Der Offenmarktausschuss der US-Notenbank hat gestern beschlossen, den monatlichen Ankauf von längerfristigen Staatsanleihen sowie von Hypothekenpapieren ab Februar um weitere jeweils USD 5 Mrd auf USD 35 Mrd bzw. USD 30 Mrd zu reduzieren. Der Korridor für die Federal Funds Rate wurde bei 0,00% bis 0,25% belassen. Außerdem wiederholte die Notenbank im schriftlichen Statement ihre Ansicht, dass es voraussichtlich angemessen sei, den Korridor bis weit nach dem Zeitpunkt einer Unterschreitung der Arbeitslosenrate von 6,5% auf dem aktuellen Niveau zu belassen. Im Dezember belief sich die Rate auf 6,7%. Die Amtszeit von Ben Bernanke geht nun zu Ende. Ab 1. Februar über-nimmt Janet Yellen die Notenbankpräsidentschaft. Das nächste Treffen des Offenmarktausschusses findet dann am 18./19. März statt.

Die allmähliche Reduktion der Wertpapierkäufe durch die US-Notenbank lastet vor allem auf den Währungen von Schwellenländern wie der Türkei, Indien oder Brasilien, die zur Finanzierung ihres Leistungsbilanzdefizits auf Kapitalzuflüsse angewiesen sind. Die türkische Lira litt in der jüngsten Vergangenheit zusätzlich unter einem Korruptionsskandal. Um der Abwertung der Lira, die die Inflationsrate nach oben treibt, entgegenzuwirken, hat die türkische Notenbank in dieser Woche den Leitzins von 4,5% auf beachtliche 10,0% angehoben. Auch die indische Notenbank (Reserve Bank of India) hat in dieser Woche den Leitzins erhöht (+0,25% auf 8,0%) um dem Währungsverfall und dem Anstieg der Inflationsrate entgegenzuwirken. Auslöser der jüngsten Währungsturbulenzen in den Schwellenländern und einer damit gestiegenen Risikoaversion der Marktteilnehmer war in der letzten Woche eine starke Abwertung des argentinischen Peso im Verhältnis zum US-Dollar, nachdem die Zentralbank des Landes ihre Devisenmarktinterventionen als Folge schwindender Devisenreserven vorübergehend eingestellt hatte.

Am 6. Februar tagt der geldpolitische Rat der Europäischen Zentralbank. Eine Änderung der Geldpolitik erwarten wir nicht. Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos erklärte der EZB-Präsident, Mario Draghi, zuletzt, er sehe keine Deflation in der Eurozone. Sollte es zu einer kommen, würde die Notenbank jedoch im Rahmen ihres Mandats alle Instrumente zu ihrer Bekämpfung einsetzen. Mit 0,8% lag die Teuerungsrate der Eurozone im Dezember deutlich unter dem Ziel der Europäischen Zentralbank von knapp unter 2%.

Die zuletzt veröffentlichten Konjunkturdaten fielen uneinheitlich aus. Eine weitere Stimmungsauf-hellung war im Januar bei den deutschen Unternehmen zu beobachten. Der ifo Geschäftsklimaindex stieg auf 110,6 Punkte (Dezember: 109,5 Punkte) und erreichte damit das höchste Niveau seit Juli 2011. Hierbei bewerteten die rund 7000 befragten Unternehmensvertreter sowohl ihre Geschäftslage als auch ihre Geschäftsaussichten besser als im Vormonat. Die Kauflaune der deutschen Verbraucher ist dank guter Konjunktur- und Einkommensaussichten derzeit so gut wie seit Jahren nicht mehr. Der GfK-Konsumklimaindex für Februar erreichte mit 8,2 Punkten (Januar: 7,7 Punkte) das höchste Niveau seit August 2007. In Österreich verzeichnete der saisonal bereinigte Produktionsindex für den Produzierenden Bereich gemäß Statistik Austria im November gegenüber dem Vormonat einen Rückgang um 1,0% (Oktober: -0,3%). Verglichen mit dem Vorjahresmonat nahm der arbeitstägig bereinigte Produktionsindex um 0,9% (Oktober: +0,6%) ab. In den USA hat sich das Wachstums-tempo des Produzierenden Gewerbes im Januar im Vergleich zum Dezember etwas verlangsamt. Der vom Markit-Institut berechnete Einkaufsmanagerindex sank im entsprechenden Monat gemäß einer vorläufigen Berechnung auf 53,7 Punkte (Dezember: 55,0 Punkte). Ein Wert von mehr als 50 Punkten signalisiert Wachstum, ein Wert darunter Kontraktion. Die Stimmung der US-Verbraucher hellte sich im Januar weiter auf.

Autor: Friedrich Glechner

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