FRANKFURT (Dow Jones)--Unsere Auswahl an Ereignissen aus der Finanz- und Wirtschaftswelt, die in der Woche im Fokus stehen werden (Angaben in Ortszeit Deutschland):


1. Industrie dürfte Regierung wegen Energiepreise unter Druck setzen 

Auf dem Tag der Industrie wird die Bundesregierung sich auf kritische Fragen einstellen müssen. Denn in der Wirtschaft läuft es nicht rund. Die hohe Inflation, der Umbau hin zur Klimaneutralität und die hohen Energiekosten belasten. Während die Bundesregierung für dieses Jahr noch ein Wirtschaftswachstum von 0,4 Prozent erwartet, geht die Bundesbank von einer Schrumpfung um 0,3 Prozent aus. Die Industrie fordert von der Politik ein rasches Konzept für eine wettbewerbsfähige Energieversorgung für Deutschland, denn die globale Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandorts ist laut Bundesverband der Deutschen Industrie in Gefahr. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat einen Industriestrompreis vorgeschlagen, der für energieintensive Unternehmen eine Preisdeckelung vorsieht. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat Zweifel bei der Finanzierung. Die Debatte auf dem Tag der Industrie dürfte hitzig werden.

>>> Montag, 19. und Dienstag, 20. Juni 2023


2. Treffen mit dem schwierigen Partner China 

Bundeskanzler Olaf Scholz wird zusammen mit Kabinettskollegen den chinesischen Ministerpräsidenten Li Qiang und dessen Regierung zu Konsultationen in Berlin empfangen. Das wird kein einfaches Treffen, Scholz wird es bereits am Vorabend mit Li bei einem Abendessen vorbereiten. Denn die Stimmung zwischen beiden Ländern hat sich in den vergangenen Monaten verschlechtert. Da ist Chinas mangelnde Distanz zu Russland und dessen Angriffskrieg in der Ukraine oder auch seine Drohungen gegen Taiwan. Aber auch wirtschaftlich ist es schwierig. Deutschland sieht China einerseits als Systemrivalen, gleichzeitig gilt es aber auch als Partner und Wettbewerber. Innerhalb der deutschen Regierung gibt es aber durchaus Differenzen. Außenministerin Annalena Baerbock drängt auf eine stärker wertebasierte Politik mit China. Scholz betont die Bedeutung von China als politischer und wirtschaftlicher Partner, ohne den sich viele der drängendsten globalen Herausforderungen nicht lösen lassen.

>>> Dienstag, 20. Juni 2023


3. Volkswagen-Chef Blume will Investoren überzeugen 

Nach diversen gescheiterten Versuchen soll Volkswagen nach dem Vorbild des zum Konzern gehörenden Sportwagenherstellers Porsche für Investoren attraktiver werden. VW-Chef Oliver Blume, in seiner Doppelrolle auch Porsche-CEO, plant einen Balanceakt: Kosten senken, Rendite steigern - bei gleichzeitigem Schulterschluss mit dem Betriebsrat. Das galt in Wolfsburg lange Zeit als geradezu toxische Konstellation. Doch dieses Mal scheint alles anders. Auf dem Kapitalmarkttag will Blume seine Vision für Europas größten Autokonzern präsentieren. Auch wenn einige Details bereits durchgesickert sind, wie zur engeren Kooperation der Volumenmarken oder einer eingedampften Modellpalette, dürfte es noch Neuigkeiten geben. Dazu zählt etwa ein konkreter Zeitplan für die Börsenreife der Batterietochter PowerCo.

>>> Mittwoch, 21. Juni 2023; 15:30


4. Schweizerische Nationalbank hebt Zinsen an - Gipfel erreicht? 

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) dürfte ihren Leitzins um 25 Basispunkte auf 1,75 Prozent anheben. Weitere Zinserhöhungen scheinen allerdings fraglich. Als die SNB ihren Leitzins im März um 50 Basispunkte angehoben hatte, da tat sie das unter anderem auf Basis einer Februar-Inflationsrate von 3,4 Prozent. Inzwischen ist die Inflation im Mai bis auf 2,2 (April: 2,6) Prozent zurückgegangen, liegt also nur noch knapp über den angestrebten 0 bis 2 Prozent. Und schon im März hatte die SNB für 2024 eine Rate von 2,0 Prozent prognostiziert. Für das Ende des Prognosehorizonts allerdings waren 2,1 Prozent vorausgesagt wurden. Die SNB illustrierte damit ihre Aussage, dass "zusätzliche Zinserhöhungen nicht auszuschließen" seien. Der Franken hat in den vergangenen Wochen gegenüber dem Euro etwas abgewertet, was nicht im Sinne von Inflationsbekämpfung ist, ist aber immer noch knapp 2 Prozent fester als am 23. März.

>>> Donnerstag, 22. Juni 2023; 09:30


5. Bank of England dreht weiter an der Zinsschraube 

Die Bank of England (BoE) wird angesichts des kräftigen Lohnwachstums in Großbritannien ihren Leitzins wohl bei der anstehenden Sitzung und wahrscheinlich auch in den folgenden Sommermonaten in die Höhe schrauben. Der neunköpfige Rat hat die Zinssätze von nahe Null Ende 2021 auf 4,50 Prozent angehoben, und die Märkte rechnen mit einem Höchststand von etwa 5,50 Prozent im weiteren Verlauf dieses Jahres. Die BoE habe ein Problem mit dem Lohnwachstum, erklärte Ökonom Hussain Mehdi von der HSBC. Ohne Boni stiegen die Durchschnittsverdienste in den drei Monaten bis April um 7,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr und damit stärker als von Ökonomen erwartet. Die Märkte erwarten eine Erhöhung um 25 Basispunkte. Aus Sicht von Volkswirtin Sandra Horsfield von Investec könnte sich eine Zinserhöhung im Juni für die BoE als unzureichend erweisen, so dass sie die Zinsen später im Sommer erneut anheben muss. Die Arbeitsmarktdaten aus Großbritannien zeigten einen überraschenden Rückgang der Arbeitslosigkeit, während die Löhne über den Erwartungen lagen. Die Chancen für aggressivere Maßnahmen der BoE zur Inflationsbekämpfung würden durch die Daten erhöht, was eine Zinserhöhung im August wahrscheinlicher mache, meinte Horsfield. "Es ist nicht klar, ob die bisher verabreichte Medizin genug Wirkung zeigt", sagte sie.

>>> Donnerstag, 22. Juni 2023; 13:00


Mitarbeit: Hans Bentzien, Andreas Plecko, Andrea Thomas, Markus Klausen

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DJG/smh

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June 16, 2023 09:34 ET (13:34 GMT)