--Tele Columbus findet Lösung zur Finanzierung des Investitionsbedarfs

--Ankeraktionär United Internet beteiligt sich an Bietergesellschaft

--Kapitalerhöhung über 475 Millionen Euro nach Übernahme geplant

--Tele Columbus bleibt an der Börse

(NEU: Details, Aussagen aus der Telefonkonferenz)

Von Matthias Goldschmidt

FRANKFURT (Dow Jones)--Der Kabelnetzbetreiber Tele Columbus holt sich Morgan Stanley Infrastructure Partners ins Haus, um die erforderlichen milliardenschweren Investitionen in den Glasfaserausbau zu stemmen und seinen Bedarf an Fremdkapital zu reduzieren. Wie das Unternehmen mitteilte, hat es sich mit der Investmentgesellschaft auf eine Übernahme und eine anschließende Kapitalerhöhung geeinigt. Auch der Ankeraktionär United Internet will seine Beteiligung von 29,9 Prozent in die Bietergesellschaft einbringen. Rocket Internet will seinen Anteil von 13,36 Prozent andienen.

Die Bietergesellschaft Kublai GmbH bietet 3,25 Euro je Tele-Columbus-Aktie, was einer Prämie von 37,5 Prozent auf den volumengewichteten Drei-Monats-Durchschnittskurs der Tele-Columbus-Aktie am 18. Dezember 2020 entspricht. Der Aktienwert beläuft sich auf 415 Millionen Euro. Bei Hinzurechnung der Nettoschulden von 1,4 Milliarden Euro komme man auf eine Bewertung von gut 1,8 Milliarden Euro, wie Tele-Columbus-Chef Daniel Ritz in einer Telefonkonferenz sagte.

Der Einigung vorausgegangen sei ein mehrstufiger Bieterprozess, Tele Columbus sei an zehn potenzielle Investoren herangetreten. "Die Strategie braucht sehr viel Kapital, das können wir nicht aus dem operativen Cashflow finanzieren." Tele Columbus will in den kommenden zehn Jahren im Rahmen der Strategie "Fiber Champion" knapp 2 Milliarden Euro in die Netzinfrastruktur und den Glasfaserausbau investieren.

Die Einigung sei eine "Win-Win-Situation für alle Beteiligten", so Ritz. Für die Aktionäre sei es eine "gute Gelegenheit", aus dem Unternehmen zu einem attraktiven Preis auszusteigen. Ansonsten müssten sie mit einem Unternehmen leben, dass wegen der hohen Investitionen über mehrere Jahre einen negativen Cashflow verbuchen und keine Dividenden zahlen werde. Die Mitarbeiter müssten sich nicht um die Stellen sorgen, ein Abbau sei nicht vorgesehen. Ebenso sollen alle Standorte erhalten bleiben. Tele Columbus soll an der Börse notiert bleiben, und einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag werde es nicht geben.

Die Angebotsfrist beträgt sechs Wochen plus zwei Wochen zusätzliche Frist. Sie beginnt nach der Veröffentlichung des Angebotsdokuments voraussichtlich Ende Januar. Der Vollzug wird im zweiten Quartal 2021 erwartet. Die Mindestannahmeschwelle liegt bei 50 Prozent.

Bereits am 20. Januar will Tele Columbus auf einer außerordentlichen Hauptversammlung eine Bezugsrechtskapitalerhöhung in Höhe von 475 Millionen Euro beschließen lassen, an der sich die Bietergesellschaft von Morgan Stanley beteiligen wird, sollte die Übernahme erfolgreich sein. Außerdem will sie nach Vollzug der Transaktion weiteres Eigenkapital von bis zu 75 Millionen Euro für die Umsetzung der Glasfaser-Strategie bereitstellen. Die Kapitalerhöhung soll voraussichtlich im Mai über die Bühne gehen.

"Damit können wir unsere Fremdkapitalkosten deutlich reduzieren", sagte Ritz. Die Kosten beliefen sich aktuell auf rund 50 Millionen Euro oder rund 10 Prozent vom Umsatz. Ohne diese Einigung "hätten alle Aktionäre Kapital nachschießen müssen, um die Glasfaser-Strategie zu unterstützen".

Die United Internet AG, die an der künftigen Tele-Columbus-Muttergesellschaft beteiligt sein wird, wird auch an der anstehenden Kapitalerhöhung mit 142 bis 190 Millionen Euro teilnehmen. Auch bei der geplanten Eigenkapital-Spritze von 75 Millionen Euro wird der Internetkonzern im Rahmen seiner Beteiligung mit im Boot sitzen. Außerdem hat die United-Tochter 1&1 Drillisch mit Tele Columbus einen Vorvertrag über die Nutzung des Glasfasernetzes für die Vermarktung ihrer eigenen Breitbandprodukte geschlossen.

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

DJG/mgo/smh

(END) Dow Jones Newswires

December 21, 2020 05:46 ET (10:46 GMT)