SCHWÄLBCHEN MOLKEREI Jakob Berz AG

Zwischenbericht zum 30. Juni 2023

Wirtschaftliches Umfeld

Schon lange vor dem Jahreswechsel war klar, dass die historisch einmalige Preishausse des Milchmarktes im vorigen Jahr nicht ohne Auswirkungen bleibt, weder auf die Nachfrageseite noch auf das Rohstoffangebot. Erwartungsgemäß haben die Markt-regulierenden Kräfte ihre Wirkung voll entfaltet. Rückblickblickend folgte dem Preissprung im Vorjahr ein Preissturz, dessen niedriges Niveau im bisherigen Jahresverlauf 2023 anhält. Einerseits führten die rekordhohen Verkaufspreise dazu, dass der Abverkauf von vielen Milch- und Käseerzeug- nissen spürbar nachließ, was inflationsbedingt im Inland, vor allem aber im Export festzustellen war. So waren bereits im letzten Herbst die Butter- und Milchpulver-Notierungen auf mehrjährige Tiefstände zurückgegangen. Auch die Käse- und Molkenpulver-Notierungen sowie die losen Versandmilch-Preise fielen stark zurück.

Andererseits stimulierten die ebenfalls rekordhohen Auszahlungspreise die Milchanlieferung der Landwirte. Das Rohstoffaufkommen lag hierzulande in der ersten Jahreshälfte 2023 mit plus 2,5% deutlich über der Vorjahreslinie und auch die Milchinhaltsstoffe hatten wieder höhere Gehalte. Resultierend aus einer zu hohen Anlieferungsmenge und gesunkenen Verkaufspreisen gaben die Erzeugerpreise seit dem Jahresanfang spürbar nach. Damit haben sich ganzheitlich betrachtet die Milchmärkte gegenüber dem Vorjahr komplett umgekehrt. Dies war nicht nur in Deutschland, sondern EU-weit festzustellen und betraf auch viele Drittländer.

Für die Milch-verarbeitende Industrie bestehen die Unsicherheiten im Kontext des Ukrainekrieges fort sowie die hohen Kostensteigerungen vieler Komponenten und Betriebsmittel die Branche belasten. Das gilt besonders für die Molkereien, die den Lebensmittelhandel mit kleinteiligen Produkten beliefern. Zur Jahresmitte bleibt die Inflationsrate in Deutschland mit 6,4% hoch, woran die Lebensmittel-Inflation mit 13,7% und die für Molkerei- produkte mit 22,3% einen preistreibenden Anteil hat. Die anhaltend hohe Inflation beeinflusst das Kaufverhalten der Verbraucher, demzufolge nicht nur weniger, sondern vor allem preisgünstiger gekauft wird, was die Discount- und Handelsmarken bevorteilt.

In Anbetracht des sehr volatilen Milchmarktes, mit starken Preis- und Mengen-Schwankungen, hat sich die SCHWÄLBCHEN MOLKEREI AG im ersten Halbjahr 2023 zumindest behaupten können. Auf Basis eines preis- bedingten Umsatzanstieges konnte ein positives Halbjahresergebnis erreicht werden. Die SCHWÄLBCHEN Frischdienst GmbH profitierte von dem sich erholenden Außer-Haus-Markt und konnte mit dem Zustellungs- handel an Großverbraucher einen erfreulichen Geschäftsverlauf realisieren. Die beiden Frischdienst-Gesell- schaften erzielten über die Umsatzerhöhung hinaus einen deutlichen Halbjahresüberschuss.

Produktion und Absatz

Bei der SCHWÄLBCHEN AG ging die Milchverarbeitung im ersten Halbjahr 2023 auf 62,2 Mio. kg (Vj. 66,8 Mio. kg) zurück, was auf eine um 6,6% niedrigere Eigenanlieferung der Landwirte zurückzuführen war. Dies gegen-läufig zu einem bundesweit höheren Rohstoffaufkommen.

Die bis weit ins Frühjahr kühle und regenreiche Witterung ließ den Abverkauf der To-Go-Milchgetränke nicht in Schwung kommen. Deshalb mussten große Rohstoffmengen am Versandmilchmarkt unverarbeitet abgegeben werden. Erst ab Ende Mai stimulierten die sommerlichen Temperaturen den Absatz des Kaffeegetränks CAFF- REDDO, von Körfez-Ayran und der Sauermilchprodukte.

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Weiterhin stellten die oftmals angespannten Lieferketten eine große Herausforderung im Tagesgeschäft dar.

Umsatz

Durch die seit dem Jahresbeginn in vielen Produktgruppen nochmals angehobenen Verkaufspreise entstand ein zum Vorjahreszeitraum erheblich höheres Abgabepreisniveau. Dies hat den Umsatz der SCHWÄLBCHEN AG um 15,0% auf 62,1 Mio. € (Vj. 54,0 Mio. €) ansteigen lassen. Unter Beachtung des zugleich geringeren Verarbeitungs- volumens wirkte sich der Preishebel demnach stärker auf die Umsatzentwicklung aus.

Bei der Frischdienst GmbH ließen die in vielen Warengruppen einkaufsseitig begründet, höheren Verkaufspreise die Umsatzerlöse um 18,2% auf teilkonsolidiert 60,4 Mio. € (Vj. 51,1 Mio. €) ansteigen. Die teils erhebliche Verteuerung in den Sortimentsbereichen war maßgeblich auf die hohe Lebensmittel-Inflation zurückzuführen. Bei dem dynamischen Umsatzverlauf war auch zu berücksichtigen, dass die Anfangsmonate 2023 entgegen dem Vorjahr nicht mehr unter Pandemie-Restriktionen standen.

Infolge der positiven Umsatzentwicklung in beiden Geschäftsfeldern erhöhte sich der konsolidierte Halbjahres- umsatz der SCHWÄLBCHEN-Gruppe auf 116,3 Mio. € (Vj. 97,5 Mio. €).

Wirtschafts- und Ertragslage

Die im Vorjahresvergleich deutlich höheren Abgabepreise wirkten sich positiv auf den Rohertrag der SCHWÄLB- CHEN AG im ersten Halbjahr 2023 aus. Dem entgegen beeinflussten der schwächere Umsatzanteil an Spannen- stärkeren To-Go-Getränken und die niedrigen Versandmilchpreise den Rohertrag nachteilig. Ganzheitlich nahm der Rohertrag in der ersten Jahreshälfte auf 15,1 Mio. € (Vj. 14,2 Mio. €) zu, dies bei einem sehr wettbewerbs- fähigen Auszahlungspreis an die Landwirte. Die Rohertragsspanne lag jedoch bei geringeren 24,6% (Vj. 26,2%). Obwohl bei etlichen Aufwandspositionen nach wie vor ein hohes Kostenniveau herrschte, wurde mit 0,25 Mio.€ ein positives Halbjahresergebnis erreicht (Vj. -0,49 Mio. €).

Die Erholung des Außer-Haus-Marktes, nunmehr auch in den urbanen Großräumen, konnte sich die Frisch-dienst GmbH gut zu eigen machen. Das erfolgreiche Geschäftsmodell der Zustellung an Großverbraucher kam von den Frischdienst-Standorten Mainz und Ilsfeld aus wieder vollauf zum Tragen. Über die Umsatzsteigerung und Rohertragsverbesserung hinaus zeigte sich trotz noch immer hoher Kostenbelastungen ein erfreulicher Geschäftsverlauf. Die Frischdienst GmbH erzielte einen teilkonsolidierten Halbjahresgewinn in Höhe von 1,64 Mio. € (Vj. -0,37 Mio. €); dies zeigt eine eindrucksvolle Kehrtwende des Ergebnisses binnen zwölf Monaten.

Der teils deutlich besseren Ertragslage der Einzelgesellschaften folgend, drehte sich auch das Ergebnis der SCHWÄLBCHEN-Gruppe mit einem konsolidierten Halbjahresüberschuss von 1,89 Mio. € (Vj. -0,86 Mio. €) in ein beachtliches Plus.

Vermögens- und Finanzlage

Sowohl bei der SCHWÄLBCHEN AG als auch konzernweit war die Vermögens- und Finanzlage geordnet und die Liquidität jederzeit ausreichend gegeben.

Ausblick

Nach wie vor belasten die Konjunkturschwäche, die Inflationsfolgen, der Klimawandel und die vorgesehene Energiewende sowie die Ereignisse im Ukraine-Krieg unsere Gesellschaft. Das alles betrifft die Wirtschaft und die Menschen als Endverbraucher. In dieser Gemengelage agiert die SCHWÄLBCHEN-Gruppe in einem unsicheren und

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hoch-volatilen Umfeld. Zahlreiche Einflussfaktoren üben Druck auf die Geschäftslage aus sowie sich in den letzten Monaten zudem die Wettbewerbsintensität nochmals verschärft hat.

Sowohl die höhere Rohstoffmenge als auch der Nachfragerückgang in vielen Absatzbereichen sind ursächlich für die Marktschwäche, die auch im Spätsommer noch anhält. Zwar gehen die Notierungen für Butter, Käse und Milchpulver nicht weiter zurück, aber bislang kommt der Milchmarkt absatzseitig nicht richtig in Schwung. Die Abgabepreise für Konsummilch und Frischprodukte sind Anfang Juli deutlich abgesenkt worden. Das reduzierte Preisniveau von Trinkmilch, Sahne, Quark und Joghurt folgt damit den zurückgegangenen Notierungen der anderen volumenstarken Rohstoffverwendungen. Dieser Preisrückgang wurde vom Lebensmittelhandel auch offensiv kommuniziert. Wann und in welchem Maße das niedrigere Preisniveau zu Absatzimpulsen führt, sei es im Inland oder ins Ausland, ist noch nicht absehbar. Die weitere Milchanlieferung sollte demgegenüber auf-grund von zwei Effekten tendenziell zurückgehen. Zum einen schwindet mit der Absenkung der Auszahlungspreise deren stimulierender Anreiz zur Milcherzeugung, zum anderen herrscht in einigen Landesteilen erneut Trockenheit vor, die die Futtergrundlage verschlechtert.

In Anbetracht von hohen Preisen sind die deutschen Verbraucher beim Lebensmitteleinkauf dafür bekannt, mit diesem Teil der Inflation umgehen zu können, indem vielfältige Kaufoptionen ergriffen werden. So werden die Preise noch intensiver verglichen, Markenprodukte werden vornehmlich zu Aktionspreisen und nicht zum regulären Regalpreis gekauft, vor allem aber greifen die Konsumenten zu den preisgünstigeren Handelsmarken. Letztere sind im Molkereiprodukte-Segment mit sehr hohen Marktanteilen eine dominierende Größe.

Die SCHWÄLBCHEN MOLKEREI AG wird in der zweiten Jahreshälfte von den abgesenkten Abgabepreisen für Konsummilch und Frischprodukte stark beeinflusst. Einhergehend mit einer geringeren Verarbeitungsmenge wird sich die bisherige Umsatzdynamik im Jahresverlauf daher deutlich abschwächen. Unter den kaum sommerlichen Temperaturen der letzten Wochen leidet der Verkauf der Spannen-stärkeren Kaffeegetränke und von Ayran. Es bleibt abzuwarten, in welcher Relation sich die ebenfalls deutlich rückläufigen Auszahlungspreise auf den Rohertrag auswirken. Um auch im Gesamtjahr 2023 ein operativ positives Ergebnis zu erreichen, sollen weitere Kostenoptimierungen und Rationalisierungen erfolgen. Hierbei wird ein erheblich höherer Personalaufwand zu berücksichtigen sein.

Die Frischdienst GmbH sollte basierend auf der anerkannten Sortimentskompetenz und mit den hohen Logistik- und Service-Leistungen den erfolgreichen Geschäftsverlauf fortsetzen können. Hierzu bleibt die Handelsspanne wegen der schwankenden Einkaufs- und Verkaufspreise im Fokus, ebenso wie die weitere Kostenentwicklung und diese ebenfalls unter Beachtung eines höheren Lohn- und Gehaltsniveaus.

Sonstige Mitteilungen

Die SCHWÄLBCHEN-Gruppe ist in den letzten Jahren, wie viele Unternehmen in diesen beiden Geschäftsfeldern, mehrfach von externen Krisen betroffen worden. Von daher gelten die in den Risikoberichten der letzten Jahres- abschlüsse hierzu gemachten Aussagen weiterhin.

Bei der SCHWÄLBCHEN AG kam es am 28. Juni 2023 zu einem IT-Sicherheitsvorfall in Teilbereichen der EDV- Infrastruktur. Durch den Cyberangriff war die Erreichbarkeit und Kommunikationsfähigkeit des Unternehmens über einige Wochen sehr beeinträchtigt. Die laufende Produktion und Logistik waren nicht betroffen, sodass der operative Molkereibetrieb weiterlaufen konnte. Offen ist, inwieweit Unternehmensdaten von unberechtigten Dritten erlangt wurden. Die SCHWÄLBCHEN AG arbeitet hierbei eng mit den Sicherheitsbehörden und externen IT-Sicherheitsdienstleistern zusammen. An der vollständigen Wiederherstellung der Systeme wird ebenfalls mit Unterstützung externer IT-Dienstleister gearbeitet.

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Abgesehen von dem IT-Sicherheitsvorfall haben sich seit dem Jahresanfang keine wesentlichen Änderungen hinsichtlich der Chancen und Risiken über die künftige Entwicklung ergeben.

Dem Zwischenbericht zum 30.06.2023 liegen die gleichen Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden zugrunde wie dem Jahresabschluss 2022. Der Zwischenbericht unterlag wie bisher keiner Prüfung durch den Wirtschafts- prüfer.

Bad Schwalbach, im August 2023

Der Vorstand

Günter Berz-List

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Schwälbchen Molkerei Jakob Berz AG published this content on 21 August 2023 and is solely responsible for the information contained therein. Distributed by Public, unedited and unaltered, on 21 August 2023 13:06:03 UTC.