Zürich/London (Reuters) - Im Ringen um Zukunft des Schweizer IT-Dienstleisters SoftwareOne tritt Bain Capital an die Seitenlinie.

Die drei Gründungsaktionäre und der Finanzinvestor haben eine 2023 gegründete Interessengruppe zur Übernahme der Schweizer Firma aufgelöst, wie SoftwareOne am Montag mitteilte. Die Gründungsaktionäre Daniel von Stockar, René Gilli und die B. Curti Holding kamen damit einer Forderung des Unternehmens nach. Sie hätten sich zu dem Schritt entschlossen, nachdem SoftwareOne mit der Einschränkung ihrer Stimmrechte auf der außerordentlichen Generalversammlung vom 18. April gedroht habe. Ein Firmensprecher wollte sich zu dem Vorgang nicht äußern. Offen ist, ob Bain zu einem späteren Zeitpunkt einen neuen Anlauf zum Kauf der Firma unternimmt.

Die Eskalation hat ein lange Vorgeschichte. Die Gründungsaktionäre wollten die Firma 2023 zusammen mit Bain von der Börse nehmen und neu aufstellen und bildeten dafür eine vertragliche Gruppe. Doch der Verwaltungsrat lehnte mehrere unverbindliche Bain-Angebote in der Größenordnung von drei Milliarden Franken ab. Mitte Januar kam SoftwareOne nach einer Prüfung der strategischen Optionen zum Schluss, unabhängig bleiben zu wollen. Darauf kündigten die Gründungsaktionäre an, den Verwaltungsrat auswechseln zu wollen. Dagegen wehrt sich der Verwaltungsrat nun.

Mit ihren über 9000 Mitarbeitern hilft SoftwareOne Firmen dabei, die Software von anderen Anbietern wie Microsoft, SAP oder Adobe einzukaufen und zu verwalten.

Die Gründungsaktionäre seien überzeugt, dass eine Aussetzung der Stimmrechte nicht gerechtfertigt sei, hieß es in der Mitteilung. Um einen langen und teuren Rechtsstreit zu vermeiden, hätten sie nun aber der Auflösung der Gruppe mit Bain zugestimmt. Sie seien weiterhin überzeugt, dass für die nächste Wachstumsphase von SoftwareOne die besten Voraussetzungen abseits der Börse gegeben seien. Bain wollte sich nicht äußern. Eine mit der Sache vertraute Person erklärte, das Bain-Projekt ruhe zur Zeit.

Trotz des Zwischenerfolgs hat der Verwaltungsrat an der Aktionärsversammlung wohl schlechte Karten. Für eine Abwahl sind 50 Prozent der Stimmen notwendig. Weil sich jeweils nicht alle Eigner an Abstimmungen beteiligen, sind die drei Gründungsaktionäre mit insgesamt 29 Prozent der Aktien in einer guten Ausgangslange. Denn sie können auch auf Unterstützung von Eigentümern von weiteren großen Paketen zählen. "Wir verstehen nicht, wieso der Verwaltungsrat so viele Hürden aufbaut statt einfach abstimmen zu lassen", erklärte einer der zehn größten Eigner. Ein zweiter Top-Ten-Investor äußerte sich ähnlich. "Mit dem aktuellen Verwaltungsrat ist eine Abstimmung über eine Übernahme nicht möglich." Deshalb werde der Investor für den Vorschlag der Gründungsaktionäre stimmen, das Aufsichtsgremium zu ersetzen. Die beiden Aktionäre gehen davon aus, dass weitere Interessenten auftauchen würden, falls sich Bain endgültig zurückzieht.

(Bericht von Oliver Hirt und Anousha Sakoui. Redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)