MÜNCHEN/SYDNEY (dpa-AFX) - Der Labordienstleister Synlab trennt sich von seinen Aktivitäten in der Schweiz. Die Münchener veräußern ihr Geschäft dort an den Wettbewerber Sonic Healthcare. Europas größte Laborkette war in der Vergangenheit durch zahlreiche Übernahmen gewachsen. Aktuell kämpft das Unternehmen jedoch mit dem abflauenden Corona-Rückenwind und senkt mit dem Verkauf nun seine Verschuldung. Auch wirkt sich die Transaktion positiv auf die Profitabilität aus, wie das Unternehmen am Dienstag in München mitteilte. Die in Sydney beheimatete Sonic Healthcare zahlt laut einer eigenen Mitteilung 150 Millionen Schweizer Franken (knapp 154 Mio Eur).

Ein Händler sprach von einer leicht positiven Nachricht. Im frühen Handel ging es für die im Index der kleineren Unternehmen SDax notierte Synlab-Aktie um rund ein Prozent nach oben, zuvor hatte der Kurs allerdings in diesem Jahr bereits mehr als ein Fünftel eingebüßt.

Synlab-Anleger brauchen schon länger starke Nerven. Das Papier war nach dem Börsengang im Mai 2021 zwar im Zuge der guten Geschäfte in der Corona-Pandemie binnen sechs Monaten um knapp 40 Prozent angezogen. Vom Hoch im November desselben Jahres bei 25 Euro ging es dann jedoch rasant abwärts. Im Sommer 2022 schaffte es das Papier zwar noch einmal über den Ausgabepreis von 18 Euro, doch auch diese Zeiten sind inzwischen lange vorbei, denn Synlab verkaufte zuletzt immer weniger Corona-Tests. Nach einer Gewinnwarnung im vergangenen Februar brach die Aktie weiter ein. Aktuell notiert der Kurs bei knapp 9 Euro. Anleger der ersten Stunde sitzen also auf Verlusten von rund der Hälfte.

Nach einer Prüfung der Aktivitäten in der Schweiz und der Entwicklungen im Diagnostiksektor insgesamt habe der Konzern beschlossen, das Angebot von Sonic Healthcare anzunehmen, sagte Synlab-Chef Mathieu Floreani. In der Schweiz verfügt Synlab den eigenen Angaben zufolge über insgesamt 26 Labore, Blutentnahmestellen und Verwaltungsstandorte, die im zweiten Halbjahr einen Umsatz von rund 50 Millionen Euro erzielen dürften, wie es hieß.

Synlab hält derweil trotz des Verkaufs weiter an der im Februar gekappten Umsatzprognose von 2,7 Milliarden Euro für das Geschäftsjahr 2023 fest. Die Transaktion wirke sich zudem positiv auf die bereinigte Ebitda-Marge innerhalb der gegebenen Prognose von 16 bis 18 Prozent aus. Die bereinigte Nettoverschuldung werde um etwa 154 Millionen Euro gesenkt - entsprechend dem von den Australiern genannten Übernahmepreis.

Jefferies-Analyst James Vane-Tempest merkte unterdessen an, die Vereinbarung falle in eine Zeit, in der es weiter um eine mögliche Komplettübernahme des Labordienstleisters durch den Finanzinvestor Cinven gehe. Der Großaktionär hatte im Frühjahr angesichts des Kursverfalls sein Interesse bekundet. Es wird spekuliert, dass er Synlab möglicherweise günstig wieder von der Börse nehmen könnte./tav/ngu/jha/