Berlin (Reuters) - Die IG Metall will mit einer Forderung von sieben Prozent mehr Lohn für die rund 3,9 Millionen Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie in die anstehende Tarifrunde ziehen.

Der Vorstand der Gewerkschaft schlug am Montag zudem vor, bei den Ausbildungsvergütungen ein Plus von 170 Euro pro Monat zu fordern. IG-Metall-Chefin Christiane Benner sprach von "sehr emotionalen Debatten" zum Thema Inflation. "Die Grundlage für die Forderung sind die Realitäten in den Betrieben, aber es ist auch eine Forderung, in der deutlich wird, dass den Beschäftigten für ihre Leistungen der nötige Respekt entgegengebracht wird."

Benner sagte, Verbesserungen für die Auszubildenden seien auch deswegen wichtig, weil diese besonders unter den hohen Lebenshaltungskosten und hohen Mieten litten. Zudem solle eine soziale Komponente Druck von unteren Entgeltgruppen in den Betrieben nehmen. "Die Unternehmen verfügen über ein komfortables Auftragspolster, die Beschäftigten müssen ranklotzen", sagte Tarif-Vorständin Nadine Boguslawski. Die Auftragsbücher seien über einen Monat länger als normal gefüllt. "Die Einmalzahlungen der Arbeitgeber vom letzten Tarifabschluss hat die Inflation aufgefressen."

Die IG Metall hatte vor ihrer Forderungsempfehlung 318.000 Beschäftigte in der Branche befragt. Die Empfehlung des Vorstands wird jetzt in den regionalen Tarifbezirken der Gewerkschaft diskutiert. Die endgültige Forderung will der IG-Metall-Vorstand am 9. Juli beschließen. Der derzeitige Tarifvertrag hat eine Laufzeit bis Ende September.

ARBEITGEBER: BRANCHE IST WEITERHIN IN REZESSION

Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall wies die Forderung zurück. Die Branche befinde sich weiterhin in der Rezession. "Die genannten Vorstellungen klingen aber, als ob wir uns in einem wirtschaftlichen Boom befinden", sagte Gesamtmetall-Präsident Stefan Wolf. Der Verband sei aber mit der IG Metall einig, dass derzeit zu viele Standort- und Investitionsentscheidungen gegen den Standort Deutschland ausfielen. "Bei allem Verständnis für die Anliegen unserer Beschäftigten kommt es gerade jetzt darauf an, den Standort zu stärken", sagte er. Bereits im Vorfeld hatte der Arbeitgeberverband Südwestmetall die "äußerst schwierige wirtschaftliche Lage" betont und erklärt, dass jedes Plus bei den Lohnkosten für die Firmen eine zusätzliche Belastung sei.

Nach monatelanger Flaute zeichnet sich in der deutschen Wirtschaft insbesondere für kommendes Jahr Besserung ab. So hatten zuletzt mehrere Forschungsinstitute ihre Konjunkturprognosen für das laufende und für das kommende Jahr erhöht.

IG METALL WILL ZEIT FÜR DEMOKRATIE

Neben einer Gehaltserhöhung will die Gewerkschaft in der Tarifrunde auch die Verteilung der Arbeitszeit besprechen und dabei Freiräume für Mitarbeiter schaffen, die sich politisch engagieren. Dabei könnte es darum gehen, eine tariflich vereinbarte Freistellungszeit weiterzuentwickeln, sodass mehr Mitarbeiter Zugang dazu hätten, sagte Tarif-Vorständin Boguslawski. "Wir brauchen so etwas wie eine Ehrenamtszeit, eine Zeit für Engagement, eine Demokratiezeit." Benner sagte, es sei wichtig für die Demokratie, dass sich Menschen einbrächten. "Wir haben eine Verantwortung über den Betrieb hinaus."

(Bericht von Christina Amann, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)