch trösten: Sie haben noch viele andere Möglichkeiten, eine Wiedereröffnung im Sommer auszukosten, ohne sich mit den Feinheiten des Steuerrechts herumschlagen zu müssen.

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(END) Dow Jones Newswires

February 11, 2021 04:18 ET (09:18 GMT)