Von Dan Gallagher

NEW YORK (Dow Jones)--Die Gewinnsaison für das dritte Quartal bestätigt sich für die Chipindustrie als enttäuschend. Die Branche leidet nach wie vor unter einem drastischen Rückgang der Verkäufe von Personalcomputern und Smartphones, während die Sorgen um die Märkte für Chips, die in Rechenzentren, Autos und anderen Anwendungen eingesetzt werden, gewachsen sind. Die Chiphersteller Samsung und Advanced Micro Devices haben bereits Ende letzter Woche schwache Ergebnisse für das Quartal angekündigt. Hinzu kommt, dass die US-Regierung noch härter gegen den Verkauf von Halbleitertechnologie an chinesische Unternehmen vorgeht, indem sie am Freitag neue Vorschriften ankündigte, die die bisherigen Exportkontrollen verschärfen.


   Nvidia und Micron mit schlechten Nachrichten 

In dieser Kombination haben die Entwicklungen den Sektor weiter belastet. Entmutigende Nachrichten von Chipherstellern wie Nvidia und Micron waren vor einem Monat nur der Anfang. In den vier Tagen bis zum Handelsstart am Dienstag war der PHLX Semiconductor Index (SOX) um etwa elf Prozent gefallen. Im bisherigen Jahresverlauf hat er schon 43 Prozent abgegeben und damit fast doppelt so viel wie der S&P 500 im gleichen Zeitraum. Schaut man nur auf das Kurs-Gewinn-Verhältnis könnte die Aktiengruppe ihren Tiefpunkt erreicht zu haben, denn der aktuelle Multiplikator des SOX von etwa dem 14-fachen des voraussichtlichen Gewinns liegt in der Nähe der Tiefststände der letzten drei Jahre. Aber die Welle der schlechten Nachrichten scheint noch nicht gebrochen, insbesondere für einen Sektor, der auf beiden Seiten des Pazifiks zu einem politischen Keil geworden ist.


   Umsatzwachstum verlangsamt sich 

Es ist unwahrscheinlich, dass die in den nächsten Wochen anstehenden Gewinnmeldungen diese Stimmung drehen werden. Von den 15 größten Chip-Unternehmen, die für das September-Quartal Bericht erstatten, werden zehn voraussichtlich eine Verlangsamung des Umsatzwachstums im Vergleich zum Juni-Quartal melden, so die Daten von FactSet. Bei noch mehr Unternehmen wird für das Dezemberquartal mit einer weiteren Verlangsamung gerechnet. Die Prognosen für das nächste Jahr könnten sogar noch düsterer ausfallen: Für diese 15 Unternehmen wird für 2023 ein durchschnittliches Umsatzwachstum von nur sechs Prozent erwartet, verglichen mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 15 Prozent in diesem Jahr.

Selbst diese relativ pessimistischen Prognosen der Analysten könnten sich als zu optimistisch erweisen, da die meisten vor der Ankündigung der jüngsten Beschränkungen durch die US-Regierung abgegeben wurden. Besonders besorgniserregend werden die Auswirkungen auf die Investitionsausgaben sein, wenn die Chiphersteller ihre Ausgabenpläne aus Sorge um die Nachfrage und die Unmöglichkeit, Anlagen oder Chipprodukte in China zu verkaufen, zurückschrauben. In einem Bericht vom Dienstag senkte Atif Malik von der Citigroup sein branchenweites Ziel für die Ausgaben für Wafer-Ausrüstung im nächsten Jahr um zehn Prozent auf 72 Milliarden US-Dollar. Ein Rückgang der Ausgaben für Ausrüstungen wäre eine schlechte Nachricht für Ausrüstungszulieferer wie ASML, Applied Materials und Lam Research, die ebenfalls in vorderster Linie von den neuen US-Exportkontrollen betroffen sind.

Die Ergebnisse von Taiwan Semiconductor Manufacturing am Donnerstag werden deshalb mit Spannung erwartet. Der Chip-Riese, besser bekannt als TSMC, wird voraussichtlich allein in der zweiten Hälfte dieses Jahres Investitionsausgaben in Höhe von etwa 21,5 Milliarden US-Dollar tätigen. Aber auch er spürt deutlich die Schwäche der Märkte für PCs und Smartphones, und mit Apple sieht sich das Unternehmen einem mächtigen Konkurrenten gegenüber.

So wie der Sturm gerade wütet, könnten selbst die stärksten Chip-Unternehmen nasse Füße bekommen.

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October 12, 2022 02:59 ET (06:59 GMT)