NEW YORK (Dow Jones)--Deutlich besser als erwartet ausgefallene ADP-Arbeitsmarktdaten sorgen am Donnerstag an der Wall Street kurz nach der Eröffnung für nachgebende Kurse. Damit dürfte die US-Notenbank auf Kurs bleiben und die Zinsen weiterhin kräftig anheben. Dies passt zu dem als unerwartet falkenhaft interpretierten Protokoll der jüngsten Sitzung der US-Notenbank vom Vorabend. Dazu kommen Aussagen des Internationalen Währungsfonds (IWF). Weiter dämpft die Sorge, dass die Fed die Zinssätze weiter anheben wird, um die Inflation zu dämpfen, und dabei das Risiko eingeht, eine Rezession auszulösen und die Unternehmensgewinne zu beeinträchtigen.

Der Dow-Jones-Index verliert 0,9 Prozent auf 32.964 Punkte, der S&P-500 fällt um ebenfalls um 0,9 Prozent und für den Nasdaq-Composite geht es um 1,1 Prozent nach unten. Das Protokoll der jüngsten Sitzung der US-Notenbank vom Dezember zeigte, dass die US-Notenbank den Erwartungen des Marktes, sie könnte noch in diesem Jahr mit einer Senkung der Zinsen beginnen, entgegenwirkt. Dazu kommen Aussagen von Gita Gopinath, der stellvertretenden Vorsitzenden des IWF. Diese hatte gegenüber der Financial Times erklärt, dass die Inflation in den USA "noch nicht die Kurve gekriegt" habe und die Fed Recht habe, "den Kurs zu halten".

"Die US-Notenbank wiederholte ihre Entschlossenheit, die Inflation mit weiteren Zinserhöhungen zu bekämpfen, und warnte, dass diese Entschlossenheit von den Anlegern nicht unterschätzt werden sollte", so Ipek Ozkardeskaya, Senior Analystin bei der Swissquote Bank. "Ja, es gibt einige Konjunkturdaten, die auf eine Verlangsamung der Wirtschaftstätigkeit in den USA hindeuten, aber der Arbeitsmarkt - der von der Fed genau beobachtet wird - bleibt überraschend angespannt, während die Fed immer wieder sagt, dass eine Rückkehr der Inflation zum 2-Prozentziel eine gewisse 'Aufweichung' des Arbeitsmarktes erfordert", ergänzt die Teilnehmerin.

Und der US-Arbeitsmarkt zeigt sich weiter stark. Die Beschäftigung in der US-Privatwirtschaft ist im Dezember stärker gestiegen als prognostiziert. Wie der Arbeitsmarkt-Dienstleister Automatic Data Processing Inc (ADP) berichtete, entstanden 235.000 (November: 182.000) zusätzliche Stellen. Von Dow Jones Newswires befragte Ökonomen hatten lediglich ein Plus von 153.000 vorausgesagt. Auch hat die wöchentliche Zahl der Erstanträge auf Leistungen aus der US-Arbeitslosenversicherung deutlicher als erwartet abgenommen.

Der ADP-Bericht wird vielfach als Indikator für den offizielle US-Arbeitsmarktbericht gesehen. Die Daten für Dezember stehen zum Wochenausklang auf der Agenda.


   Dollar legt nach ADP-Bericht zu - Ölpreise mit Erholung 

Die besser als erwartet ausgefallenen ADP-Arbeitsmarkdaten treiben den Dollar an. Der Dollar-Index steigt um 0,7 Prozent, nachdem er sich im Vorfeld kaum verändert gezeigt hatte. Das jüngste Sitzungsprotokoll der US-Notenbank habe gezeigt, dass die Entscheidungsträger keine Zinssenkungen im Jahr 2023 erwarteten, aber der Dollar konnte nicht profitieren, weil der Markt dieser Ansicht nicht vertraue, so die Commerzbank. "Das ist und bleibt der Knackpunkt für den Dollar-Ausblick", so Analystin Esther Reichelt. Solange diese Divergenz andauere, bleibe das Risiko, dass die Stimmung des Devisenmarktes doch in Richtung Fed-Erwartungen kippe und der Dollar noch einmal signifikant aufwerte - auch wenn ihr Haus das mittelfristig nicht für gerechtfertigt halte.

Die Ölpreise erholen sich etwas von den jüngsten Verlusten, die von erneuten Rezessionsängsten ausgelöst wurden. Zwischenzeitliche kräftigere Gewinne können nicht behauptet werden. "Der allgemeine Tenor ist der Virusausbruch in China, der die Nachfrage dort ziemlich schwach hält, und es sind die globalen Wachstumsaussichten, die viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen", sagt Ole Hansen, Chef-Rohstoffstratege der Saxo Bank. Der Ölmarkt wird sich wahrscheinlich stabilisieren und in einer Preisspanne handeln, bis es weitere Nachrichten über die Wiedereröffnung Chinas gibt, ergänzt der Teilnehmer.

Am Anleihemarkt legen die Renditen nach dem kräftigen Rückgang am Vortag zu. Hier stützt die Aussicht auf weiter kräftig steigende Zinsen. Die Rendite zehnjähriger Papiere legt um 7,9 Basispunkte auf 3,76 Prozent zu. Hier dürfte der US-Arbeitsmarktbericht für Dezember den nächsten Impuls liefern.

Der Goldpreis gibt einen Teil der Vortagesgewinne wieder ab. Die Feinunze reduziert sich um 1,0 Prozent auf 1.837 Dollar. Hier belasten der wieder steigende Dollar und die Aussicht auf weitere kräftige Zinserhöhungen.


   Amazon mit Stellenabbau-Plänen gesucht 

Bei den Einzelwerten geht es für die Aktien von Amazon nach vorbörslichen Gewinnen um 0,9 Prozent abwärts. Der Stellenabbau beim Internetriesen fällt größer aus als zunächst geplant. Zuletzt hatten eine Reihe von Technologieunternehmen umfangreiche Stellenstreichungen angekündigt oder vollzogen.

Tesla verlieren 4,2 Prozent. Der Elektroautohersteller hat im Dezember weniger in China hergestellte Fahrzeuge ausgeliefert als im Vormonat oder im Vorjahr. Dies geht aus Daten der China Passenger Car Association hervor.

Die Papiere von T-Mobile US gewinnen 1,3 Prozent. Die US-Tochter der Deutschen Telekom hatte für 2022 ein Rekordkundenwachstum mitgeteilt. Zudem wurde dank starken Kundenwachstums im Schlussquartal das obere Ende der jüngsten Zielspanne im Gesamtjahr bei Vertragskunden übertroffen.

Walgreens Boots Alliance verlieren 6,7 Prozent. Die US-Apothekenkette hat im ersten Geschäftsquartal 2022/23 beim Umsatz die Markterwartungen übertroffen, jedoch aufgrund eines Vergleichs im Opioid-Rechtsstreit einen Nettoverlust verbucht.


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INDEX                 zuletzt        +/- %       absolut      +/- % YTD 
DJIA                32.964,22        -0,9%       -305,55          -0,6% 
S&P-500              3.818,03        -0,9%        -34,94          -0,6% 
Nasdaq-Comp.        10.339,99        -1,1%       -118,77          -1,2% 
Nasdaq-100          10.783,26        -1,2%       -131,54          -1,4% 
 
US-Anleihen 
Laufzeit              Rendite     Bp zu VT    Rendite VT      +/-Bp YTD 
2 Jahre                  4,46        +12,1          4,34            4,2 
5 Jahre                  3,95        +11,1          3,84           -4,7 
7 Jahre                  3,87         +9,5          3,77          -10,3 
10 Jahre                 3,76         +7,9          3,68          -11,7 
30 Jahre                 3,85         +5,0          3,80          -12,2 
 
DEVISEN               zuletzt        +/- %  Do, 7:50 Uhr  Mi, 17:28 Uhr   % YTD 
EUR/USD                1,0551        -0,5%        1,0608         1,0607   -1,4% 
EUR/JPY                141,08        +0,4%        140,62         140,12   +0,5% 
EUR/CHF                0,9857        -0,1%        0,9870         1,0769   -0,4% 
EUR/GBP                0,8855        +0,7%        0,8818         0,8815   +0,1% 
USD/JPY                133,71        +1,0%        132,52         132,12   +2,0% 
GBP/USD                1,1915        -1,2%        1,2031         1,2032   -1,5% 
USD/CNH (Offshore)     6,8890        -0,1%        6,8796         6,9014   -0,6% 
Bitcoin 
BTC/USD             16.786,31        -0,2%     16.811,12      16.868,25   +1,1% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settlem.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex               72,96        72,84         +0,2%          +0,12   -9,1% 
Brent/ICE               77,84        77,84            0%              0   -9,5% 
GAS                            VT-Settlem.                      +/- EUR 
Dutch TTF               67,29        65,02         +3,5%          +2,26  -12,0% 
 
METALLE               zuletzt       Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.837,47     1.855,65         -1,0%         -18,19   +0,8% 
Silber (Spot)           23,33        23,83         -2,1%          -0,50   -2,7% 
Platin (Spot)        1.066,00     1.081,50         -1,4%         -15,50   -0,2% 
Kupfer-Future            3,80         3,74         +1,6%          +0,06   -0,3% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/ros/flf

(END) Dow Jones Newswires

January 05, 2023 09:47 ET (14:47 GMT)