GLENVIEW/SLOUGH (awp international) - Der Konsumgüterkonzern Reckitt Benckiser steht vor der grössten Übernahme der Unternehmensgeschichte: Für knapp 17 Milliarden Dollar (15,5 Mrd Euro) wollen die Briten den amerikanischen Babynahrungshersteller Mead Johnson kaufen.

Derzeit verhandeln die beiden Unternehmen Details einer Offerte. Dabei werde über einen Preis von 90 Dollar je Mead-Johnson-Aktie gesprochen, teilten die beiden Konzerne am Donnerstag in Glenview und London mit. Das entspricht einem Aufschlag von 29 Prozent auf den gestrigen Schlusskurs der Aktie. Zuvor hatte das "Wall Street Journal" über ein Interesse von Reckitt Benckiser an dem 2009 von Bristol-Myers Squibb abgespaltenen Unternehmen berichtet. Die Reckitt Benckiser-Aktien kletterten am Mittag in London um knapp 3 Prozent, die Mead-Johnson-Aktie legte nachbörslich um rund 24 Prozent auf 86 Dollar zu.

Bereits seit dem Börsengang von Mead Johnson im Jahr 2009 wurde immer wieder über eine mögliche Übernahme spekuliert. Dabei galten der schweizerische Konsumgüterriese Nestle oder der französische Joghurthersteller Danone als wahrscheinlichste Käufer. Den britischen Konsumgüterkonzern hatten die wenigsten auf dem Zettel. Reckitt Benckiser habe niemand als potentiellen Interessenten in Betracht gezogen, sagte der Analyst von Sanford C. Bernstein-Andrew Wood. Säuglingsnahrung schien zu weit entfernt vom Kerngeschäft der Briten. Die Nachricht sei für ihn sehr überraschend gewesen.

Zu Reckitt Benckiser gehören Marken wie das Reinigungsmittel Cillit Bang, die Kondommarke Durex aber auch Pflegeprodukte der Marke Clearasil. Zuletzt machte dem Konzern unter anderem langsameres Wachstum in Schwellenländern zu schaffen. Durch den Zukauf würden die Briten ihre Präsenz in Asien stärken. Mit einem Anteil von 10 Prozent am weltweiten Babynahrungsmarkt sind die Mead Johnson zwar weit abgeschlagen hinter Nestle und Danone. Auf dem grössten Markt in Asien aber schaffen es die Amerikaner auf Platz zwei. Im zurückliegenden Jahr stammte die Hälfte des gesamten Umsatzes von 3,7 Milliarden Dollar aus dem asiatischen Markt./zb/ees/stk