--Bereinigte Umsatzrendite steigt um 150 Basispunkte

--Auftragsbestand auf Rekordniveau

--Wachstumsziel 2020/21 von 2 bis 12 auf 3 bis 8 Prozent eingegrenzt

(NEU: Durchgängig neu geschrieben mit Aussagen aus Telefonkonferenz)

Von Olaf Ridder

FRANKFURT (Dow Jones)--Siemens Energy hat nach deutlichen Verbesserungen im Geschäft mit Windrädern im zweiten Geschäftsquartal operativ mehr als doppelt so viel verdient wie im Vorjahr. Das angepasste EBITA belief sich auf 197 (Vorjahr: 88) Millionen Euro, wie der Energietechnikkonzern in München mitteilte. Auch unter dem Strich stand mit 31 Millionen Euro ein kleiner Gewinn, nachdem vor Jahresfrist noch ein Fehlbetrag von 142 Millionen eingefahren wurde. Vorstandschef Christian Bruch sprach von einer "sehr soliden operativen Leistung".

Auf der Einnahmenseite schlug dagegen ein fast 10-prozentiger Einbruch der Sparte Gas and Power durch, der wesentlich auf negative Währungseffekte und einen niedrigeren Auftragseingang in früheren Quartalen zurückgeführt wurde. Der Konzernumsatz fiel zwischen Januar und März um 4,4 Prozent auf 6,49 Milliarden Euro.

Das kürzlich in den Leitindex DAX aufgestiegene Unternehmen grenzte die Umsatzerwartung für das bis September laufende Geschäftsjahr ein. So wird das nominale Wachstum nun zwischen 3 und 8 Prozent statt zwischen 2 und 12 Prozent gesehen. Die Windenergietochter Siemens Gamesa hatte mit Verweis auf Projektverschiebungen schon in der vergangenen Woche das obere Ende der Umsatzspanne eingekürzt. Nun wurde auch im Segment Gas and Power das Ziel gekappt.

Im Service sei die Corona-Pandemie noch immer nicht ausgestanden, sagte Bruch. Auch auf der Währungsseite gebe es Unwägbarkeiten. Am Ziel einer angepassten EBITA-Marge vor Sondereffekten von 3 bis 5 Prozent soll sich unterdessen nichts ändern. Im abgelaufenen Quartal lag die Umsatzrendite bei 4,4 Prozent.


   Starkes Wachstum im Neugeschäft 

Sehr positiv entwickelte sich im zurückliegenden Quartal das Neugeschäft: Der Auftragseingang kletterte um 39 Prozent auf 10,5 Milliarden Euro. Dafür war allerdings ausschließlich Siemens Gamesa verantwortlich, wo zuletzt mehrere Großaufträge für Offshore-Windparks vor europäischen Küsten eingefahren wurden. Bei Gas and Power fielen die Ordereingänge um 6,4 Prozent schwächer aus.

Mit 84,2 Milliarden Euro liegt der Auftragsbestand aber auf einem Rekordniveau. Ab dem nächsten Geschäftsjahr dürften sich auch die geplanten staatlichen Stimulusprogramme zur Überwindung der Corona-Folgen in den Orderbüchern niederschlagen, glaubt Bruch.

Seit Ende September vergangenen Jahres ist der Energietechnikkonzern komplett unabhängig vom früheren Mutterkonzern unterwegs. Um das klassische, aber schrumpfende Geschäft mit Kraftwerksturbinen zukunftsfest zu machen, hat Vorstandschef Bruch Einsparungen von mindestens 300 Millionen Euro angekündigt. Bei Gas and Power sollen bis 2025 insgesamt 7.800 Arbeitsplätze wegfallen, 3.000 davon in Deutschland. Die Verhandlungen mit den Arbeitnehmern liefen konstruktiv, sagte Bruch, auf ein vorgezogenes Freiwilligenprogramm habe man sich bereits verständigt.

Während Siemens neue Kohlekraftwerke nicht mehr baut, sieht Bruch die erdgasbetriebene Stromerzeugung als Übergangstechnologie an. "Alles ist gut, was die CO2-Emissionen nach unten bringt, und zwar schon in den nächsten Jahren", sagte er. Gas trete nicht gegen regenerative Energien an, sondern sei eine Zwischenlösung gegen Schweröl oder Kohle. Nötig sei dies auch, weil der Strombedarf im Zuge der Dekarbonisierung weltweit extrem wachsen werde, so Bruch: Durch einen kompletten Umstieg auf Elektroautos schon auf das Doppelte.

Bruch setzt deshalb neben einer CO2-freien oder -armen Stromerzeugung auch auf Effizienzgewinne durch intelligente Übertragungs- und Speichertechnik sowie Einsparungen bei Industrieprozessen etwa mit Hilfe von Wärmepumpen. Auch bei der grünen Wasserstofftechnologie will Siemens Energy mitmischen und entwickelt dazu mit Partnern Pilotanlagen. Für einen wirtschaftlichen Betrieb seien sie aber noch nicht geeignet, sagte er. Dazu müssten sich die Rahmenbedingungen ändern.


   Komplett-Übernahme von Siemens Gamesa längerfristig Thema 

Aktuell kein Thema ist laut Bruch die immer wieder diskutierte vollständige Übernahme von Siemens Gamesa. Sinnvoll sei für den Konzern zwar nur eine Beteiligung entweder bei 50 oder 100 Prozent, insofern stehe diese Frage natürlich irgendwann im Raum. Aber derzeit liege der Fokus auf einer Verbesserung der Profitabilität im Konzern. Siemens Energy müsste für die ausstehenden 33 Prozent an Gamesa aktuell etwa 6,2 Milliarden Euro aufbringen.

Die Siemens-Energy-Aktie notiert am Vormittag mit 0,4 Prozent im Plus. Händler bewerteten das starke Neugeschäft positiv, die Citi-Analysten hoben hervor, dass das Margenziel weiter stehe.

Kontakt zum Autor: olaf.ridder@wsj.com

DJG/rio/smh

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May 05, 2021 05:22 ET (09:22 GMT)