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Original-Research: SBF AG - von GBC AG

Einstufung von GBC AG zu SBF AG

Unternehmen: SBF AG
ISIN: DE000A2AAE22

Anlass der Studie: Research Note
Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 9,00 EUR
Letzte Ratingänderung: 
Analyst: Marcel Goldmann, Cosmin Filker

1. HJ 2023: Robuste Umsatzentwicklung trotz schwierigen Umfelds;
Ergebnissituation durch höhere Material- und Betriebskosten belastet;
GBC-Ergebnisschätzungen und Kursziel nach Guidance-Senkung reduziert;
Rating: Kaufen
 
Geschäftsentwicklung im 1. HJ 2023
 
Die SBF AG (SBF) hat am 24.08.2023 ihre Halbjahreszahlen für das laufende
Geschäftsjahr veröffentlicht. Hiernach hat das Unternehmen trotz eines
herausfordernden Umfelds (hohe Materialpreisinflation, Lieferengpässe etc.)
seine erzielten Konzernumsatzerlöse in Höhe von 16,87 Mio. EUR nahezu auf dem
hohen Niveau des Vorjahreszeitraum (1. HJ 2022: 17,71 Mio. EUR) halten
können. Die erwirtschafteten Konzernumsatzerlöse wurden unserer
Einschätzung nach hauptsächlich vom Kerngeschäftsfeld "Schienenfahrzeuge"
(Segmentumsatzerlöse GBCe: ca. 10,00 Mio. EUR) getragen.
 
Bedingt durch die seit der Corona- und Lieferkettenkrise weiterhin deutlich
höheren Kostenniveaus für den Materialeinkauf und einem erhöhten
Personalaufwand infolge aktueller Projektanläufe und kundenbedingter
Projektverschiebungen musste die Gesellschaft jedoch einen deutlichen
EBITDA-Rückgang auf 0,42 Mio. EUR (1. HJ 2022: 1,96 Mio. EUR) hinnehmen.
Parallel hierzu sank die EBITDA-Marge auf 2,4% (1. HJ 2021: 11,1%).
 
Auf Segmentebene war SBF insbesondere im Bahntechnikgeschäft von einer
reduzierten Ertragskraft betroffen, da die gestiegenen Beschaffungskosten
nur teilweise über die Folgejahre zeitversetzt an die Kunden weitergegeben
werden können. Im Geschäftsbereich "Öffentliche und Industrielle
Beleuchtung" führten die ebenfalls deutlich gestiegenen Beschaffungskosten
und die anhaltende konjunkturelle Zurückhaltung der Industriekunden zu
einer stagnierenden Umsatzentwicklung und damit in der Folge auch zu einer
negativen Ergebnisentwicklung.
 
In Bezug auf das Auftragsvolumen konnte SBF im Geschäftsfeld
"Schienenfahrzeuge" zum Ende des ersten Halbjahres einen dynamischen
Anstieg des Auftragsbestands um 48,1% auf 42,5 Mio. EUR (30.06.2022: 28,7
Mio. EUR) erzielen. Der hohe Auftragsbestand bestätigt damit das weiterhin
hohe Interesse der Schienenfahrzeugindustrie an den Technologien des
Unternehmens und spiegeln zugleich auch die politischen Initiativen zur
Förderung des Schienenverkehrs wider.
 
Das erste Halbjahr 2023 war auch geprägt von strategischen Maßnahmen und
damit verbundenen Investitionen. So hat sich SBF mit der Integration der
Nordeon Lighting Solutions und der im Sommer erfolgten Übernahme der AMS
Software & Elektronik GmbH (AMS), einem Spezialisten für
Elektronikfertigung, nochmals v.a. produkt- und beschaffungsseitig besser
aufgestellt. Durch die geplanten Investitionen in einen Maschinen- und
Anlagenpark für innovative Pulver- und Nassbeschichtung soll die
Wertschöpfungstiefe weiter erhöht werden. Mit diesen vorgenommenen und
angestoßenen strategischen Schritten stellt sich der SBF-Konzern breiter
auf, erhöht die eigene Wertschöpfung (im Einklang mit verstärkten
Local-Content-Anforderungen) und reduziert zugleich Beschaffungsrisiken.
 
Vor dem Hintergrund der unter den Erwartungen liegenden Halbjahreszahlen
und der erwarteten temporären Abschwächung der Wachstumsdynamik infolge des
schwierigen Marktumfelds, hat SBF seine bisherige Unternehmensguidance
(Umsatz von mehr als 40,0 Mio. EUR und ein ansteigendes EBITDA auf mehr als
2,30 Mio. EUR) für das aktuelle Geschäftsjahr nach unten angepasst. Das
Management stellt nun Umsatzerlöse in einer Bandbreite von 34,0 Mio. EUR und
35,0 Mio. EUR und ein EBITDA von ca. 1,0 Mio. EUR in Aussicht. Hierbei ist zu
berücksichtigen, dass diese angepasste Guidance noch nicht die Effekte aus
der erstmaligen Konsolidierung (geplant ab dem 01.01.2024) der im Q3
übernommenen AMS beinhaltet.
 
AMS-Übernahme im Q3 2023
 
Am 1. August 2023 hat der SBF-Konzern bekannt gegeben, dass die
Gesellschaft einen Kaufvertrag über den Erwerb der AMS Software &
Elektronik GmbH abgeschlossen hat. Diese Übernahme stellt laut
Unternehmensangaben einen wichtigen Baustein im Hinblick auf die
Wachstumsstrategie der SBF dar und erhöht zugleich die Wertschöpfungstiefe
der SBF-Gruppe.
 
Mit der getätigten Akquisition unternimmt SBF laut eigenen Angaben einen in
seiner Unternehmensgeschichte einmaligen Wachstumssprung. So würden,
bezogen auf das Geschäftsjahr 2022, die jährlichen Umsatzerlöse um rund
47,0% steigen, was auch zu signifikanten Ergebnissteigerungen auf
Konzernebene führen sollte.
 
Im Rahmen dieser M&A-Transaktion erwarb SBF 100,0% der Anteile an AMS vom
bisherigen Gesellschafter. Den Kaufpreis soll sich hierbei im niedrigen
einstelligen Millionenbereich (GBCe: rund 2,5 Mio. EUR) bewegt haben und
wurde aus einem Mix aus bestehenden liquiden Mitteln und Bankdarlehen
finanziert.
 
AMS ist ein spezialisierter Anbieter im Bereich der Elektronikfertigung und
erzielte im abgelaufenen Geschäftsjahr 2022 mit rund 100 Mitarbeitern
Umsatzerlöse von ca. 16,4 Mio. EUR und ein EBITDA im hohen sechsstelligen
Bereich. Laut Unternehmensangaben realisiert die Gesellschaft seit über 35
Jahren Entwicklungs- und Fertigungsvorhaben in den Bereichen Elektronik,
Mechanik und Softwaretechnik und verfügt über einen robusten Kundenstamm
mit jahrzehntelang gewachsenen Kundenbeziehungen. Hierbei zählen
insbesondere Unternehmen aus den Bereichen Lichttechnik, Haustechnik,
Industrieelektronik, Medizintechnik und Kommunikationstechnik zu den
wesentlichen Kundengruppen der Gesellschaft.
 
Unserer Einschätzung nach hat AMS bisher keine Bahntechnikkunden mit ihren
Produkten und Kundenlösungen beliefert. Wir gehen davon aus, dass die
Gesellschaft nicht nur die SBF zukünftig mit Elektronikteilen/-systemen
(Leiterplatten etc.) beliefern wird, sondern auch anderen Unternehmen aus
dem Bahntechniksektor in punkto Elektronikbelieferung in den Fokus rücken
werden. Darüber hinaus soll AMS mit seiner umfangreichen Software- und
Elektronikkompetenz eine wichtige Rolle einnehmen bei dem Ausbau und der
Weiterentwicklung der Lunux-Gesellschaft zu einem Full-Service-Anbieter.
 
Für uns stellt die AMS-Übernahme einen wichtigen strategischen Schritt dar,
mit dem es dem SBF-Konzern gelingen sollte, künftig eine weitere
Umsatzsäule mit Kunden außerhalb des Bahnsektors aufzubauen und
gleichzeitig die Risiken auf der Beschaffungsseite wesentlich zu senken.
Laut Unternehmensangaben ergänzen sich die Kundenstrukturen von SBF und AMS
ideal. Neben vertrieblichen Synergien (z.B. Nutzung der SBF-Kontakte im
Bahnsektor), sollten sich auch auf der Kostenseite deutliche
Synergiepotenziale (z.B. Bündelung und Optimierung des Elektronikeinkaufs,
Verlagerung von bisher extern vergebenen Elektronikfertigungsleistungen zu
AMS) ergeben, die sukzessive im Zuge der AMS-Integration gehoben werden
können.
 
Prognosen und Bewertung
 
Nach der Anpassung des Ausblicks für laufende Geschäftsjahr, hat der
SBF-Konzern zuletzt seine Unternehmensguidance für das kommende
Geschäftsjahr 2024 bekannt gegeben. Basierend hierauf rechnet SBF für 2024
mit einer deutlichen Umsatzsteigerung von rund 50,0% auf mehr als 50,0 Mio.
EUR und mit einer EBITDA-Marge von über 5,0%. Diese erwartete positive
Entwicklung soll hierbei von der erstmaligen Konsolidierung der im dritten
Quartal übernommenen AMS Software & Elektronik GmbH und vom organischen
Wachstum in allen Geschäftsbereichen getragen werden.
 
Im Oktober 2023 hat SBF im Rahmen der m:access-Konferenz seine langfristige
Unternehmensguidance bekräftigt. Hiernach rechnet der Konzern weiterhin für
das Geschäftsjahr 2027 mit Umsatzerlösen von mindestens 75,0 Mio. EUR und
einem EBITDA von mindestens 11,0 Mio. EUR, was einer EBITDA-Marge von ca.
14,7% gleichkommt. Auf mittelfristige Sicht erwartet die Gesellschaft eine
EBITDA-Marge von mindestens 11,0%.
 
Vor dem Hintergrund der aktualisierten Guidance für das laufende
Geschäftsjahr 2023 und dem kurz- und mittelfristigen Ausblick, haben wir
unsere bisherigen Umsatz- und Ergebnisprognosen für das laufende
Geschäftsjahr und die Folgejahre angepasst. Unsere Umsatzprognosen für das
Geschäftsjahr 2024 haben wir neben den erwartetem organischen
Wachstumseffekten, insbesondere aufgrund der getätigten AMS-Übernahme und
dem damit verbundenen Einstieg ins Elektronik- und Sensorik-Geschäft
angehoben. Andererseits wurden unsere Ergebnisprognosen für das laufende
Geschäftsjahr und auch die Folgejahre aufgrund der bisher unter unseren
Erwartungen liegenden Ergebnisentwicklung und Profitabilität nach unten
angepasst. 
 
Für das laufende Geschäftsjahr 2023 erwarten wir nun Konzernumsatzerlöse in
Höhe von 34,11 Mio. EUR (bisher: 42,46 Mio. EUR) und ein EBITDA von 0,79 Mio. EUR
(bisher: 2,86 Mio. EUR). Für das Folgejahr rechnen wir mit Umsatzerlösen in
Höhe von 53,92 Mio. EUR (bisher: 50,71 Mio. EUR) und einem EBITDA von 2,86 Mio.
EUR (bisher: 5,89 Mio. EUR). Im Geschäftsjahr 2025 sollten Konzernumsatzerlöse
von 57,45 Mio. EUR (bisher: 58,86 Mio. EUR) und ein EBITDA von 4,74 Mio. EUR
(bisher: 8,67 Mio. EUR) erzielt werden können.
 
Insgesamt sehen wir damit den SBF-Konzern gut aufgestellt, um ab dem
Geschäftsjahr 2024 wieder auf den Wachstumskurs zurückzukehren. Durch die
von uns erwartete Optimierung des Geschäftsmodells der SBF-Gruppe (v.a.
Verbesserung der allgemeinen Kostenstrukturen- und Kapazitätsauslastungen)
und die verstärkte Nutzung von Synergien innerhalb des Konzerns, sollte es
zukünftig gelingen, die Profitabilität und Ertragslage wieder deutlich zu
steigern. Auch die erfolge AMS-Übernahme eröffnet weitere umfangreiche
Synergiepotenziale, v.a. im Bereich der Beschaffung und Fertigung von
Elektronikprodukten und sollte für zusätzliche Wachstums- und
Ertragsimpulse sorgen.
 
Basierend auf unseren angepassten Umsatz- und Ergebnisprognosen, senken wir
unser bisheriges Kursziel auf 9,00 EUR (zuvor: 11,10 EUR) je Aktie. In
Anbetracht des aktuellen Kursniveaus vergeben wir weiterhin das Rating
"Kaufen" und sehen ein deutliches Kurspotenzial in der SBF-Aktie.
 

Die vollständige Analyse können Sie hier downloaden:
http://www.more-ir.de/d/28533.pdf

Kontakt für Rückfragen
GBC AG
Halderstraße 27
86150 Augsburg
0821 / 241133 0
research@gbc-ag.de
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Offenlegung möglicher Interessenskonflikte nach § 85 WpHG und Art. 20 MAR Beim oben
analysierten Unternehmen ist folgender möglicher Interessenkonflikt gegeben: (5a,7,11); Einen
Katalog möglicher Interessenkonflikte finden Sie unter: http://www.gbc-ag.de/de/Offenlegung
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Datum und Zeitpunkt der Fertigstellung der Studie: 13.12.2023 (8:57 Uhr)
Datum und Zeitpunkt der ersten Weitergabe der Studie: 13.12.2023 (10:00 Uhr)

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Für den Inhalt der Mitteilung bzw. Research ist alleine der Herausgeber bzw. 
Ersteller der Studie verantwortlich. Diese Meldung ist keine Anlageberatung
oder Aufforderung zum Abschluss bestimmter Börsengeschäfte.

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