Die verheerende Explosion in Beirut und eine Hurrikanserie in den USA und der Karibik kosten die Münchner Rück jeweils mehr als 100 Millionen Euro.

Allein aus der Explosion in der libanesischen Hauptstadt Anfang August erwartet die Münchener Rück eine Schadenbelastung in niedriger dreistelliger Millionen-Euro-Höhe, wie der weltgrößte Rückversicherer am Montag mitteilte. Die Hurrikane Hanna, Isaias und Laura im Juli und August schlagen ebenfalls mit einem niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag zu Buche. Allerdings sei dies nur eine erste, noch unsichere Schätzung. Verglichen mit den Gesamtschäden scheint die Münchener Rück damit glimpflich davon zu kommen: Die Experten des Risikomodellierers RMS hatten allein die versicherten Schäden durch den Hurrikan Laura auf bis zu 13 Milliarden Dollar geschätzt.

Auch beim Thema Corona kann die Münchener Rück etwas aufatmen. Hier habe sich die Schadenentwicklung bisher im dritten Quartal verglichen mit den ersten beiden Quartalen verlangsamt. Es sei aber nicht absehbar, ob dieser Trend anhalten werde, sagte Vorstandsmitglied Torsten Jeworrek in einer Telefonkonferenz. Im ersten Halbjahr hatte die Absage und Verschiebung von Großveranstaltungen wie den Olympischen Spielen, die Schließung von Betrieben und die höhere Sterblichkeit ins Kontor geschlagen. Wegen der Belastungen von rund 1,5 Milliarden Euro aus der Corona-Pandemie halbierte sich das Konzernergebnis auf 800 Millionen Euro.

Die durch die Corona-Pandemie beschleunigte Verlagerung von Geschäftsprozessen ins Internet werde die Nachfrage nach Versicherungsschutz gegen Hackerangriffe erhöhen. Der Cyber-Versicherungsmarkt werde sich ausgehend von 2020 bis 2025 auf etwa 20 Milliarden Dollar verdreifachen, sagte die Münchener Rück voraus. Der Konzern zählt die Cyber-Versicherung zu seinen wichtigsten Wachstumsfeldern und gehört nach eigenen Angaben mit einem Marktanteil von zehn Prozent zu den führenden Versicherern.

MÜNCHENER RÜCK: TREND ZU HÖHEREN PREISEN HÄLT AN

Der Trend zu höheren Preisen und strengeren Bedingungen für Versicherungsschutz werde zumindest im nächsten Jahr anhalten, wahrscheinlich auch die nächsten zwei Jahre, sagte Jeworrek. Insgesamt dürften die Rückversicherungsprämien bis 2022 um jährlich zwei bis vier Prozent zulegen. Nach jahrelangen Preisrückgängen wegen der starken Konkurrenz durch Hedgefonds und andere finanzkräftige Kapitalgeber steigen die Preise seit einigen Jahren wieder. Denn Naturkatastrophen und andere Großschäden haben auch alternative Kapitalgeber schwer getroffen, die in Zeiten niedriger Zinsen auf der Suche nach Rendite das Versicherungsgeschäft für sich entdeckt hatten. Einige dieser Konkurrenten würden ihr Engagement nun überdenken, sagte Jeworrek.

Traditionell trifft sich die Branche alljährlich im September in Monte Carlo, um die Vertragsverhandlungen zum Jahreswechsel vorzubereiten. Wegen der Pandemie finden die Gespräche nun virtuell statt. Das soll eine Ausnahme bleiben: "Sofern die Pandemie es erlaubt, werden wir uns nächstes Jahr wieder in Monte Carlo treffen", sagte Jeworrek. Rückversicherung basiere auf Vertrauen, und das schaffe man am besten im persönlichen Gespräch.