Rede des Vorstands

35. Ordentliche Hauptversammlung der KAP AG

30. September 2021 (virtuell)

Es gilt das gesprochene Wort.

Eckehard Forberich:

"Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre, verehrte Vertreterinnen und -vertreter der Aktionäre, meine Damen und Herren,

im Namen des Vorstands darf ich Sie zusammen mit meinem Kollegen Marten Julius, herzlich zur 35. Ordentlichen Hauptversammlung der KAP AG begrüßen.

Gerne hätten wir Sie auch persönlich empfangen, doch im Zuge der andauernden COVID-19-Pandemie hat die Sicherheit aller Teilnehmer für uns höchste Priorität. Deshalb findet unsere Hauptversammlung auch in diesem Jahr wieder virtuell statt.

Die Pandemie hat uns in den letzten eineinhalb Jahren vor besondere Herausforderungen gestellt. Die Automotive-Industrie war temporär besonders stark von ihren Auswirkungen betroffen. Das hat natürlich auch unser Unternehmen in vielen Bereichen deutlich gespürt. Mittlerweile haben sich die Absatzmärkte recht gut erholt, jedoch sehen wir und unsere Kunden in einigen wichtigen Beschaffungsmärkten weiterhin anhaltende Engpässe in den Lieferketten.

Umso mehr freue ich mich darüber, dass wir bisher sehr gut durch die pandemiebedingte Krise gekommen sind. Die KAP-Gruppe konnte aufgrund ihrer gesunden strategischen Diversifizierung mit mehr als 20 Unternehmen in 4 Segmenten, ihrem strikten Kostenmanagement und vor allem durch den hohen Einsatz ihrer Mitarbeiter auf allen Ebenen schnell auf Nachfragereduzierungen reagieren und auch Chancen am Markt ergreifen können.

Dabei haben sich unsere Mitarbeiter vorbildlich an die von uns eingeführten Schutz- und Hygienemaßnahmen gehalten, so dass wir bis jetzt in der gesamten Gruppe nur sehr wenige Corona- Fälle zu verzeichnen haben. Für dieses besondere Engagement und das hohe Verantwortungsbewusstsein möchte ich mich bereits an dieser Stelle ganz herzlich bei der gesamten KAP-Belegschaft bedanken.

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Als starkes und agiles Team haben wir trotz eines teilweise nur schwer einzuschätzenden Marktumfelds unsere strategische Ausrichtung auch im letzten Jahr weiter deutlich geschärft: Die KAP-Gruppe ist heute eine fokussierte, moderne Industrieholding mit einem klaren, auf den unternehmerisch geprägten Mittelstand bezogenen Beteiligungsansatz. In diesem Zusammenhang haben wir ein umfangreiches Investitionsprogramm gestartet und bereits punktuelle Unternehmenszukäufe mit einem exzellenten Fit getätigt. Darüber hinaus haben wir die Unternehmenssteuerung weiter optimiert, zum Beispiel durch die Implementierung von schlankeren Strukturen und verbesserten Prozessen mit modernen IT-Systemen. Diesen Weg werden wir konsequent weitergehen.

Damit haben wir auch einen wichtigen Kulturwandel innerhalb der gesamten Gruppe forciert. Agil, mit einem hohen Maß an Eigenverantwortung, flexibel und modern: Mit diesen Eigenschaften wollen wir auch den sich stark wandelnden Anforderungen der Mitarbeiter - unserem wichtigsten Erfolgsfaktor - auch in Zukunft gerecht werden.

Lassen Sie mich nun gemeinsam mit Marten Julius, unserem Finanzvorstand, auf die Geschäftsentwicklung im vergangenen Jahr sowie im ersten Halbjahr 2021 zurückblicken. Anschließend richten wir den Blick nach vorn, in eine - davon sind wir beide überzeugt - vielversprechende Zukunft der KAP-Gruppe.

Liebe Aktionärinnen und Aktionäre,

im vergangenen Jahr hat die KAP-Gruppe ein hohes Maß an Resilienz bewiesen. Vor den Hintergrund der globalen Konjunkturkrise als Folge der Coronapandemie bin ich wirklich stolz darauf Ihnen berichten zu können, dass wir in diesen herausfordernden Zeiten im Geschäftsjahr 2020, trotz eines signifikanten Investitionsprogramms einen positiven Cash-Flow aus der laufenden Geschäftstätigkeit in Höhe von knapp 55 Mio. Euro erzielen konnten. Auch wenn dabei die temporären Erleichterungen im Bereich Kurzarbeit mitgeholfen haben, so zeigt sich die Krisenresistenz unseres Portfolioansatzes ebenfalls an weiteren Schlüssel-Kennzahlen: Der Umsatz der KAP-Gruppe lag inklusive der Erlöse aus dem aufgegebenen Geschäftsbereich it/services, trotz der Pandemieverwerfungen, im Geschäftsjahr 2020 mit knapp 340 Mio. EUR nur um 9 % unter dem Vorjahr. Unser operatives Ergebnis konnten wir sogar verbessern: Das normalisierte EBITDA stieg um knapp 2 % auf 32,5 Mio. EUR. Die Details zur Ertrags-, Finanz- und Vermögenslage der KAP-Gruppe wird Ihnen im Anschluss mein Kollege Marten Julius berichten.

Die KAP-Gruppe hat ein hohes Maß an Krisenresilienz in Bezug auf die operativen Zahlen bewiesen, dank unseres diversifizierten Beteiligungsportfolios und führenden Positionen in zukunftssicheren Nischenmärkten. Hier zeigt sich der Vorteil unseres breiten Angebots spezifischer Anwendungstechnologien in unseren jeweiligen Segmenten. Aber auch der segmentbezogene Führungsansatz hat zur schnellen Umsetzung von effektiveren Maßnahmen und Initiativen in dieser besonderen Zeit beigetragen.

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Auch wenn die COVID-19 Pandemie uns heute weiter täglich beschäftigt, haben wir diese globale und disruptive Situation genutzt, um die Transformation der KAP-Gruppe zu beschleunigen. Dabei haben wir im zweiten Halbjahr letzten Jahres unsere geplanten Verbesserungsinitiativen gemeinsam mit den operativ verantwortlichen Geschäftsführern in dem neu aufgelegten Strategieprogramm ACCELERATE gebündelt.

Die Umsetzung von konkreten strategischen Maßnahmen in unseren Segmenten ist die Basis für langfristiges Wachstum und die nachhaltig signifikante Steigerung der Profitabilität der KAP-Gruppe. Mit Accelerate haben wir im dritten Quartal letzten Jahres einen festen Rahmen gesteckt mit klaren Zielen, deren Erreichung für uns zu jedem Zeitpunkt messbar und somit sehr gut steuerbar ist.

Die Kernelemente von Accelerate sind organisches und anorganisches Wachstum bei gleichzeitiger Schärfung des Beteiligungsportfolios, eine gezielte Intensivierung und Steuerung der Vertriebsaktivitäten sowie die Optimierung der internen Abläufe und Strukturen. Im Geschäftsbericht 2020 finden Sie eine detaillierte Beschreibung des ACCELERATE-Programms.

In allen Bereichen haben wir flexibel agiert, geplante Maßnahmen schnell umgesetzt und neue Chancen für die KAP-Gruppe wahrgenommen.

Zum Beispiel ist es während der Pandemie gelungen, schneller in neue Absatzmärkte im Bereich Schutzkleidung für Hygieneanwendungen einzusteigen, was in 2020 im Segment Flexible Films einen erfreulichen Umsatz- und Ergebnisbeitrag geleistet hat. Ebenso konnten die in 2020 begonnenen Verhandlungen zum Erwerb der restlichen Anteile an NOW Contec sowie des niederländischen Extrusionsbeschichters Aero Coated Fabrics im Frühjahr 2021 abgeschlossen werden.

Auch in den anderen Segmenten haben wir gezielte Vertriebsinitiativen forciert, um das organische Wachstum nachhaltig abzusichern. Hier konnten wir ebenfalls bereits einige Erfolge erzielen, wie zum Beispiel einen Großauftrag für Korrosionsschutz im Bereich Surface Technologies in den USA oder im Bereich Precision Components in Bezug auf Komponenten für e-Bike Getriebe.

Mit dem Beschluss zum Ausbau des Standortes in Hessisch Lichtenau im ersten Quartal 2021, werden auch in dem Segment Engineered Products attraktive Wachstumschancen im Bereich technischer Textilien gesichert. Zusätzlich wurde am EP-Standort in Portugal mit der neuen Geschäftsführung vor Ort eine Vertriebsoffensive erfolgreich umgesetzt und mit dem Einstieg in die Texturierung neue Umsatzpotenziale erschlossen.

Neben der Wahrnehmung attraktiver Marktchancen setzen wir auch einen besonderen Fokus auf kontinuierliche Effizienzsteigerungen und Ablaufoptimierungen.

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Des Weiteren werden auch mittelfristig vor allem die Maßnahmen im Rahmen des neu aufgesetzten Accelerate-Programms sowie die Verstärkung verschiedener Schlüsselpositionen in der Holding und den Segmenten beziehungsweise ihren Unterbeteiligungen zum weiteren Erfolg beitragen. Hervorzuheben sind weiterhin, neben verbesserten Steuerungs- und Controlling-Elementen, vor allem ein renditestarkes Investitionsprogramm und intensivierte vertriebliche Maßnahmen, Um die Auslastung der Werke mit spezialisierten, kundenspezifischen Anwendungsentwicklungen weiter zu steigern und damit die Profitabilität zu erhöhen.

Auch bei der Schärfung des Beteiligungsfokus auf produzierende Mittelstandsunternehmen in attraktiven Nischenmärkten konnten wir ebenfalls erfreuliche Erfolge erzielen: Im vergangenen Jahr haben wir den Verkaufsprozess für das Segment it/services eingeleitet. Mit Ablauf des Junis des laufenden Geschäftsjahres konnten wir den Verkauf des Gesamtsegments it/services mit den beiden Hauptgesellschaften it-novum GmbH und MEHLER Engineering und Services erfolgreich abschließen. Auch der Verkauf unserer Gewerbeliegenschaft in Fulda, den wir Ihnen im Februar dieses Jahres verkündet haben, steht im Einklang mit unserem übergeordneten strategischen Ziel. Das Closing für den Verkauf der nicht betriebsnotwendigen Immobilen wird im vierten Quartal diesen Jahres erwartet.

Dass unser Kurs der Richtige ist, zeigen auch die guten Ergebnisse, die wir im 1. Halbjahr des laufenden Geschäftsjahrs 2021 erzielt haben, die Ihnen Herr Julius nachher erläutern wird.

Sie sehen, sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre, wir haben nicht nur ein Programm mit einem schönen Namen aufgelegt, sondern tun auch was wir sagen und arbeiten die in Accelerate festgelegten Maßnahmen schrittweise erfolgreich ab. Dies geschieht mit einer gewissen Flexibilität, um sich bei verändernden Marktbedingungen schnell anpassen zu können. Das Programm wird schon im Jahr 2022 deutlich zum Erfolg beitragen und im Jahr 2023 gruppenweit seine volle Wirkung entfalten.

Lassen Sie mich nun die wesentlichen operativen Entwicklungen der letzten 18 Monate in unseren Segmenten zusammenfassen.

Im Segment engineered products, das besonders stark von dem Automotive-Nachfrageeinbruch, aufgrund Corona-bedingte Produktionsstilllegungen in Asien und in den USA, betroffen war, haben wir die Restrukturierung konsequent eingeläutet und die erwartbare Rentabilität des Segments nachhaltig verbessert. Unsere unprofitablen Fertigungen in Fulda und Jilemnice inTschechien, haben wir in diesem Zuge im vierten Quartal 2020 vollständig geschlossen. Unser Fokus liegt statt auf reinen Standardprodukten nun auf hochmargigen Spezialgeweben und Corde. Dafür haben wir entsprechend in Maschinen investiert, um z.B. verstärkt Weichcorde für Luftfederanwendungen zu produzieren. In diesem Zuge haben wir den Ausbau unseres erfolgreichen Standortes in Hessisch-Lichtenau in die Wege geleitet und mittlerweile die Auslastung der Werke weltweit wieder erheblich verbessern können.

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Eine sehr erfreuliche Geschäftsentwicklung hat auch unser Segment flexible films gezeigt, vor allem durch die Nutzung von neuen Absatzmöglichkeiten im Bereich von Medizinanwendungen und aufgrund deutlich höherer Nachfrage im Bereich der Schwimmbadfolien. Die wenigen von COVID-19 betroffenen Geschäfte haben sich viel schneller erholt, als zuvor erwartet. Demnach konnten wir uns voll und ganz auf die Weiterentwicklung des Geschäfts konzentrieren und auch unsere internationalen Vertriebsstrukturen ausbauen. Wir sind in unseren hochspezifischen Nischenmärkten bereits sehr stark positioniert und haben uns, wie bereits erwähnt, durch zwei attraktive Zukäufe weiter gestärkt. Das Segment ist auf einem guten Wachstumskurs und profitierte im ersten Halbjahr 2021 in besonderem Maße von einem Boom im Bereich der Schwimmbadfolien.

Auch wenn sich die Automotive-Absatzmärkte im zweiten Halbjahr 2020 zügiger erholt haben als erwartet, konnten wir die Verluste vor allem im zweiten Quartal im Segment surface technologies nicht aufholen. Allerdings konnten wir unsere Vertriebspipeline im Rahmen des weiteren Ausbaus des hochmargigen Segments stärken. Wir haben unser Verfahrensportfolio, das auf die Automobil- und Möbelindustrie ausgerichtet ist, weiter ausgebaut. Hieraus erschließen sich neue Umsatzpotenziale für die KAP-Gruppe. Im Bereich der Metallveredelung sind bei unserer Tochter in Döbeln der MvD, und bei dem Unternehmen Heiche in Polen im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahrs bereits neue Anlagen in Betrieb gegangen.

Im Segment precision components konnte das neue Management, das seit Ende 2019 an Bord ist, bereits große Fortschritte bei der Optimierung sämtlicher Werke und der Vertriebsarbeit machen. Aufgrund der Coronakrise mussten wir im letzten Geschäftsjahr temporär signifikante Umsatz- und Ergebniseinbußen verbuchen, die im Jahresverlauf nicht mehr aufgeholt werden konnten. Die dadurch erforderlichen Transformationsprozesse sind mit einer Vielzahl von operativen und vertrieblichen Maßnahmen, z.B. durch neu gewonnene Aufträge in den Bereichen e-Bike und elektromechanischen Spezialgetrieben in Umsetzung. In diesem Zusammenhang haben wir auch unseren Standort in Weißrussland gestärkt, der uns deutliche Kostenvorteile verschafft, übrigens auch im laufenden Jahr, da der Warenverkehr trotz der politischen Spannungen weiter ungehindert fließt.

Liebe Aktionärinnen und Aktionäre, wie Sie sehen haben wir die Coronakrise genutzt und die Transformation in allen Bereichen beschleunigt, um die KAP AG zukunftsgerichtet und ertragsstark aufzustellen.

Es war und ist nicht immer ein einfacher Weg, aber wir sind unserer übergeordneten Zielsetzung, der nachhaltig gesteigerten Ertragskraft der KAP-Gruppe, schon ein sehr gutes Stück nähergekommen. Daran wollen wir Sie auch weiterhin mit attraktiven Dividenden beteiligen.

Bevor ich nun das Wort an meinen Vorstandskollegen Marten Julius übergebe, der Ihnen die erfreuliche Entwicklung auch mit Zahlen belegen kann, noch eine formelle Ausführung im Zusammenhang mit seinem Aktienerwerb im Rahmen einer Kapitalerhöhung.

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KAP AG published this content on 01 October 2021 and is solely responsible for the information contained therein. Distributed by Public, unedited and unaltered, on 01 October 2021 07:51:02 UTC.