Zürich (awp) - Nachfolgend eine Auswahl von Artikeln zu wirtschaftsrelevanten Themen aus der Presse vom Wochenende:

SWISS RE: Der Versicherungskonzern Swiss Re hat zwischen 2016 und 2022 19 Verträge für Direktversicherungen mit Farmen abgeschlossen, die wegen illegaler Abholzung auf einer roten Liste des brasilianischen Staates stehen. Das Register, in dem mit einem Embargo belegte Firmen abgerufen werden können, ist öffentlich. Die Swiss Re hätte also dort nachschauen können, ob sie fragwürdige Farmen versichert, wie die "Sonntagszeitung" schreibt. Die Gesellschaft entgegnet, dass die fraglichen Policen nicht mehr in Kraft seien und man Nachhaltigkeitsfragen ernst nehme. Die Swiss Re will bekanntlich ihr gesamtes Anlageportfolio in den kommenden Jahren auf Netto-Null Treibhausgasemissionen umstellen. (SoZ, S. 44)

MOBILFUNKANBIETER: Der Bund macht Swisscom, Sunrise und Salt strengere Vorschriften, damit ihre Netze auch während eines Blackouts weiterhin funktionieren. Bei einem Stromausfall müssen deren Antennen bis zu 72 Stunden am Stück weiter in Betrieb sein und im Falle einer schweren Strommangellage muss das Mobilfunknetz an 14 aufeinanderfolgenden Tagen zur Verfügung stehen. Dazu müssen die Netzbetreiber ihre Sendeanlagen mit Notstromaggregaten aufrüsten, wie die "Sonntagszeitung" schreibt. Diese Notstromversorgung dürfte laut Schätzungen des Bundesamts für Kommunikation 150 Millionen Franken pro Jahr kosten. Kosten, die die Betreiber selber tragen müssten. Dazu hält die Behörde fest, dass vor allem die Kundschaft von Swisscom, Sunrise und Salt von den Massnahmen profitiere. Es sei deshalb "sachlogisch angebracht", dass die Anbieter die Kosten "auf die Abonnementgebühren überwälzen". Entsprechend müssen Kunden mit höheren Tarifen rechnen. Die Firmen gaben sich gegenüber der Zeitung jedoch bedeckt. Ob sie die Kosten für die Notstromversorgung ihrer Mobilfunknetze an die Kunden weitergeben würden, ist noch unklar. Sie rechnen laut der Zeitung aber mit höheren Ausgaben als vom Bund veranschlagt. (SoZ, S. 41)

CREDIT SUISSE: Die "NZZ am Sonntag" rollt erneut den Fall des CS-Untergangs auf und stellt dabei Finanzchef David Mathers in den Mittelpunkt. Mathers, der von 2012 an während zehn Jahren für die Bank tätig war, soll es wie kein zweiter verstanden haben, sämtliche legalen Tricks anzuwenden, um die CS bei der Bilanzvorlage gut dastehen zu lassen. Eines seiner beliebten Mittel sei das Verschieben von Vermögen, Aktien oder Kostenblöcken gewesen. Die CS habe immer wieder "Abfallhalden" kreiert, um den Blick von einigen Geschäftsbereichen auf andere zu lenken, zitiert die Zeitung Vontobel-Analyst Andreas Venditti. Die Vorlage starker Zahlen sei nur möglich gewesen, weil Mathers alles Negative herausgerechnet habe. Doch Mathers habe nur seinen Job gemacht und sich an alle Regeln gehalten, beschwichtigen mehrere Quellen. Während seiner Amtszeit sei er zudem vier verschiedenen CEOs unterstanden, so ein Rechtsexperte. Verantwortlich sei am Schluss der Verwaltungsrat. (NZZaS, S. 30)

JULIUS BÄR/SIGNA: Laut dem "Sonntagsblick" könnte der Skandal rund um die Kreditvergabe ans Benko-Imperium durch Julius Bär den Verwaltungsratspräsidenten Romeo Lacher den Kopf kosten. Da die höchsten Ebenen in die Kreditvergabe involviert gewesen seien, werde es nicht reichen, untergeordnete Banker zu entfernen. In letzter Zeit war darum Firmenchef Philipp Rickenbacher ins Visier von Medien und Öffentlichkeit geraten. Dieser habe jedoch gegenüber der "NZZ" erklärt, dass die Kreditvergabe bei Julius Bär nach klaren Governance-Regeln erfolgten und im Detail geprüft würden - und zwar auch im Risikoausschuss des Verwaltungsrates. Damit ziele Rickenbacher direkt auf Verwaltungsratspräsident Lacher, so der "Sonntagsblick". Der Verwaltungsrat selbst habe es zudem versäumt, der Geschäftsleitung klare Regeln vorzugeben, wie gross das Kreditengagement gegenüber einzelnen Kunden sein dürfe, sagten verschiedene Quellen der Zeitung. Einem Experten zufolge wäre eine maximale Einzelposition von 100 Millionen Franken bei Julius Bär "sinnvoll". Die Bank gab dem österreichischen Immobilienmagnaten aber insgesamt 606 Millionen an Krediten. (SoBli, S. 33)

SIGNA: Die Zahl der Signa-Firmen, die Insolvenz oder eine Nachlassstundung beantragen, steigt kontinuierlich. Laut Experten könnte die Aufarbeitung Jahre dauern, schreibt die "Sonntagszeitung". In der Schweiz haben die Signa Retail Selection, die vor allem das Geschäft der Galeria-Kaufhäuser in Deutschland umfasst, sowie die Signa Financial Services und die Signa Real Estate Management Schweiz beim Bezirksgericht Zürich Ende November die provisorische Nachlassstundung beantragt. Nun müssen sich die sogenannten Sachwalter, die vom Gericht berufen wurden, einen Überblick verschaffen. Die Bilanzen des Unternehmens tragen jedoch nicht zur Transparenz bei. Es sei nicht klar, wie werthaltig die Vermögenswerte der Signa tatsächlich sind und ob sich die Gesellschaften gegenseitig Geld geliehen haben. Im Falle der Signa Retail Selection, der wichtigsten Benko-Firma in der Schweiz, läuft eine erste Frist der Sachwalter bis zum 5. April. Bei den zwei anderen läuft sie bereits nach drei Monaten Ende Februar aus. Spätestens dann entscheidet das Gericht, ob eine Sanierung möglich erscheint oder die Firmen direkt in Konkurs gehen müssen. Ein Hauptproblem sieht ein Konkursanwalt in möglichen Verbindlichkeiten, die einzelne Signa-Töchter untereinander haben. Ähnlich wie beim Untergang der Swissair könnten die gegenseitigen Forderungen allfällige Konkursverfahren erschweren und zeitlich in die Länge ziehen. Die Dimensionen im Fall Signa seien riesig, Konkursverfahren könnten Jahre dauern, prognostiziert der Jurist. (SoZ, S. 40)

MIGROS I: Die Migros gehörte nach der Jahrtausendwende zu den führenden Firmen in Sachen Nachhaltigkeit in der Schweiz. Nun könnte sie abgehängt werden, wie die "Sonntagszeitung" schreibt: Im Zuge des Konzernumbaus mit der neuen Supermarkt AG und dem Fokus auf Effizienz kommen laut der Zeitung Befürchtungen auf, dass die Nachhaltigkeitsbemühungen der Migros in den Hintergrund rücken könnten. In Sachen Nachhaltigkeit holten zudem die Migros-Konkurrenten, selbst Discounter, zunehmend auf. Damit die Migros ihre ehrgeizigen Klimaziele erreichen könne, brauche es eine Umstellung des Sortiments mit weniger Fleisch und Käse und stattdessen mehr Pflanzlichem. Doch ob sich das mit dem starken Fokus auf Kundenbedürfnisse und tiefen Preisen vereinbaren lasse, werde derzeit intern diskutiert. Für zusätzliche Unruhe sorgen personelle Wechsel in wichtigen Funktionen. Nachhaltigkeitschefin Christine Wiederkehr-Luther hat die Migros verlassen. Sie war insgesamt 17 Jahre lang bei der Migros, 5 Jahre lang leitete sie den Bereich Nachhaltigkeit. (SoZ, S. 42)

MIGROS II: Die Migros stellt das Co-Working-Angebot ihres Psychotherapeutendienstes Wepractice ein. Künftig werde die 2021 gegründete Tochter, die aktuell noch Teil des Innovationshubs Sparrow Ventures ist, in die Gesundheitssparte der Migros, Medbase, integriert. Grund dafür ist laut der Zeitung, dass das Startup weit von den schwarzen Zahlen entfernt ist, obwohl bereits die Tarife angehoben wurden. Die über 200 Therapeuten seien Ende November vom Firmenchef darüber informiert worden, dass das Co-Working-Modell eingestellt werde. Die Migros gibt an, den Therapeuten, die bislang selbständig tätig waren und die Räume von Wepractice nutzten, eine Anstellung angeboten zu haben. (NZZaS, S. 29)

TEUERUNG: Die Inflation in der Schweiz und in der Eurozone ist überraschend gesunken. Fachleute erklären die Inflation für besiegt. Doch die Konsumentinnen und Konsumenten teilen die Zuversicht der Fachleute nicht, berichtet die "Sonntagszeitung". Die Konsumentenstimmung hat sich von ihrem historischen Tiefpunkt im letzten Jahr nicht erholt. Ökonomen messen die Inflation üblicherweise über einen Zeitraum von zwölf Monaten. Wenn die Inflationsrate sinkt, heisst das bloss, dass die Preise etwas weniger schnell steigen. Aber die Konsumentinnen und Konsumenten stellen fest: Die Preise sind viel höher als vorher. Seit Ende 2020, als der Preisschub einsetzte, sind auch lebensnotwendige Güter viel teurer geworden. In USA und in der Eurozone kostet alles im Schnitt 18 Prozent mehr als Ende 2020. Verlierer der Inflation sind auch die Sparer. Die durchschnittlichen Wohlfahrtsverluste durch die Inflation waren grösser als bei einer typischen Rezession, wie eine kürzlich veröffentlichte Untersuchung zeigt. (SoZ, S. 39)

SOLARENERGIE: Eine Allianz aus Energiepolitikern will für alpine Solaranlagen die Frist für den Erhalt von Subventionen verlängern: Vier Nationalräte aus FDP, Mitte und SP haben im Nationalrat einen Antrag für eine Verlängerung der Frist um drei Jahre gestellt. Die grosse Kammer wird sich übernächste Woche damit befassen. Statt bis Ende 2025 soll bis Ende 2028 Strom fliessen müssen, damit der Bund einen Teil der Investitionskosten übernimmt. "Wir müssen jetzt ein Signal an die Investoren aussenden, sonst springen immer mehr von ihnen ab", sagt FDP-Nationalrätin Susanne Vincenz-Stauffacher zur "NZZ am Sonntag". Sie hat den Antrag mitunterzeichnet. Das Problem, das Vincenz-Stauffacher anspricht, ist die Achillesferse des Solarexpress: Weil die Frist für den Erhalt von Subventionen so kurz bemessen ist, können Umweltverbände ein Projekt selbst dann zu Fall bringen, wenn die Gerichte die Einsprachen ablehnen sollten. Denn bis zum finalen Entscheid vergehen Monate, wenn nicht Jahre. (NZZaS, S. 15)

tv/