'MM': Siemens will Zahl der Geschäftsdivisionen zusammenstreichen
Am 21. Juni 2018 um 12:06 Uhr
Teilen
HAMBURG (dpa-AFX) - Der Siemens steht laut einem Pressebericht vor einer tiefgreifenden Neuorganisation und will durch eine Verschlankung mehr Tempo machen. Unternehmenschef Joe Kaeser wolle aus fünf Industriedivisionen künftig drei machen und diesen höhere Margenziele verordnen, berichtete das "Manager Magazin" am Donnerstag vorab aus seiner neuesten Ausgabe. Dies sei Teil der neuen Strategie, die Kaeser Anfang August vorstellen werde. Bereits mit Beginn des neuen Geschäftsjahres am 1. Oktober soll demnach der Umbau umgesetzt werden.
Ein Sprecher wollte die Informationen nicht kommentieren, bestätigte aber Arbeiten an der Weiterentwicklung der aktuelle Unternehmensstrategie, welche aber noch nicht beschlossen seien. "Dort, wo Änderungen nötig sind, werden wir handeln."
Laut "Manager Magazin" fasst Kaeser die mit Abstand wertvollste Sparte "Digitale Fabrik" ins Auge, die mit der Prozess-Automatisierung zusammengelegt werden soll. Gleichzeitig werde das Energiemanagement zerschlagen. So sollten die Stromverteilnetze inklusive der hochprofitablen "intelligenten" Netze mit der prosperierenden Gebäudetechnik zusammengeführt werden. Die Hochspannungsnetze über Land würden voraussichtlich dem kriselnden fossilen Kraftwerksgeschäft zugeschlagen.
Erst im November hatte Siemens angekündigt, in den Kraftwerks- und Antriebssparten 6900 Arbeitsplätze zu streichen und mehrere Werke zu schließen. Über die Zukunft des Kraftwerksgeschäfts häufen sich derzeit die Spekulationen. In der vergangenen Woche hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg zunächst unter Berufung auf Insider berichtet, der Konzern prüfe einen Verkauf des kriselnden Geschäfts mit Gasturbinen. Kurz darauf zitierte die Agentur aus einem internen Konzern-Schreiben, dass Siemens zu dem gesamten Bereich und den Gasturbinen stehe.
Laut "Manager Magazin" schwebt Kaeser bei der langfristigen Neuaufstellung des Konzerns eine Struktur aus nur noch zwei Siemens-Unternehmen vor. So soll es auf der einen Seite einen industriell ausgerichteten Teil rund um Fabrik- und Gebäudeautomation geben und auf der anderen Seite die inzwischen an die Börse gebrachte Medizintechniksparte Siemens Healthineers./tav/stw/jha/
Siemens AG zählt zu den weltweit führenden Anbietern von Elektro-und Elektronikgeräten. Der Umsatz (vor Bereinigungen innerhalb der Unternehmensgruppe) ist wie folgt auf die verschiedenen Produktfamilien verteilt:
- Digitale Industrieausrüstungen (28,2%): automatisierte Produktions-, Montage-, Logistik- und Überwachungssysteme usw.;
- medizinische Geräte (27,8%): Systeme für die medizinische Bildgebung, Labordiagnostik und Hörgerätesysteme usw.;
- Lösungen für smarte Gebäude und Infrastrukturen (25,6%): Lösungen für den Energiewandel, Produkte der Klimatechnik (Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen), Gebäudesicherheitssysteme (Brandmelde- und Brandschutzsysteme, Zugangskontrollsysteme, Videoüberwachung und Einbruchmeldeanlagen usw.), technische Gebäudemanagementsysteme usw.;
- Mobilitätslösungen und -systeme (13,5%): Schienenfahrzeuge, Bahnautomatisierungssysteme, Bahnelektrifizierungssysteme, digitale und cloudbasierte Lösungen usw.
Der restliche Umsatz (4,9%) wird insbesondere mit Finanzaktivitäten erzielt (Leasing, Ausrüstungs- und Projektfinanzierung, Finanzberatungsleistungen usw.).
Geographisch gesehen verteilt sich der Umsatz wie folgt: Deutschland (16,3%), Europa / Gemeinschaft Unabhängiger Staaten / Afrika / Naher Osten (30,8%), Vereinigte Staaten (23,9%), Nord- und Südamerika (5,2%), Asien und Australien (23,8%).