MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Labordienstleister Synlab rechnet nach dem Ende des Corona-Booms mit einer nur langsamen Erholung der Profitabilität. Die bereinigte Gewinnmarge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen sollte 2024 und 2025 um mindestens 0,5 Prozentpunkte pro Jahr steigen, teilte das Unternehmen am Donnerstag in München im Zuge der Vorlage endgültiger Resultate für 2022 mit. Allerdings bestehe Unsicherheit hinsichtlich der Preisentwicklung. Am Markt werde mit einem deutlicheren Anstieg gerechnet, erklärte Analyst David Adlington von der Bank JPMorgan in einer ersten Reaktion. Zudem sei fraglich, inwieweit Anleger den langfristigen Margenzielen glaubten. Die Aktien gerieten unter Druck.

Die im Nebenwerte-Index SDax notierten Papiere fielen am Vormittag um rund eineinhalb Prozent auf 9,35 Euro. Dabei spielen nach einem - auch wegen mehrerer Gewinnwarnungen - monatelangen Kursverfall Geschäftszahlen aktuell nur eine untergeordnete Rolle. Denn am Montag hatte Synlab das Interesse des Finanzinvestors Cinven an einer Übernahme bestätigt. Der hält bereits mehr als 40 Prozent und könnte Europas größten Labordienstleister dann von der Börse nehmen. Als möglichen Preis nannte Synlab zehn Euro je Aktie.

Mit Blick auf die Geschäfte von Synlab gab es nach der Sonderkonjunktur durch Corona bereits 2022 erhebliche Bremsspuren. Im vergangenen Jahr waren die Erlöse um rund 14 Prozent auf 3,25 Milliarden Euro gesunken, bei einem Rückgang der operativen Gewinnmarge (bereinigte Ebitda-Marge) von 32,1 auf 23,2 Prozent. Ab der zweiten Jahreshälfte 2022 hatte sich die sinkende Nachfrage nach Covid-Produkten bemerkbar gemacht, dabei sank der Preis für einen PCR-Test im Abschlussquartal noch spürbar.

Unter dem Strich entfällt für 2022 auf die Anteilseigner ein Überschuss von 151 Millionen Euro, nach 625 Millionen im Jahr zuvor. Die Dividende soll mit 0,33 Euro je Aktie aber stabil bleiben.

Wie bereits seit Februar bekannt, rechnet der Konzern 2023 mit einem weiteren Rücksetzer. Der Umsatz dürfte auf 2,7 Milliarden Euro fallen und die operative Gewinnmarge auf 16 bis 18 Prozent sinken.

Vor diesem Hintergrund schraubte der Vorstand unlängst auch seine Gelder für potenzielle Übernahmen deutlich herunter. Das ursprüngliche Budget von 200 Millionen Euro wurde halbiert. Der Fokus soll zunächst darauf liegen, die Produktivität des Vor-Corona-Niveaus zu erreichen.

Synlab war in der Vergangenheit regelmäßig durch Übernahmen gewachsen. Diesen Weg werde der Konzern auch weiterhin verfolgen, hatte Konzernchef Mathieu Floreani im Februar betont./mis/mne/tih