Bern (awp) - Die Eidgenössische Wettbewerbskommission Weko setzt der Swisscom im Glasfaserstreit eine Frist: Die kartellrechtswidrigen Anschlüsse mit nur einer Zuleitung von der Telefonzentrale bis zum Strassenschacht, die bereits in Betrieb genommen wurden, müssen bis spätestens Ende Dezember 2025 umgerüstet werden.

Andernfalls müssten sie abgeschaltet werden, teilte die Weko am Donnerstag in ihrer Verfügung mit. Die Wettbewerbskommission pocht auf einen Ausbau mit einer Zuleitung für jeden Haushalt.

Die Mehrkosten für den Ausbau mit den Direktleitungen bis in die Haushalte betragen laut dem deutschen Beratungsunternehmen WIK-Consult 600 bis 800 Millionen Franken bei geschätzten Gesamtkosten für Restausbau des Glasfasernetzes von rund 8 Milliarden Franken.

Die Swisscom beziffere die Mehrkosten indes um einiges höher, sagte Weko-Direktor Patrik Ducrey im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP. Zahlen dürfe er indes keine nennen. Die Swisscom selber wollte die Mehrkosten auf Anfrage auch nicht beziffern.

Weko: Swisscom selber schuld

An den höheren Mehrkosten für die Umrüstung sei die Swisscom aber selber schuld, sagte Ducrey. Der Telekomkonzern habe noch jahrelang bis im Oktober 2022 Glasfasernetze mit nur einer Zuleitung bis zum Strassenschacht gebaut, obwohl die Weko die Swisscom bereits im Februar 2020 gewarnt habe, dass diese Ausbauweise wettbewerbswidrig sei.

Der Ausbau sei sogar noch weitergegangen, nachdem die Swisscom mit ihrem Rekurs gegen die vorsorglichen Massnahmen der Weko vor Bundesverwaltungsgericht gescheitert sei.

Die Swisscom selber moniert, dass die Änderung der Bauweise zu einer Verzögerung beim Ausbau des Glasfasernetzes führe. Bis 2025 würden rund 3 Prozent weniger Anschlüsse gebaut als geplant, bis 2030 seien es rund 10 Prozent weniger.

Die Weko komme aber zum Schluss, dass die auf Generationen hinaus resultierenden Nachteile für den Wettbewerb, die Konsumenten und die Geschäftskunden stärker ins Gewicht fallen würden als die Mehrkosten für die Swisscom und die kurze zeitliche Verzögerung, schrieben die Wettbewerbshüter.

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