58

Semperit-Gruppe I Geschäftsbericht 2022

Konzernlagebericht

Risikomanagement

Grundprinzipien des Risikomanagements (Enterprise Risk Management)

Die Risikopolitik der Semperit-Gruppe unterstützt das Bestreben, Wettbewerbsvorteile zu erzielen und den Unternehmenswert der Semperit-Gruppe damit langfristig zu steigern. Neben der Erfüllung der gesetzlichen Erfordernisse (Compliance) liegen die strategischen Schwerpunkte in der frühzeitigen Erkennung der dem Erfolg der Semperit-Gruppe entgegenstehenden negativen Entwicklungen in den strategischen, operationalen und den Markt- und Finanzbereichen. Dies gilt vor allem bei den Themengebieten Arbeitssicherheit, Gesundheit, Umwelt sowie im Bereich der Sicherstellung der Lieferketten und für Pünktlichkeit der Lieferungen. Der gewählte systematische Risikomanagement- prozess soll auch das Risikobewusstsein steigern. Die Erkenntnisse, die sich daraus ergeben, fließen in die operativen Tätigkeiten und in die strategische Unternehmensentwicklung ein.

Dabei steuert die Semperit-Gruppe Risiken, indem diese reduziert, vermieden oder transferiert werden. Das konzernweite Risikomanagement ist integraler Bestandteil der Planung und Umsetzung der Geschäftsstrategien, wobei die Risikopolitik durch den Vorstand vorgegeben wird. Entsprechend der Organisation und Verantwortungshierarchien sind alle Konzernunternehmen dazu verpflichtet, dem vorgegebenen Risikomanagementprozess zu folgen und diesen umzusetzen. Das Enterprise Risk Management ist organisatorisch in der Abteilung "Group Risk Management & Assurance" eingeordnet.

Prozess des unternehmensweiten Risikomanagements (Enterprise-Risk-Management-Prozess)

Die Semperit-Gruppe bedient sich aufeinander abgestimmter interner Kontroll- und Risikomanage- mentsysteme, um bestandsgefährdende wesentliche Risiken und negative Überraschungen frühzeitig zu erkennen und zu reduzieren. Das größte Gewicht haben dabei konzernweite Prozesse, die dazu dienen, potenzielle Risiken möglichst frühzeitig vor wesentlichen Geschäftsentscheidungen abschät- zen zu können. Das interne Berichtswesen ermöglicht es, solche Risiken im Geschäftsverlauf akkurat zu überwachen.

Das Risikomanagement der Semperit-Gruppe basiert auf einem umfassenden Enterprise-Risk-Management-Ansatz(ERM-Ansatz), der in die Unternehmensorganisation integriert ist. Der ERM- Ansatz fußt dabei auf einem weltweit anerkannten Rahmenkonzept des Committee of Sponsoring Organizations of the Treadway Commission (COSO), dem "Enterprise Risk Management - Integrated Framework". Der ERM-Prozess zielt auf eine frühzeitige Identifizierung, Bewertung und Steuerung von Risiken ab. Diese können das Erreichen strategischer, operativer, finanzieller, sozialer, governance- und compliance-relevanter, arbeitssicherheitstechnischer, gesundheits- und umweltbezogener (HSEQ-) Ziele des Konzerns im wesentlichen Maß beeinflussen.

Entlang eines strukturierten Prozesses, der sowohl Elemente des Bottom-up- als auch des Top- down-Ansatzes kombiniert, werden Risiken identifiziert und bewertet. Im Rahmen des ERM-Ansatzes beträgt der Berichtszeitraum für die Risikoeinschätzung jedenfalls ein Jahr und - entsprechend der Mittelfristplanung - bis zu fünf Jahre. Mit der zusätzlichen Evaluierung eines fünfjährigen Risikobe- trachtungszeitraums wurde im Jahr 2019 begonnen.

Das ERM basiert auf einem Nettoprinzip, demgemäß nur Risiken adressiert werden, die nach Durchführung bestehender (Kontroll-)Maßnahmen verbleiben. Falls mögliche negative Abweichungen bereits im Konzernabschluss, im Budget oder in der Mittelfristplanung berücksichtigt wurden, scheinen diese nicht mehr als Risiken auf. Der Umsetzungsfortschritt der risikoreduzierenden Maßnahmen wird regelmäßig verfolgt. Dieser wird in der internen Risikoberichterstattung auf die einzelnen Konzernun- ternehmen heruntergebrochen.

Konzernlagebericht

Semperit-Gruppe I Geschäftsbericht 2022

59

Die Abteilung "Group Risk Management & Assurance" verantwortet die zentrale Koordination, Moderation und Überwachung des strukturierten Risikomanagementprozesses für die gesamte Semperit-Gruppe. Relevante Risiken werden aus verschiedenen Perspektiven priorisiert und in einem weiteren Schritt im Hinblick auf ihre potenziellen Auswirkungen und ihre Eintrittswahrscheinlichkeit bewertet. Der Bottom-up-Identifizierungs- und Priorisierungsprozess wird durch (Remote-)Workshops mit dem jeweiligen Management der Konzernunternehmen der Semperit-Gruppe unterstützt. Dieses Bottom-up-Element stellt sicher, dass potenzielle neue Risiken auf Managementebene zur Diskussion gestellt und danach, bei Relevanz, in die Berichterstattung aufgenommen werden. Diese Risiken werden mit der Segmentleitung (top-down) abgestimmt. Die Einzelberichterstattung erfolgt sofort nach dem jeweiligen Risiko-Update in den jeweiligen Konzernbereichen. Mindestens einmal jährlich erfolgt eine umfassende Risikoberichterstattung der Einzelrisiken samt Aggregation auf Konzernebe- ne an den Prüfungsausschuss und Aufsichtsrat. Der reguläre Berichterstattungsprozess wird durch einen Ad-hoc-Berichterstattungsprozess ergänzt, um auf kritische Themen rechtzeitig aufmerksam zu machen.

Ein ganzheitliches Risikomanagement muss ebenfalls intern wie extern auftretende Trends und Effekte aus dem Bereich ESG (Environment, Social and Governance) identifizieren, bewerten und managen. Um aktuelle, aber auch zukünftige Themen entsprechend zu adressieren, führt Semperit jährlich ein "ESG (Environment, Social and Governance) Risk & Opportunity Assessment" durch. In einem umfassenden Prozess, der zeitlich unabhängig vom klassischen Risikoprozess stattfindet, werden gemeinsam mit der Abteilung "Group Risk Management & Assurance" die wesentlichen Risiken identifiziert und evaluiert.

Organisation des Risikomanagements und der Verantwortlichkeiten

Zur Überwachung des ERM-Prozesses und um die Integration und Vereinheitlichung bestehender Kontrollaktivitäten im Einklang mit den rechtlichen und operativen Anforderungen weiter voranzu- treiben, werden Risiken, Veränderungen und Entwicklungen im Risikomanagementprozess quartals- weise in den Vorstandssitzungen diskutiert. Darüber hinaus werden die Top-Risiken quartalsweise im Risk Management Board, bestehend aus dem Gesamtvorstand, einem Monitoring unterzogen.

Die Abteilung "Group Risk Management & Assurance" wird von den einzelnen Konzernunter- nehmen und -bereichen im Prozess unterstützt. Ein Update über den Maßnahmenfortschritt erfolgt über die Risiko- bzw. Maßnahmenverantwortlichen. Versicherbare Risiken werden, soweit ökonomisch sinnvoll, über Versicherungen abgedeckt (siehe auch "Versicherbare Risiken").

Die für das Risikomanagement relevanten rechtlichen Rahmenbedingungen und Grundsätze sind in der Risk Management Guideline festgehalten.

Die Ernst & Young Wirtschaftsprüfungsgesellschaft m.b.H. hat die Funktionsfähigkeit des Risiko- managementsystems der Semperit-Gruppe für das Geschäftsjahr 2022 gemäß C-Regel 83 des Öster- reichischen Corporate Governance Kodex geprüft und bestätigt.

60

Semperit-Gruppe I Geschäftsbericht 2022

Konzernlagebericht

Risikobericht

Die globale wirtschaftliche Entwicklung mit ihren regional stark unterschiedlichen Ausprägungen stellt die Semperit-Gruppe als international tätiger Konzern laufend vor neue Herausforderungen. Die Semperit-Gruppe ist in Ländern aktiv, in denen unterschiedliche wirtschaftliche Rahmenbedingungen herrschen. Ebenso befinden sich die Länder in unterschiedlichen Phasen politischer, rechtsstaatlicher sowie sozialer Entwicklung. Der Erfolg der zwei Sektoren bzw. der fünf operativen Segmente der Semperit-Gruppe ist aufgrund ihrer strategischen Ausrichtung unterschiedlich stark von der gesamt- wirtschaftlichen Situation abhängig.

Politische Spannungen, wie etwa der Russland-Ukraine-Konflikt, die globale Corona-Pandemie zu- sammen mit den damit verbundenen Transport- und Reisebeschränkungen samt staatlich verordneten vorübergehenden Werksschließungen, die Verfügbarkeit (Sourcing) und die Preisentwicklung von Rohstoffen und Energie prägten das Jahr 2022. Diese Unwägbarkeiten stellten die Semperit-Gruppe erneut vor große Herausforderungen. Dank der weltweiten Präsenz und der unterschiedlichen Marktdynamik der fünf Segment konnte die Semperit-Gruppe das Risiko jedoch streuen.

Nachstehend werden ausgewählte Einzelrisiken erläutert. Zusätzlich zu den hier angeführten Ri- siken bestehen möglicherweise weitere strategische, operative, finanzielle, soziale, governance-,compliance-relevante, arbeitssicherheitstechnische, gesundheits- und umweltbezogene (HSEQ- bzw. ESG-) sowie sonstige interne und externe Risiken, die der Semperit-Gruppe aktuell noch nicht be- kannt oder bewusst sind. Bei Eintritt eines oder mehrerer bekannter oder unbekannter Risiken be- steht die Möglichkeit erheblicher nachteiliger Auswirkungen auf die Geschäfts-,Vermögens-, Finanz- und Ertragslage sowie die Reputation der Semperit-Gruppe.

Strategische Risiken

Transformations-, Governance- und Nachhaltigkeitsrisiken

Aus der konsequent vorangetriebenen Modernisierung von Management-Informationssystemen bzw. durch die Implementierung neuer Strukturen und standardisierter Prozesse ergeben sich beträchtli- che Chancen in den Führungs- und Steuerungsaufgaben. Die Modernisierung in den Management- Informationssystemen bzw. die Implementierung neuer Strukturen und standardisierter Prozesse ist noch nicht zur Gänze abgeschlossen und könnte daher zu Risiken der Unternehmenssteuerung führen. Diesem Risiko wird einerseits durch das Vorantreiben von Projekten zur Transformation im IT- und Finanzbereich entgegengewirkt. Andererseits sollen diverse Projekte zur Harmonisierung von Prozes- sen über die Wertschöpfungskette hinweg sowie zur Standardisierung von IT-Systemen diesem Risiko gegensteuern.

Es besteht insbesondere das Risiko, dass die getroffenen Transformations- und Governancemaß- nahmen zeitlich länger dauern und mit höheren Kosten verbunden sind, sodass ihr tatsächlicher Nutzen geringer ist als ursprünglich geschätzt, dieser später eintritt als angenommen oder seine Wirkung zur Gänze ausbleibt. Die Profitabilität der Semperit-Gruppe wird jedenfalls durch die tat- sächlich erzielten Einsparungen und die Fähigkeit des Konzerns beeinflusst, die fortlaufenden Projekte nachhaltig umzusetzen.

Darüber hinaus bestehen innerhalb der Unternehmensstrategie ESG-relevante Risiken, die sich im Zusammenhang mit der Geschäftstätigkeit, den Anforderungen der verschiedenen Stakeholder und Auswirkungen des Klimawandels ergeben. Um diesen Risiken Rechnung zu tragen, wurden die Ziele der Nachhaltigkeitsstrategie in den Bereichen Umwelt, Soziales und Governance konsequent weiter- verfolgt.

Konzernlagebericht

Semperit-Gruppe I Geschäftsbericht 2022

61

Technologieentwicklung

Die Märkte, in denen die Semperit-Gruppe agiert, werden nicht nur immer sensitiver im Hinblick auf Nachhaltigkeit, sondern sind infolge der Einführung innovativer und disruptiver Technologien auch anderen signifikanten Änderungen unterworfen. Auf dem Gebiet der Digitalisierung (Industrie 4.0) gibt es das Risiko, dass existierende Produkte substituiert werden sowie das Risiko, dass neue Ge- schäftsmodelle althergebrachte ersetzen. Darüber hinaus besteht das Risiko, dass Mitbewerber aufgrund schnellerer Time-to-Market-Strategien ihre Produkte und Lösungen früher auf den Markt bringen können als die Semperit-Gruppe. Hinsichtlich umweltrelevanter Anforderungen wird die Bedeutung von kohlenstoffarmen Produkten wie auch die Förderung verschiedener Aspekte im Sinne einer Kreislaufwirtschaft zunehmend steigen. Zudem könnten von der Semperit-Gruppe verwendete Chemikalien der durch die REACH-Verordnung (Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals; auf Deutsch: Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe) definierten Liste besonders besorgniserregender Stoffe (Substances of Very High Concern, SVHC), die alle sechs Monate aktualisiert wird, hinzugefügt werden. Dies muss in der Auswahl von Rohstoffen sowie in der Produktentwicklung und -herstellung entsprechend berücksichtigt werden. Die Entwicklung der Ergebnisse hängt stark von der Fähigkeit ab, Änderungen in Märkten zu antizi- pieren, sich entsprechend anzupassen und auch umweltfreundliche sowie kohlenstoffarme Produkte anbieten zu können. Die im Zusammenhang mit der Einführung neuer Produkte und Technologien ins Leben gerufenen Innovationsprojekte sind mit einem beträchtlichen Einsatz finanzieller Mittel verbunden und nicht immer erfolgreich. Es könnte zu einem negativen Einfluss auf die Ertragslage führen, wenn Investitionen nicht den erwarteten Erfolg bringen, beziehungsweise nicht die erwartete Marktakzep- tanz finden. Bestehende Patente und andere Rechte am geistigen Eigentum der Semperit-Gruppe können nicht vollständig verhindern, dass Mitbewerber selbst Produkte, die Semperit-Produkten sehr ähnlich sind, entwickeln und verkaufen. Darüber hinaus besteht nicht für alle Betriebsgeheimnisse die Möglichkeit der Patentierung. Um die entsprechende Geheimhaltung zu gewährleisten, werden Vertraulichkeitsanweisungen in Dienstverträgen oder auch Konkurrenzverbote vereinbart.

Kundenbedürfnisse und Markttrends

Ein für die Semperit-Gruppe inhärentes Risiko besteht darin, Markttrends (auch in Bezug auf ESG- Themen) nicht rechtzeitig zu erkennen oder nicht flexibel genug zu sein, die Produkte, Produktion und Dienstleistungen zeitgerecht an diese Marktänderungen anzupassen. Dies könnte eine nicht wettbewerbsfähige Kostenposition und einen wesentlichen negativen Effekt auf die Geschäfts-,Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Semperit-Gruppe zur Folge haben.

Operative Risiken

Risiken der Organisation

Die Ordnung der Semperit-Gruppe in Form einer Matrixorganisation beinhaltet für das Manage- mentmodell typische Risiko von teilweisen Prozessüberlappungen, Inflexibilität und Ineffizienz. Ent- scheidungswege als Reaktion auf marktbedingte oder krisenhafte Entwicklungen sind potenziell mit dem Risiko zeitlicher Verzögerungen oder anderen Ineffizienzen behaftet. Die Steuerungssysteme so- wie die Messung von Schlüsselkennzahlen gegenüber internen und externen Benchmarks unterliegen einer fortlaufenden Weiterentwicklung. Aufgrund der dadurch unter Umständen temporär einge- schränkten Transparenz und Vergleichbarkeit können Fehlentscheidungen getroffen werden. Des Weiteren besteht ein potenzielles Risiko, bestehende Wettbewerbsvorteile zu verlieren oder neue nicht generieren zu können.

62

Semperit-Gruppe I Geschäftsbericht 2022

Konzernlagebericht

Risiken von Investitionen und Desinvestitionen

Die Semperit-Gruppe investiert in bestehende und neue Standorte, zum Beispiel mittels Errichtung neuer Gebäude, Anschaffung neuer Maschinen und Ersatzinvestitionen. Bei einer möglichen Akquise neuer Unternehmen bzw. Sparten oder Desinvestitionen bestehender Unternehmensteile (z.B. durch Verkäufe oder Schließungen) entsteht eine Vielzahl von Risiken. Im Zuge solcher Investitionen und Desinvestitionen stehen den Chancen aus der Unternehmensentwicklung und aus der nachhaltigen Transformation zum Industriegummi-Spezialisten unter anderem Transaktionsrisiken, das Risiko von Kostenremanenzen, das Risiko von Fehleinschätzungen im Transaktionsprozess und das Aufkommen von Altlasten jeglicher Art gegenüber.

Darüber hinaus besteht in Zusammenhang mit der strategischen Entscheidung zur Transformation zum Industriegummi-Spezialisten und der damit verbundenen, für die Jahresmitte 2023 geplanten weitgehenden Trennung vom Medizingeschäft in der Belegschaft eine hohe Unsicherheit. Diese könnte zu einer vermehrten Fluktuation, reduzierter Produktivität, beeinträchtigten Kunden- und Lieferantenbeziehungen sowie zum Verlust von betrieblichem und technischem Know-how führen.

Risiken der Wertschöpfungskette

Die Wertschöpfungskette der Semperit-Gruppe umfasst praktisch alle Stufen: Sie beginnt bei F&E, setzt sich fort bei der Steuerung der Versorgungskette (Supply Chain Management) und der Produk- tion bis hin zu Marketing und Vertrieb. Entlang der Wertschöpfungskette können insbesondere Eng- pässe bei der Rohstoff- und der Energieversorgung entstehen sowie Produktionsunterbrechungen, Ausschuss, Qualitätsmängel bei Produkten, Verpackung, Lagerung, Auslieferung auftreten und zu Mehrkosten sowie Lieferengpässen bzw. -verzögerungen führen. Des Weiteren können sich daraus Reputationsschäden und Verluste von Aufträgen sowie potenzielle Produkthaftungs-, Arbeitssicher- heits-, Compliance- und Umweltrisiken ergeben, welche sich negativ auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Semperit-Gruppe auswirken können.

Die Ertragslage der Semperit-Gruppe hängt von einer zuverlässigen und effektiven Steuerung der Versorgungskette für Rohstoffe und Mischungen und auch von der Sicherstellung der entsprechen- den kostenoptimierten logistischen Rahmenbedingungen, wie zum Beispiel Transportmöglichkeiten, ab. Kapazitätsbeschränkungen und Lieferengpässe - auch vor dem Hintergrund des Russland- Ukraine-Konflikts, der Corona-Pandemie und den globalen Verwerfungen der Transportketten - können zu Zeitverzögerungen und zusätzlichen Kosten führen. Bei der Versorgung mit Rohstoffen und Energie ist die Semperit-Gruppe zur Gänze, bei Mischungen nur zum Teil auf externe Lieferanten angewiesen. Dies reduziert die mittelbaren Möglichkeiten der Einflussnahme auf Produktivität, Quali- tätssicherung, Liefertermine und Kosten und erhöht das Risiko, nicht rechtzeitig und angemessen auf sich verändernde Situationen reagieren zu können. Der Russland-Ukraine-Konflikt, die verbleibenden noch bestehenden Auswirkungen der zum Teil abflauenden Corona-Pandemie und mögliche Verwer- fungen in der Transportlogistik können sich negativ auf die Lieferkette auswirken und zu Unterbre- chungen führen, da die Semperit-Gruppe regelmäßig Rohstoffe aus unterschiedlichen Regionen weltweit bezieht. Die aktive Steuerung des Lieferantenportfolios sowie ein global ausgerichtetes und konzernweit abgestimmtes Einkaufs- und Supply-Chain-Management wirken diesen Risiken entgegen.

Engpässe oder Verzögerungen bei der Versorgung können den Geschäftsaktivitäten der Semperit-Gruppe erheblichen Schaden zufügen. Preissteigerungen von Rohmaterialien, Komponen- ten, Löhnen und Energie, zum Beispiel aufgrund von Marktengpässen, könnten sich ebenfalls negativ auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Semperit-Gruppe auswirken. Des Weiteren könnte die Semperit-Gruppe mit dem Risiko von Verzögerungen und Unterbrechungen der Versorgungskette als Auswirkung von (wirtschaftlichen, geopolitischen, pandemischen oder auch klimabedingten) Katastrophen konfrontiert werden, insbesondere wenn es nicht gelingt, alternative Zulieferquellen in unterschiedlichen Ländern oder Regionen zu erschließen. Falls die Semperit-Gruppe nicht in der Lage

Konzernlagebericht

Semperit-Gruppe I Geschäftsbericht 2022

63

ist, ausreichende Sicherheit entlang der Beschaffungskette zu erlangen, könnte auch die Reputation der Semperit-Gruppe beeinträchtigt werden.

Beschaffungsrisiken

Zur Herstellung ihrer Produkte kauft die Semperit-Gruppe unter anderem große Mengen an Rohstof- fen, wie Kautschuk (Natur- und Synthesekautschuk), Chemikalien, Füllstoffe und Festigkeitsträger aus Textil und Stahl sowie Energie (Gas und Strom), ein. Diese Rohstoffe unterliegen größeren Preis- schwankungen. Preiserhöhungen könnten in Abhängigkeit von der jeweiligen Marktsituation nur in Teilen beziehungsweise nur mit Zeitverzug an Kunden weitergegeben werden, weshalb ein Anstieg der Rohstoffpreise zu einer Ergebnisbelastung führen kann. In einigen bei Rohstoff- und Chemieliefe- ranten bzw. bei Energie- und Wasserversorgern bestehen auch monopolistische und oligopolistische Versorgungssituationen, wodurch die Semperit-Gruppe lediglich über eingeschränkte Verhandlungs- optionen verfügt. Geopolitische Unruhen können dieses Risiko erheblich erhöhen.

Das Management entsprechender Sicherheitsbestände, Multiple Sourcing (d.h. Reduktion der Abhängigkeit von einzelnen Lieferanten), der Abschluss langfristiger Verträge und Preisgleitklauseln mit den Lieferanten sowie die kontinuierliche Überprüfung dieser hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeits- leistung wirken diesen Risiken entgegen. Die Semperit-Präsenz in Asien, der weltweit wichtigsten Region für die Gewinnung von Naturkautschuk, stellt die Nähe zu den Produzenten entlang der gesamten Wertschöpfungskette sicher.

Darüber hinaus ist das Segment Sempermed zu einem Teil von der Versorgung mit Fertigproduk- ten durch Dritte abhängig, die sich volatil gestalten kann und wodurch flexible Mengenverschiebun- gen innerhalb des Lieferantenportfolios notwendig sind.

Ein Engpass bei einzelnen Rohstoffen oder Fertigprodukten, Beschränkungen von Importen, Ein- schränkungen infolge geopolitischer Spannungen oder internationaler Beschränkungen und Sanktionen, oder der Ausfall eines wesentlichen Lieferanten können zu einem massiven Produktionsverlust und zu einer stark negativen Auswirkung auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Semperit-Gruppe führen.

Produktions- und Auslastungsrisiken

Innerhalb des Semperit-Maschinenparks gibt es (teilweise überalterte) Anlagen, die für die Produktion von maßgeblicher Bedeutung sind und für die es keinen adäquaten Ersatz gibt. Ein längerer Ausfall einer solchen Maschine würde zu einem (teilweisen) Produktionsausfall und zu negativen Auswirkungen auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Semperit-Gruppe führen.

Im Geschäftsjahr 2022 wurde weiter in den Ersatz von überalterten Anlagen und in die Erweite- rungen von Produktionsanlagen investiert. Dem Ausfallrisiko der Produktionsanlagen wird darüber hinaus durch regelmäßige Revision einschließlich vorbeugender Wartung und Instandhaltung entge- gengewirkt. Störungen können insbesondere auch durch Elementarereignisse hervorgerufen werden, die nicht im Einflussbereich der Semperit-Gruppe liegen. Soweit möglich, sind derartige Risiken durch technische Präventivmaßnahmen und durch Versicherungen in einer wirtschaftlich sinnvollen Dimension optimiert.

Bei Semperit-Produkten können Qualitätsprobleme auftreten, die entweder durch minderwertige Rohstoffe verursacht werden oder aus der Entwicklung oder Produktion dieser Produkte resultieren. Trotz aller Bemühungen kann das Risiko von Betriebsstörungen, Unfällen, Unterauslastung oder Über- lastung von Produktionsstandorten sowie limitierter Verfügbarkeit von Produktions-, Bewegungs- und Lagerflächen nicht ausgeschlossen werden. Die angeführten Risiken können zu Lieferverzögerungen und in weiterer Folge zu einem möglichen Verlust von Kunden führen, mit möglichen negativen Aus- wirkungen auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Semperit-Gruppe.

64

Semperit-Gruppe I Geschäftsbericht 2022

Konzernlagebericht

Risiken der Informationstechnologie (IT), von Cyber-Angriffen und des Datenschutzes

Der überwiegende Teil der Produktions- und Steuerungssysteme sowie Serviceleistungen ist von einer funktionierenden und störungsfreien IT/OT-Landschaft abhängig. Der Ausfall von wesentlichen Servern und Produktionssteuerungseinheiten, von Enterprise-Resource-Planning-Systemen (ERP- Systemen), Nichtverfügbarkeiten sowie unautorisiertes Eindringen in IT/OT-Netzwerke ("Cybercrime") können zu geringeren, und nicht mehr aufholbaren Produktionsmengen, zu Qualitätsbeeinträchtigung oder zu Lieferverzögerungen Auftragsverlusten führen und damit nachteilig für die Semperit-Gruppe sein. Wie andere multinationale Unternehmen ist auch die Semperit-Gruppe dem Risiko von Cyber- Angriffen ausgesetzt. Zudem könnte sich das Risiko der Cyber-Kriminalität durch internationale Kon- flikte, wie z.B. den Russland-Ukraine-Konflikt, weiter erhöhen. Diese könnten möglicherweise zur Offenlegung, Verfälschung, Spionage oder zum Verlust von Informationen, Missbrauch von Informati- onssystemen oder zu Produktfehlern, Produktionsausfällen und Lieferengpässen führen, mit negativen Auswirkungen auf die Reputation und Wettbewerbsfähigkeit und auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Semperit-Gruppe. Semperit investiert laufend in Ressourcen zur Weiterentwicklung von Schulungsmaßnahmen und Projekten, die der Erhöhung der Cyber-Sicherheit dienen.

Ein zusätzliches Risiko sind selbst entwickelte IT/OT-Systeme und eine große Vielfalt an unter- schiedlichen Systemen in Anwendung, die ein hohes Maß an manuellen Eingriffen erfordern oder personenabhängig sind, wodurch Datenqualität und Prozesse beeinträchtigt sein können. Die Rück- verfolgbarkeit von produzierten Gütern könnte aufgrund fehlerhafter und inexistenter Systeme nicht gewährleistet sein. Diesem Risiko wird mit Strategieprojekten zur Vereinheitlichung von IT-Prozessen und ERP-Systemen entgegengewirkt.

Die unsachgemäße bzw. nicht den gesetzlichen Vorschriften (insbesondere DSGVO) entsprechende Handhabung von schützenswerten bzw. vertraulichen Daten kann ebenfalls ein Risiko darstellen.

Externe kriminelle Handlungen

Fraud- und Cyber-Attacken (z.B. Email Fraud, Fake President Fraud etc.) stellen generell ein großes Risiko für das Unternehmen dar, dem auch mit laufenden gruppenweiten Awareness-Schulungen im Rahmen des Projekts "Sempercyber", mittels IKS-Schulungen(Internes-Kontrollsystem-Schulungen) und Projekten im Bereich der Payment-Security entgegengewirkt wird. Das Nicht-Erkennen solcher Angriffe oder auch das Versagen von internen Kontrollsystemen können nicht zur Gänze ausgeschlossen werden und somit zu einer Verschlechterung der Geschäfts-,Vermögens-, Finanz- und Ertragslage beitragen.

Personalrisiken

Die Semperit-Gruppe benötigt fortwährend hochqualifizierte Mitarbeiter:innen. Der Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiter:innen ist in den Regionen, in denen das Unternehmen geschäftlich tätig ist, weiterhin intensiv. Einige Semperit-Standorte befinden sich in Regionen mit anhaltend niedriger Arbeitslosigkeit und konstant hoher Nachfrage nach qualifizierten Facharbeiter:innen. Die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung der Semperit-Gruppe wird wesentlich dadurch bestimmt, dass entspre- chend qualifizierte Fach- und Führungskräfte an den einzelnen Standorten rekrutiert, integriert, weiterentwickelt und dauerhaft gehalten werden können. Etwaige Abgänge von Schlüsselpersonen müssen durch rechtzeitig ausgebildete interne Nachfolger oder durch ein entsprechendes Employer Branding zur Unterstützung externer Rekrutierungsprozesse aufgefangen werden. Die Ausrichtung der Semperit-Gruppe hinsichtlich sozialer Aspekte wie Diversität, Inklusion und attraktives Arbeiten gewinnt zunehmend an Bedeutung. Dies betrifft bestehende und potenzielle Mitarbeiter:innen und wird durch entsprechende Zusatzleistungen und Aktivitäten sukzessive ausgebaut. Sollte dies nicht gelingen, ist das Risiko einer Verschlechterung der Geschäfts-,Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Semperit- Gruppe gegeben.

Konzernlagebericht

Semperit-Gruppe I Geschäftsbericht 2022

65

Ein Arbeitskräftemangel bzw. Beschränkungen bei der Aufnahme von Gastarbeiter:innen oder beim Outsourcing, staatliche Mindestlohnregime, Streiks oder Abfluss bzw. unbefugte Weitergabe von Know-how können zu einer Beeinträchtigung der Produktion sowie Einschränkungen in anderen Unternehmensbereichen führen und damit ebenfalls die Produktivität sowie die Geschäfts-, Vermö- gens-, Finanz- und Ertragslage belasten. Dem Risiko eines Personalengpasses durch hohe krankheits- bedingte Abwesenheiten wird - wie auch in anderen Situationen langfristiger Personalausfälle - mit Stellvertretungen, Flexibilisierung und vorbeugend mittels Schichtmodellen bei Anwesenheiten und Homeoffice-Möglichkeiten begegnet.

Finanzwirtschaftliche Risiken

Die Semperit-Gruppe ist als international tätiges Unternehmen finanzwirtschaftlichen Risiken ausge- setzt, die sich insbesondere im Bereich der Kapital-, Liquiditäts- und Finanzierungsrisiken, der Fremd- währungs- und Zinsrisiken sowie in den Ausfallrisiken von Kunden und Banken auswirken können. Wie gemäß IFRS 7 vorgesehen, erfolgt eine ausführliche Darstellung der finanzwirtschaftlichen Risiken und deren Management im Konzernanhang unter Kapitel 11.

Kapital-, Liquiditäts- und Finanzierungsrisiken (Kapitalmanagement)

Kapitalrisiko bezeichnet das Risiko des in Investitionen gebundenen Kapitals. Liquiditätsrisiko (auch Refinanzierungsrisiko) bezeichnet das Risiko, benötigte Zahlungsmittel für allfällige Zahlungen nicht oder nur zu erhöhten Refinanzierungskosten beschaffen zu können. Finanzierungsrisiko bezeichnet das Risiko, dass Finanzierungsinstrumente nicht oder nicht im benötigten Umfang zur Verfügung stehen und dadurch Zahlungsstörungen oder gar Insolvenz drohen.

Marktrisiken, denen die Semperit-Gruppe unterliegt, sind unter anderem politische und wirt- schaftliche Entwicklungen, die einen negativen Einfluss auf die weltweiten Finanzmärkte haben. Das können zum Beispiel restriktive Regulierungen des Finanzsektors oder der Politik der Zentralbanken, die begrenzte Verfügbarkeit von Finanzmitteln auch aufgrund der Berücksichtigung von Nachhaltig- keitsaspekten z.B. im Zusammenhang mit der EU-Taxonomieverordnung sein. Auch die geänderte Bonität und Handlungsfähigkeit von Banken bzw. anderen Geldgebern, Änderungen von Zinssätzen oder Beschränkungen bei der Nutzung von Finanzinstrumenten sind Risiken, die den Handlungsspiel- raum des Unternehmens im Zusammenhang mit der Aufnahme von Finanzierungen beeinflussen bzw. die Finanzierungskosten und Einlagekonditionen verschlechtern.

Weiters ist die Semperit-Gruppe im Kapitalmanagement auch Unternehmensrisiken ausgesetzt. Beispielsweise kann eine Verschlechterung der eigenen Bonität dazu führen, dass sich die Aufnahme von Finanzmitteln verteuert oder Kreditgeber keine weiteren Finanzierungen gewähren. Auch kann eine Erhöhung der Kreditrisikoaufschläge aufgrund von Unsicherheit und Risikoaversion an den Finanzmärkten zu einer negativen Veränderung der Marktwerte der finanziellen Vermögenswerte führen.

Die Risiken aus dem Kapitalmanagement können die Geschäfts-,Vermögens-, Finanz- und Er- tragslage des Unternehmens signifikant negativ beeinflussen.

Fremdwährungsrisiken

Fremdwährungsrisiken kann man generell in Transaktions- und Translationsrisiken einteilen. Aufgrund der internationalen Handelsbeziehungen sowie der weltweit bestehenden Tochterunternehmen ist die Semperit-Gruppe beiden Risiken ausgesetzt.

Darüber hinaus gibt es in manchen Ländern Kapitalverkehrskontrollen, die die Semperit-Gruppe in ihrer Handlungsfreiheit einschränken. So schränken einige Nationalbanken den Handel mit Währungen und Sicherungsinstrumenten ein.

66

Semperit-Gruppe I Geschäftsbericht 2022

Konzernlagebericht

Die Risiken aus dem Fremdwährungsrisikomanagement können die Geschäfts-,Vermögens-, Fi- nanz- und Ertragslage der Semperit-Gruppe signifikant negativ beeinflussen.

Zinsrisiken

Zinsrisiken ergeben sich aus der Veränderung von Zinssätzen, sowohl bei variabel als auch bei fix verzinsten Finanzierungen, in Form des Zinsänderungsrisikos bzw. des Barwertrisikos. Darüber hinaus bestehen Negativzinsrisiken, wenngleich gegenüber 2021 verminderte, im Zusammenhang mit Unter- nehmenseinlagen.

Die Zinsrisiken können die Geschäfts-,Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Unternehmens signifikant negativ beeinflussen.

Ausfallrisiken von Kunden und Banken

Die Semperit-Gruppe unterliegt dem Risiko eines Forderungsausfalls seitens der Kunden. Falls sich die Bonität der Semperit-Kunden verschlechtert, steigt das Ausfallrisiko. Kreditrisiken und das Risiko des Zahlungsverzugs werden über standardisierte Geschäftspartner- und Bonitätsprüfungen, definierte Kreditlimits sowie Kreditversicherungen gemanagt. Der Ausfall eines wesentlichen Geschäftspartners könnte negative Folgen für das Ergebnis und die Liquidität der Semperit-Gruppe haben. Aufgrund des durch die Corona-Pandemie und den Russland-Ukraine-Konflikt gestiegenen Ausfallrisikos könnten sich die Kosten zur Sicherung von Kreditrisiken erhöhen.

Darüber hinaus bestehen Ausfallrisiken in Bezug auf die Guthaben, die die Semperit-Gruppe bei Banken hält. Diese Guthaben sind teilweise oder gar nicht über Einlagensicherungsfonds abgesichert. Es besteht eine Veranlagungsrichtlinie, welche die Höhe der liquiden Mittel, die pro Bank gehalten werden dürfen, beschränkt und welche die Finanzinstrumente definiert, in welche die überschüssige Liquidität investiert werden darf. Im Falle eines Konkurses einzelner Banken oder einer erneuten Banken- und/oder Finanzmarktkrise kann es dazu kommen, dass die Semperit-Gruppe nicht oder nur teilweise oder nur mit Verzögerung auf diese Liquidität oder auf Kreditlinien zugreifen kann. In Bezug auf die Veranlagungen in liquiditätsnahe Geldmarktfondsanteile ist das Ausfallsrisiko im Grunde mit jenem von kurzlaufenden Anleihen hoher Bonität vergleichbar, durch den Sondervermögensstatus des Fonds und durch die Diversifikation in verschiedene Veranlagungstitel und Emittenten innerhalb des Fonds aber deutlich reduziert.

Die Risiken aus dem Ausfall von Kunden und Banken können die Geschäfts-,Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Unternehmens signifikant negativ beeinflussen.

Steuerrisiken

Die Konzernunternehmen der Semperit-Gruppe sind in den jeweiligen Ländern lokaler Steuergesetz- gebung unterworfen und müssen sowohl Ertragsteuern als auch andere (lokale) Steuern und Gebühren abführen. Änderungen der Steuergesetze und -regelungen in diesen Jurisdiktionen könnten zu höheren Steueraufwendungen führen. Die ständige Veränderung und teilweise Verschärfung von steuerrecht- lichen Vorschriften erhöhen die Anforderungen an die Tax Compliance zur Einhaltung und Überwa- chung dieser Bestimmungen. Unzureichende Kontrollen in den Geschäftsprozessen oder mangelnde Dokumentation können zur Verletzung von Vorschriften im nationalen und internationalen Steuerrecht und zu negativen Feststellungen in Steuerprüfungen führen.

Ebenso ist ein negativer Einfluss auf die Steuerforderungen und -verbindlichkeiten der Semperit- Gruppe sowie auf die latenten Steuern möglich. Steuerlich nicht genutzte Verlustvorträge könnten Gegenstand von steuerlichen Betriebsprüfungen sein und zum Teil hinterfragt werden. Zudem könnte die Unsicherheit im steuerlichen Umfeld mancher Regionen die Möglichkeiten einschränken, eigene Rechte durchzusetzen. Die Semperit-Gruppe und ihre lokalen Gesellschaften unterliegen regelmäßigen Steuerprüfungen von Finanzbehörden mit möglichen negativen Feststellungen.

Konzernlagebericht

Semperit-Gruppe I Geschäftsbericht 2022

67

Bei Eintritt eines oder mehrerer der oben genannten Ereignisse ist von einer negativen Auswir- kung auf die Geschäfts-,Vermögens-, Finanz- und Ertragslage auszugehen.

Compliance-Risiken

Die ständige Verschärfung internationaler Verhaltensrichtlinien und Gesetze erhöht die Anforderun- gen zur Einhaltung und Überwachung dieser Bestimmungen. Unzureichende Kontrollen in den Ge- schäftsprozessen oder mangelnde Dokumentation können zur Verletzung von geltenden Regeln führen und die Reputation sowie den wirtschaftlichen Erfolg durch Compliance-Verstöße gefährden. Die Semperit-Gruppe begegnet diesem Risiko unter anderem mit einem konzernweit gültigen "Code of Conduct" und kontinuierlichen Schulungen für alle Mitarbeiter:innen weltweit, um das Bewusstsein für Handlungen, die "non compliant" sind, weiter zu stärken. Auch das implementierte Hinweis- geber("Whistleblowing")-Systemkann einen wertvollen Beitrag leisten, Bedenken und Missbräuche betreffend unethisches oder rechtswidriger Verhaltensweisen aufzuzeigen.

Regulatorische Risiken und potenzielle Sanktionen

Die Semperit-Gruppe unterhielt bzw. unterhält Geschäftsaktivitäten mit Kunden und Lieferanten auch in Ländern wie Russland, Weißrussland, Ukraine oder China, die Export- und Importkontrollregulierun- gen oder anderen Formen von Handelsbeschränkungen (z.B. durch die USA und die EU) unterliegen. Neue oder ausgeweitete Beschränkungen oder Sanktionen in Ländern, in denen die Semperit- Gruppe geschäftlich tätig ist, könnten zu einer Einschränkung der Versorgung mit Rohstoffen und auch der bestehenden Geschäftsaktivitäten in diesen Ländern oder indirekt in anderen Ländern führen. Zudem könnte die Semperit-Gruppe aufgrund der Beendigung ihrer Geschäfte in Ländern, die Sanktionen unterliegen, Ansprüchen oder anderen Maßnahmen von Kunden ausgesetzt sein.

Bei Geschäftsaktivitäten in Schwellenländern bestehen verschiedene Risiken wie Unruhen, Ge- sundheitsrisiken, kulturelle Unterschiede, zum Beispiel bei Arbeitsverhältnissen und Geschäftspraktiken, Volatilität des Bruttoinlandsprodukts, wirtschaftliche und staatliche Instabilität und Rechtsunsicherheit, die mögliche Verstaatlichung von Privatvermögen sowie die Auferlegung von Währungsbeschrän- kungen und strengere Umweltauflagen.

Risiken aus Kartell- und Korruptionsvorwürfen

Aktuelle und zukünftige Verfahren gegen die Semperit-Gruppe hinsichtlich Korruptions- oder Kartell- vorwürfen sowie anderer Gesetzesverletzungen könnten zu straf- oder zivilrechtlichen Bußgeldern wie auch zu Strafen, Sanktionen, gerichtlichen Verfügungen bezüglich künftigen Verhaltens, Gewinnab- schöpfungen, zum Ausschluss von der direkten oder indirekten Teilnahme an bestimmten Geschäften, zum Verlust von Gewerbekonzessionen oder zu anderen Restriktionen und Rechtsfolgen führen. Ein Teil der Geschäftstätigkeit der Semperit-Gruppe entfällt auf Unternehmen in staatlichem Besitz. Anhängige und mögliche künftige Ermittlungen zu Korruptions-, Kartellvorwürfen oder Anschuldi- gungen betreffend anderer Gesetzesverletzungen könnten nachteilige Auswirkungen auf die Ge- schäfte der Semperit-Gruppe bis hin zum Ausschluss von öffentlichen und privatwirtschaftlichen Aufträgen haben. Darüber hinaus könnten solche Ermittlungen auch zur Aufhebung bestehender Verträge sowie zum Auftrags- und Kundenverlust führen bzw. könnten Verfahren gegen die Semperit- Gruppe eingeleitet werden.

Entwicklungen in laufenden oder potenziellen künftigen Ermittlungen, etwa die Reaktion auf be- hördliche Ersuchen und die Zusammenarbeit mit den Behörden, könnten die Aufmerksamkeit und die Ressourcen des Managements von anderen Geschäftsangelegenheiten ablenken.

Ein Tochterunternehmen ist aktuell in ein wettbewerbsrechtliches Verfahren involviert. Das Verfah- ren befindet sich derzeit in einem Stadium, in dem der Ausgang nicht mit ausreichender Wahrschein- lichkeit eingeschätzt werden kann. Das Verfahren wird in Abstimmung mit lokalen Spezialisten vor der

Attachments

  • Original Link
  • Original Document
  • Permalink

Disclaimer

Semperit AG Holding published this content on 19 March 2024 and is solely responsible for the information contained therein. Distributed by Public, unedited and unaltered, on 19 March 2024 08:48:04 UTC.