AMSTERDAM (dpa-AFX) - Sein Expansionskurs hat den Essenslieferdienst Just Eat Takeaway im ersten Halbjahr tief in die Verlustzone gezogen. Unter dem Strich stand ein Minus von fast einer halben Milliarde Euro, nachdem es ein Jahr zuvor minus 59 Millionen Euro gewesen waren, wie das Unternehmen am Dienstag in Amsterdam mitteilte. So gab das Unternehmen, das erst jüngst die Milliardenübernahme des US-Lieferdienstes Grubhub abgeschlossen hatte, in den ersten sechs Monaten des Jahres mit knapp 300 Millionen Euro mehr als drei mal so viel für Werbung aus wie im Vorjahreszeitraum.

Der Umsatz stieg derweil um mehr als die Hälfte auf 2,6 Milliarden Euro und der Bruttotransaktionswert - also die Geldsumme aller Bestellungen über die Plattformen des Konzerns - legt um knapp die Hälfte auf 14,1 Milliarden Euro zu. Dennoch drehte das operative Ergebnis (bereinigtes Ebitda) auf minus 190 Millionen Euro, was einer Marge von minus 1,3 Prozent entspricht. Im Gesamtjahr soll diese Kennziffer weiterhin zwischen minus 1 und minus 1,5 Prozent liegen.

Konzernchef Jitse Groen sprach laut Mitteilung vor allem von hohen Investitionen in das Geschäft des ehemaligen britischen Konkurrenten Just Eat, den die Niederländer im vergangenen Jahr übernommen hatten. Der Manager spricht denn auch von Erfolgen dieser Strategie, die sich positiv auf das Wachstum auswirken. So sei der Online-Marktanteil gestiegen, auch in Großbritannien und Australien.

Groen geht auch daher davon aus, dass das Unternehmen künftig weniger Verlust schreiben wird. Der Höhepunkt sei im ersten Halbjahr erreicht worden. Wie das Unternehmen trotz großer Konkurrenz weiter stark wachsen und profitabel werden will, dürfte der Konzernchef dann im Herbst näher erläutern. Am 21. Oktober ist ein Kapitalmarkttag geplant.

Analystin Sherri Malek von der kanadischen Bank RBC schrieb mit Blick auf den harten Wettbewerb denn auch von einer geringen Berechenbarkeit der Ergebnisentwicklung.

Die Aktien von Just Eat Takeaway gewannen am Dienstag bis zum frühen Nachmittag dennoch gut zwei Prozent auf 73,82 Euro. Nachdem sie - wie viele andere Internetwerte - zunächst noch vom Corona-Boom profitiert hatten und im Oktober 2020 ein Rekordhoch von fast 111 Euro erreicht hatten, ging es in der Folge abwärts. Ein Drittel ihres Wertes haben die Aktien seither verloren.

So sieht Expertin Miriam Adisa von der Bank Morgan Stanley im britischen Geschäft einige ermutigende Anzeichen, wenngleich hier in den ersten sechs Monaten ein operativer Verlust von 71 Millionen Euro anfiel. Mit 136 Millionen Euro fiel das Gros des operativen Konzernverlustes allerdings in der Region "Rest der Welt" an mit Ländern wie Australien, Neuseeland und Israel sowie vielen europäischen Staaten. In Deutschland und in den Niederlanden, die als Einzelmärkte ausgewiesen werden, erzielte das Unternehmen indes operative Gewinne von 94 und 40 Millionen Euro./mis/nas/jha/