Von Dan Gallagher

SAN FRANCISCO (Dow Jones)--Der Technologieriese Salesforce hat seine Gewinnspannen teilweise dadurch gesteigert, dass er aufgrund der Pandemie weniger für Reisen und Events ausgegeben hat. Der Cloud-Softwarekonzerns hat für das zweite Quartal am späten Mittwoch bereinigte operative Margen von 20,4 Prozent ausgewiesen - die höchsten in mindestens einem Jahrzehnt. Es war das zweite Quartal in Folge, in dem die Marge die 20 Prozent überstiegen hat. Dies, gepaart mit den Umsätzen und Billings, die die Prognosen der Wall Street übertroffen haben, ließen die Salesforce-Aktie am Donnerstagnachmittag um fast 5 Prozent nach oben klettern.

Die Papiere von Salesforce standen zuvor jedoch unter Druck, seit das Unternehmen Ende letzten Jahres den Kauf von Slack Technologies für fast 28 Milliarden US-Dollar in bar und in Aktien angekündigt hat. Die Übernahme war die größte, die der akquisitionsfreudige Konzern je getätigt hat, und beinhaltete eine teure Bewertung, die die Investoren beunruhigte. Bereits vor dem Geschäft hatten sich die Anleger besorgt über die Deal-Sucht des Unternehmens gezeigt. Der Geschäftsbericht von Salesforce für das erste Quartal im Mai konnte einige dieser Bedenken zwar zerstreuen, aber nicht alle.

Die Aktie hat in den vergangenen drei Monaten zwar um 14 Prozent zugelegt, aber der Schlusskurs vom Mittwoch lag auf dem Niveau des Kurses am Tag bevor das Wall Street Journal Ende November über die Gespräche mit Slack berichtete. Der BVP Nasdaq-Emerging-Cloud-Index legte in dieser Zeit indessen um 30 Prozent zu.


   Salesforce hat hohe Vertriebs- und Marketingausgaben 

Als eines der größten Softwareunternehmen der Welt, das es immer noch schafft, seinen Umsatz jedes Jahr um mehr als 20 Prozent zu steigern, hat Salesforce seit langem seine Wachstumsfähigkeit unter Beweis gestellt. Mit seinen 22 Jahren kann sich das Unternehmen aber auch nicht den Luxus leisten, Wachstum um jeden Preis zu erzielen. Analysten drängen seit langem auf eine stetige Verbesserung der operativen Margen - keine Kleinigkeit für ein Unternehmen, das mittlerweile mehr als 10 Milliarden Dollar pro Jahr allein für Vertrieb und Marketing ausgibt. Und darin sind die 1,1 Milliarden Dollar für den neuen Hauptsitz, der jetzt der höchste Wolkenkratzer in San Francisco ist, noch nicht enthalten.

Die durch die Pandemie hervorgerufenen Veränderungen scheinen dem Unternehmen dabei zu helfen. So führte Salesforce-CEO Marc Benioff in der Telefonkonferenz am Mittwoch an, dass "weniger Reisen, weniger Immobilien und weniger Veranstaltungen" dem Ergebnis unter dem Strich zugute komme. So wird die große Dreamforce-Konferenz, die Salesforce jeden Herbst in San Francisco veranstaltete, in diesem Jahr wieder virtuell stattfinden.


   Analysten haben hohe Erwartungen 

Der CEO hob auch das "new operating margin model" hervor, das von Amy Weaver eingeführt wurde, die Anfang des Jahres die Position des CFO für den in den Ruhestand tretenden Mark Hawkins übernommen hat. Dieses Modell, so Benioff, hat "uns einen neuen Blick darauf gegeben, wie wir unser Geschäft führen und was wir in Zukunft tun werden, und wie wir über das richtige Gleichgewicht zwischen Umsatz, Cashflow und Marge denken".

Die Wall Street kauft dem Unternehmen das ab. Aber Salesforce sieht sich nun mit hohen Erwartungen an die Gewinn-Verbesserung konfrontiert, während es gleichzeitig ein aggressives Wachstumstempo für ein Geschäft beibehält, das derzeit mehr als 23 Milliarden Dollar pro Jahr an Einnahmen generiert. Analysten erwarten, dass die bereinigte operative Marge im Geschäftsjahr, das im Januar 2024 endet, 20 Prozent erreicht, während das Unternehmen in diesem Jahr mit 18,5 Prozent rechnet. Es wird erwartet, dass das Umsatzwachstum in diesem Zeitraum bei jährlich 20 Prozent liegen wird.

Wenn die Salesforce-Vertriebsmitarbeiter wieder auf Tour gehen, sollten sie wohl besser in der Economy Class fliegen.

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August 27, 2021 03:22 ET (07:22 GMT)