Von Rochelle Toplensky

NEW YORK (Dow Jones)--Vergangenes Jahr haben Investmentbanken satte Gewinne eingefahren. Dieses Jahr dagegen ziehen unerwünschte Gewitterwolken auf. Zuletzt erklärten Credit Suisse und Nomura, dass sie beide erhebliche Verluste durch den Zusammenbruch eines ungenannten US-Kunden erleiden würden. Dabei handelt es sich vermutlich um den Hedgefonds Archegos Capital Management des ehemaligen Tiger-Asia-Managers Bill Hwang. Nomura beziffert das Verlustrisiko mit etwa 2 Milliarden US-Dollar, während Credit Suisse sagte, es sei "verfrüht, den Schaden zu quantifizieren". Die Aktien beider Banken stürzten um mehr als 10 Prozent ab.

Der Verkauf großer Aktienpakete Ende vergangener Woche durch viele Banken - einschließlich Morgan Stanley, Goldman Sachs und Deutsche Bank - deutete auf einen Zusammenbruch eines Hedge-Fonds hin. Investoren sollten sich auf breitere Ansteckungseffekte einstellen, da es unklar ist, ob alle Positionen von Archegos bereits aufgelöst wurden. Die Aktien einer Handvoll anderer Kreditgeber, die möglicherweise mit dem Fonds in Verbindung stehen, lagen im Morgenhandel leicht im Minus.

Derweil kommen die Verluste nur wenige Wochen nach Bekanntgabe der Jahresergebnisse vieler globaler Banken, die die Milliardengewinne der Investmentbanken ankurbelten, welche von der Marktvolatilität des vergangenen Jahres profitierten. Die aktuellen Nachrichten sind eine Erinnerung daran, dass mit diesen übergroßen Gewinnen ein Restrisiko verbunden ist. Wie die Finanzkrise von 2008 deutlich gemacht hat, können die Kosten im Bankgeschäft noch lange nach dem Verbuchen und Feiern der Gewinne anfallen.

Außerdem muss die Credit Suisse immer noch den Zusammenbruch von Greensill verdauen, einem britischen Unternehmen für die Finanzierung von Lieferketten, das kurz nach dem Einfrieren von Fonds, die es mit Liquidität versorgt hatten, Konkurs anmeldete. Der Doppelschlag könnte eine außergewöhnliche Pechsträhne sein. Es gab auch andere Banken, die in beide Ausfälle verwickelt waren. Andererseits könnte es auch an endemischen Problemen im Risikomanagement der Credit Suisse liegen. Das Schweizer Unternehmen hatte trotz interner Bedenken weiter mit Greensill zusammengearbeitet.

Die Aktionäre wissen, dass das Investmentbanking ein Geschäft mit hohem Risiko und hohen Gewinnen ist. Zugleich besteht die Ironie darin, dass die Credit Suisse wegen der Kosten früherer Versäumnisse ein nicht so lohnendes Jahr 2020 hatte wie viele ihrer Konkurrenten. Der hohe Handelsgewinn im vergangenen Quartal wurde durch zwei einmalige Belastungen zunichte gemacht: 850 Millionen Dollar an Rechtskosten im Zusammenhang mit toxischen Wertpapierverkäufen vor der Krise von 2008 und eine Abschreibung in Höhe von 450 Millionen Dollar auf die 2010 erworbene Beteiligung am Hedge-Fonds York Capital Management.

Es war ein hartes erstes Jahr für den neuen Chief Executive Thomas Gottstein. Der Credit-Suisse-Veteran wurde im vergangenen Februar ernannt, um das Schiff zu steuern, nachdem Tidjane Thiam wegen eines Spionageskandals entlassen worden war. Der neue Chef legte jetzt aber alles andere als den sauberen Start hin, den sich der Kreditgeber erhofft hatte.

Die Aufsichtsbehörden haben die Banken in den vergangenen zehn Jahren gezwungen, viel mehr Kapital zu halten, was ein Grund für ihre niedrigen Eigenkapitalrenditen war. Im Fachjargon hat die Credit Suisse eine Common-Equity-Tier-1-Quote von 12,9 Prozent, also hochwertiges Eigenkapital im Verhältnis zu den risikogewichteten Aktiven, was mehr als genug sein sollte, um die jüngsten Verluste aufzufangen. Das Archegos-Drama ist eine Erinnerung daran, warum diese renditeaufzehrenden Puffer notwendig sind, falls es überhaupt eines Denkzettels bedurfte.

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March 29, 2021 09:17 ET (13:17 GMT)