MÜNCHEN (dpa-AFX) - Das Ende der Corona-Welle wirft derzeit einen langen Schatten über die Laborbranche. Auch die Laborkette Synlab kämpft weiter mit dem starken Rückgang der Testungen auf das Virus. Zudem drücken gestiegene Preise etwa für Energie und Kraftstoff sowie höhere Lohnkosten auf die Ergebnisse des SDax-Unternehmens. Nach einem bereits schwachen Jahresstart musste Synlab auch im zweiten Quartal kräftige Einbußen bei Umsatz und Ergebnis hinnehmen. Konzernchef Mathieu Floreani sieht den Konzern auf dem Weg zu den Jahreszielen, erwartet aber einen noch deutlicheren Einbruch bei den Covid-Einnahmen als bisher.

Gleichwohl sieht der Unternehmenslenker Synlab weiter auf Erfolgskurs. Der Konzern habe bisher abseits der negativen Sondereffekte sehr stark zulegen können, sagte er vor Journalisten am Mittwoch. Die eingeläutete Wachstumsinitiative habe einen soliden Beitrag geleistet, der die Erwartungen des Vorstands deutlich übertroffen habe. "Darüber hinaus haben wir große Fortschritte bei der Wiedererlangung unseres Produktivitätsniveaus von vor der Pandemie gemacht." Synlab entwickele sich wie erwartet, betonte er in der Konferenz. "Wir sind sicher, dass wir den Konzern weiter voranbringen."

Die seit dem Jahreswechsel bereits um ein Fünftel eingebrochene Aktie notierte am Morgen dünn im Plus. Das bereinigte Umsatzwachstum sei einen Tick besser als erwartet ausgefallen, schrieb Analyst David Adlington von der US-Bank JPMorgan. Die Profitabilität des Labordienstleisters habe den Prognosen entsprochen.

Synlab ist nach eigenen Angaben Marktführer im Bereich der medizinischen Diagnostik und Spezialtests in Europa. Das Unternehmen hat inzwischen ein Kostensenkungsprogramm gestartet, 21 Millionen Euro wurden den Angaben zufolge so im ersten Halbjahr eingespart. Unter anderem hatte sich der Konzern von seinen Aktivitäten in der Schweiz getrennt, und in Mexiko wurden sämtliche Aktivitäten an einem Standort vereint. Der Umbau ist weiter im Gange: "Wir verfolgen aktiv unsere Strategie des Portfoliomanagements, indem wir unsere bestehenden Geschäfte auf allen Ebenen neu bewerten: Verträge, Aktivitäten, Kunden, Regionen und Länder."

Nach einer flotten Einkaufstour in den vergangenen Jahren kürzte der Konzern zuletzt auch das Budget für Übernahmen, nimmt nach eigenen Angaben aber weiter Geld gezielt für vielversprechende Ziele in die Hand.

Unterdessen sei der "Abbau der Covid-19-Kapazitäten" inzwischen nahezu abgeschlossen, führte der Konzernchef weiter aus. Im vergangenen Quartal spülten Covid-Tests dem Unternehmen lediglich noch sieben Millionen Euro Umsatz in die Kassen, ein Bruchteil der erlösten 164 Millionen Euro aus dem Vorjahreszeitraum. Die ersten beiden Quartale 2022 seien noch stark von der Omikron-Welle des Corona-Virus geprägt gewesen, hieß es zur Begründung.

Dabei konnte Synlab abseits der Covid-Tests zwar dank höherer Volumina und Preissteigerungen um gut vier Prozent wachsen, insgesamt ging der Umsatz gegenüber dem Vorjahreswert jedoch um 15 Prozent im Vergleich auf rund 670 Millionen Euro zurück.

Die hohen Kosten zehrten überdies am Verdienst: Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen brach in den drei Monaten bis Juni um ein Drittel auf knapp 114 Millionen Euro ein. Auf die Anteilseigner entfiel unter dem Strich ein bereinigter Gewinn von lediglich 25 Millionen Euro - ein Jahr zuvor hatte dieser noch bei 93 Millionen Euro gelegen.

Synlab geht inzwischen für das Gesamtjahr nur noch von einem Beitrag der Covid-Tests von 40 Millionen Euro aus, nach zuvor veranschlagten 50 Millionen Euro. Dies und der ausfallende Beitrag des verkauften Schweiz-Geschäfts würden jedoch durch ein stärkeres Wachstum im übrigen Geschäft ausgeglichen. Der Vorstand hält daher an seinen bereits im Mai gesenkten Zielen fest. So soll der Umsatz bei 2,7 Milliarden Euro herauskommen - nach 3,25 Millionen Euro im Vorjahr. Die bereinigte operative Marge dürfte auf 16 bis 18 Prozent sinken, im zweiten Jahresviertel lag sie mit 17 Prozent genau in der Mitte der Spanne.

Nichts Neues gab es unterdessen zum möglichen Übernahmeangebot des Großaktionärs Cinven. Synlab sei in aktivem Austausch mit dem Finanzinvestor, hieß es dazu vom Management lediglich. Cinven hatte bereits im März mitgeteilt, ein Übernahmeangebot für die Laborkette zu erwägen. Diese Ankündigung war den damaligen Angaben zufolge zunächst nicht mit Synlab selbst abgestimmt./tav/mne/men