FRANKFURT (Dow Jones)--Die negative Tendenz am europäischen Aktienmarkt verfestigt sich am Donnerstag. Der Markt geht mit deutlichen Abgaben in den September, der ohnehin statistisch als der schwächste Aktienmonat gilt. Die Vorgaben aus den USA liefern keine Kaufargumente, ebenso wenig erneut schwache Daten aus China. Dort ist die Industrie im August geschrumpft, wie der von Caixin und S&P Global ermittelte Einkaufsmanagerindex offenbart. Zinssorgen in den USA, eine wahrscheinliche Rezession in Europa und eine wirtschaftliche Talfahrt in China lieferten kein günstiges Umfeld für Aktien, heißt es im Handel. Auf Jahressicht deutlich gesunkene Einzelhandelsumsätze im Juli in Deutschland zeigen indes die inflationsbedingte Kaufzurückhaltung der Verbraucher auf.

Im frühen Handel verliert der DAX 1,2 Prozent auf 12.681 Punkte, der Euro-Stoxx-50 büßt 1,3 Prozent ein. Ein Händler spricht von einer möglichen Ausweitung der Verluste im Tagesverlauf. Denn der Trend zu regelmäßigem ETF-Sparen führe dazu, dass diese Mittel zu Monatsbeginn in den ersten Handelsstunden am Kassamarkt investiert würden. Ab etwa Mittag seien diese Zuflüsse abgearbeitet.

Übergeordnet warten Anleger auf den monatlichen US-Arbeitsmarktbericht am Freitag und hoffen dabei auf eher schwache Werte. Denn je stärker der Arbeitsmarkt, desto mehr Potenzial für Zinserhöhungen hat die US-Notenbank. Die hat allerdings bereits deutlich gemacht, dass die Inflationsbekämpfung klare Priorität habe - auch zum Preis einer harten Landung der US-Konjunktur.

Im Fokus stehen am Donnerstag die weiteren Revisionen der Industrie-PMI rund um den Globus, vor allem aber die aus Europa am Vormittag und den USA am Nachmittag. Aus den USA kommen zudem Lohnstückkosten. Sollte das Lohnplus dort höher ausfallen als die erste Schätzung, könnte auch dies weitere Zinserhöhungssorgen auslösen.


   Lufthansa mit Streik unter Druck 

Unter den Einzelwerten fallen Lufthansa mit einem Abschlag von 3,2 Prozent auf. Dass es so schnell zu einem Warnstreik kommen werde, sei nicht erwartet worden, heißt es im Handel zu der Ankündigung der Pilotengewerkschaft VC für Freitag. "Diesmal könnte eine lange und harte Streikphase drohen, weil die Forderungen extrem hoch sind", kommentiert ein Händler: Die VC will neben der aktuellen Anhebung künftig auch in jedem Jahr eine automatische Lohnerhöhung in Inflationshöhe. Auf so etwas dürfe sich die Fluggesellschaft keinesfalls einlassen, sagt der Händler.

Covestro verlieren mit 2,6 Prozent ebenfalls deutlicher als der Gesamtmarkt. Belastend werten Händler Aussagen, man sei auf der Suche nach Einsparmöglichkeiten beim Energieverbrauch. "Das ist zwar vernünftig, führt dem Markt aber noch einmal vor Augen, dass Covestro unter den DAX-Werten einer der Hauptleidtragenden der Energiekrise ist", kommentiert ein Händler.


   Zur Rose stürzen ab 

Die Aktien von Zur Rose rutschen in der Schweiz um 7,6 Prozent ab. Die Online-Apotheke hat am Vorabend Kapitalmaßnahmen über 150 Millionen Franken angekündigt, davon 100 Millionen als Wandelanleihe und 50 Millionen Franken über neue Aktien. "Die aktuellen Maßnahmen dürften nochmals belasten, aber dass nun konkrete Zahlen im Raum stehen, dürfte für Erleichterung sorgen", kommentiert ein Händler. Denn der Aktienkurs habe schon im Vorfeld wegen der Erwartung von Kapitalmaßnahmen deutlich eingebüßt.

Gut kommen die Jahreszahlen von Pernod Ricard an. Die Kombination aus Umsatzanstieg, erhöhter Dividende und Aktienrückkauf habe man zuletzt selten gesehen, heißt es im Handel. Etwas Sorgen mache man sich aber um die Konjunkturabschwächung in China, die Titel verlieren mit dem Markt 1 Prozent.

Die Aktien von Reckitt Benckiser fallen in London um 4,5 Prozent. Hier belastet der überraschende Rücktritt von CEO Laxman Narasimhan. Die Gründe seien nicht ganz offensichtlich, was für zusätzliche Belastung sorge, meint ein Händler. Die Analysten von RBC Capital Markets nennen die Ankündigung enttäuschend angesichts der Fortschritte, die er beim Umbau des Unternehmens gemacht habe. Sein Ersatz durch den ehemaligen CEO von British American Tobacco, Nicandro Durante, wirke nicht gut platziert bei einem Unternehmen, dass auf Verbrauchergesundheit fokussiert sei.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.470,15        -1,3%        -47,10         -19,3% 
Stoxx-50                3.469,38        -0,9%        -32,23          -9,1% 
DAX                    12.680,96        -1,2%       -154,00         -20,2% 
MDAX                   24.760,69        -1,8%       -458,44         -29,5% 
TecDAX                  2.886,61        -1,3%        -37,10         -26,4% 
SDAX                   11.716,68        -1,2%       -147,85         -28,6% 
FTSE                    7.212,59        -1,0%        -71,56          -1,4% 
CAC                     6.037,75        -1,4%        -87,35         -15,6% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                    absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       1,59                      +0,05          +1,77 
US-Zehnjahresrendite        3,19                      +0,00          +1,68 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %  Do, 8:20 Uhr  Mi, 17:43 Uhr    % YTD 
EUR/USD                   1,0027        -0,2%        0,8648         1,0074   -11,8% 
EUR/JPY                   139,57        -0,2%          0,86         139,64    +6,6% 
EUR/CHF                   0,9787        -0,4%        0,8648         1,0257    -5,7% 
EUR/GBP                   0,8632        -0,2%        0,8648         0,8651    +2,7% 
USD/JPY                   139,19        +0,1%          0,86         138,62   +20,9% 
GBP/USD                   1,1616        -0,0%        0,8648         1,1645   -14,2% 
USD/CNH (Offshore)        6,9068        +0,0%        0,8648         6,8951    +8,7% 
Bitcoin                                              0,8648 
BTC/USD                19.934,82        -0,1%          0,86      20.203,69   -56,9% 
 
ROHÖL      zuletzt  VT-Settlem.  +/- %  +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex    88,45        89,55  -1,2%    -1,10   +24,6% 
Brent/ICE    94,78        95,64  -0,9%    -0,86   +28,2% 
GAS                    VT-Settlem.       +/- EUR 
Dutch TTF   237,00       239,91  -1,2%    -2,91  +291,1% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag         +/- %        +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)             1.706,71     1.710,95         -0,2%          -4,25    -6,7% 
Silber (Spot)              17,80        18,00         -1,1%          -0,20   -23,6% 
Platin (Spot)             845,00       849,50         -0,5%          -4,50   -12,9% 
Kupfer-Future               3,47         3,52         -1,4%          -0,05   -21,7% 
YTD zu Vortagsschluss 
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September 01, 2022 03:46 ET (07:46 GMT)