München/Bangalore (Reuters) - Der US-Sportartikelriese Nike macht sich auf einen Umsatzeinbruch gefasst.

Im laufenden ersten Quartal 2024/25 werde das Geschäft um etwa zehn Prozent schrumpfen, für das Gesamtjahr 2024/25 (per Ende Mai) rechnet Finanzvorstand Matt Friend noch mit einem mittleren einstelligen Umsatzminus. "Der Gegenwind wird sich im laufenden Jahr stärker auswirken", sagte Friend in einer Analystenkonferenz am Donnerstagabend. Dabei ist das Sportjahr 2024 geprägt von Großereignissen wie den Fußball-Europa- und Südamerika-Meisterschaften und den Olympischen Spielen in Paris.

Doch vor allem im US-Markt kämpft Nike mit der Konkurrenz neuer, hipper Marken wie Hoka von Deckers oder der vom Schweizer Tennisstar Roger Federer unterstützten On. Und auch gegen die Retro-Modelle wie "Samba" und "Gazelle", mit denen der Erzrivale Adidas die Trennung von Skandal-Rapper und Designer "Ye" (Kanye West) vergessen ließ, hat Nike noch kein Rezept. Die Nike-Aktie brach angesichts der mauen Aussichten nachbörslich um mehr als zehn Prozent ein.

Bereits im abgelaufenen Geschäftsjahr 2023/24 war der Umsatz der weltweiten Nummer eins mit 51,4 Milliarden Dollar stagniert, im vierten Quartal ging er leicht zurück und enttäuschte damit die Erwartungen der Analysten. Da half es auch nichts, dass der Nettogewinn im vierten Quartal mit 1,50 (1,03) Milliarden Dollar um 45 Prozent über Vorjahr lag. Im Gesamtjahr verdiente Nike mit 5,7 Milliarden Dollar zwölf Prozent mehr. Das lag aber vor allem an einem zwei Milliarden Dollar schweren Sparprogrammm, das die Verwaltungskosten drückte, an den sinkenden Schiffsfrachtkosten sowie niedrigeren Lagerbeständen.

Finanzvorstand Friend sagte, das vierte Quartal habe gezeigt, welche Herausforderungen Nike zu bewältigen habe. "Wir ergreifen Maßnahmen, um Nike wettbewerbsfähiger zu machen und ein nachhaltiges profitables Wachstum anzukurbeln."

Die Strategie, den eigentlich lukrativeren Verkauf über die eigenen Läden und Online-Shops ohne Umweg über den Einzelhandel anzukurbeln, ging auch im vierten Quartal nicht auf. Ausgerechnet in dem Segment schrumpften die Umsätze um acht Prozent, die Margen waren unter Druck. Seit dem Frühjahr umgarnt Nike - ähnlich wie Adidas-Chef Björn Gulden - verstärkt wieder die Händler. Der Umsatz über Großhändler stieg immerhin um acht Prozent.

"Wir nehmen unsere kurzfristigen Herausforderungen an, aber wir machen Fortschritte in den Bereichen, auf die es ankommt", gab sich Vorstandschef John Donahoe optimistisch. Doch Analysten glauben, dass es einige Zeit dauern wird, bis Nike die Nachfrage beleben kann - schlicht, weil Innovationen und neue Produktlinien Zeit brauchen.

(Bericht von Alexander Hübner, Juveria Tabassum und Ananya Mariam Rajesh, redigiert von Birgit Mittwollen.; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)