DUBAI/TOULOUSE (awp international) - Die Zukunft des weltgrössten Passagierjets Airbus A380 steht ein Jahr nach der vorläufigen Rettung laut Insidern wieder auf der Kippe. Die grösste A380-Kundin, die arabische Fluggesellschaft Emirates, wolle ihre jüngste Bestellung über 20 Maschinen ganz oder teilweise auf den kleineren Langstreckenjet A350 umschreiben, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Donnerstagabend unter Berufung auf eine mit der Sache vertraute Person.

Der Flugzeugbauer bestätigte, dass er mit Emirates über den A380-Auftrag spreche. Zu Details wollte sich das Unternehmen aber nicht äussern. Emirates und der ebenfalls betroffene Triebwerksbauer Rolls-Royce lehnten eine Stellungnahme ab.

Emirates ist mit 162 bestellten und grösstenteils bereits ausgelieferten A380 die grösste Abnehmerin des doppelstöckigen Flugzeugs. In den vergangenen Jahren hatte kaum noch eine Fluglinie den Typ geordert. Airbus drohten die Bestellungen auszugehen. Der Konzern fährt die Jahresproduktion daher von zeitweise bis zu 30 Maschinen auf nur noch 6 Exemplare zurück.

Vor rund einem Jahr hatte der langjährige Airbus-Verkaufschef John Leahy gewarnt, dass der Hersteller die Produktion des Fliegers ohne eine grössere Neubestellung über kurz oder lang einstellen müsste. Wenig später bestellte Emirates 20 Maschinen und sicherte sich eine Option auf 16 weitere Exemplare. Leahy schien die Zukunft der A380 gesichert zu haben.

Es ist nicht das erste Mal, das Emirates Airbus in Sachen A380 öffentlich vorführt. Ende 2017 hatten sich beide Unternehmen auf der Luftfahrtmesse in Dubai zu einer Pressekonferenz verabredet. Doch als sich die Airbus-Manager in dem Saal bereit machten, betraten Vertreter des weltgrössten Flugzeugbauers Boeing den Saal. Statt des erwarteten A380-Grossauftrags gab Emirates eine milliardenschwere Bestellung über 40 Boeing-Langstreckenflieger bekannt.

Emirates liess Airbus danach noch zwei Monate zappeln. Erst als das Management des Flugzeugbauers die Fortsetzung der A380-Produktion Anfang 2018 öffentlich in Frage stellte, stimmte Emirates der Bestellung der 20 zusätzlichen Maschinen zu.

Die A380 ist erst seit dem Jahr 2007 im Liniendienst im Einsatz. Der Grossraumflieger war Airbus' Antwort auf Boeings Jumbo-Jet 747-8, der bis dahin die Position als grösster Passagierjet der Welt hielt. Doch die Tage der ganz grossen Jets scheinen gezählt. Auch Boeings vor einigen Jahren runderneuerter Jumbo verkauft sich praktisch nur noch als Frachtflugzeug.

Die meisten Airlines setzen bei ihren Langstreckenflotten inzwischen vor allem auf normalgrosse Grossraumjets wie den Airbus A350 oder Boeings 787 "Dreamliner", die sich auf einer Vielzahl von Routen rentabel einsetzen lassen. Die A380 lohnt sich in der Regel nur auf Verbindungen zwischen grossen Metropolen./stw/he