Zürich (awp) - Die Aktien von SGS haben am Freitag rasch die kurze Enttäuschung über schwächere Gewinnzahlen abgeschüttelt. Der Markt konzentriert sich offenbar auf die Ernennung von Géraldine Picaud zur neuen Chefin und auf die neuen Mittelfristziele.

Gegen 9.35 Uhr klettern die Titel kräftig um 6,3 Prozent auf 79,80 Franken und damit auf den zweiten Platz im SMI. Der Schweizer Leitindex zeigt sich derweil mit plus 1,0 Prozent ebenfalls freundlich.

Analysten bemängeln zwar insgesamt die Margenschwäche bei SGS, die sich zusätzlich zum Gegenwind von der Währungsseite in Gewinnzahlen unter den Erwartungen niedergeschlagen hat. Allerdings richtet die Finanzgemeinde den Blick eher in die Zukunft und da sehen für ZKB-Experte Daniel Bürki sowohl die Ziele für 2024 als auch die mittelfristige Strategie mit den angepeilten Kosteneinsparungen attraktiv aus. Zudem dürfte die neue CEO neuen Schwung bringen. Ein Wermutstropfen ist für Bürki hingegen die Tatsache, dass die Dividende nun auch als Aktie bezogen werden könne.

"Der CEO-Wechsel und die neuen Mittelfristziele stehlen dem eigentlich gut markierten Fehlschuss bei den Zahlen die Show", titelt denn auch sein Kollege von Bernstein. Generell liege die Bewertung der Aktie auf einem mehrjährigen Tiefpunkt, die Margen seien die schwächsten seit 2004, schreiben die Analysten. Da sei es eigentlich klar, dass schonungslose Aktionen nötig seien. Mit der neuen Chefin werde zwar auch ein neuer CFO fällig, denn Picaud hatte diesen Posten zuvor inne. Allerdings fühle es sich bei SGS nun wie ein wirklicher Wendepunkt an und die Erwartungen hätten einen "Reset" erfahren. Sollte das Unternehmen jetzt ablieferen, sei dies die Basis für eine Neubewertung.

RBC spricht von einem "Erleichterungs-Kurssprung"; aus fundamentaler Sicht habe sich kurzfristig allerdings noch nichts geändert. Für eine starke Kursänderung der Titel gebe es zudem noch zu viele strategische Unsicherheiten. Die Ernennung von Picaud zur CEO könne man entweder als kometenhaften Aufstieg bezeichnen oder als "Kehraus" an der Spitze, nachdem zuletzt Finanzchef Dominik de Daniel seinen Hut nehmen musste.

Ähnlich klingt es bei Vontobel. Der Führungswechsel bringe zwar frische Perspektiven, könnte aber auch zu Störungen führen. So seien die Umstrukrierungen einerseits zu begrüssen, der Weg zum Ziel halte aber einige Herausforderungen bereit, so Analyst Michael Foeth.

dm/tv